Politik

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Ein Bericht über 10 Monate Bundeswehr / Teil 6: Fazit und Schluß

Die Zeit bei der Bundeswehr verging insgesamt viel zu schnell, vor allem die Grundausbildung. Manchmal schien die Arbeit einem überflüssig oder sinnlos. Oft überkam einen auch die Langeweile.
Aber die besonderen Erfahrungen, die man bei der BW gemacht hat, sind etwas ganz besonderes, und ich möchte sie auch nicht missen. Mit etwas Wehmut habe ich meine Bundi-Klamotten abgegeben, vor allem die Marine-Uniform.
Mit Sicherheit hatte ich viel Glück bei meinem Verlauf der Wehrpflicht, denn allzu viele Jugendliche beklagen sich über ihr Leben bei der Bundeswehr. Aber ich glaube, dass, wenn man sich hinter seine Arbeit klemmt und Interesse zeigt, auch von den Vorgesetzten beachtet und belohnt wird, z.B. durch eine förmliche Anerkennung oder eine Beförderung, was ja auch gleichzeitig mehr Freizeit bzw. mehr Sold bedeutet.
Es gab übrigens noch viele andere Interessante und schöne Erlebnisse während dieser Zeit, aber dieser Bericht sollte nur einen kleinen Einblick in ein Leben beim Bund geben und zeigen, dass auch BW Spaß machen kann. Das was am meisten geprägt hat, ist die Kameradschaft, die hoffentlich auch über die BW-Zeit hinaus als Freundschaft erhalten bleibt. Bestimmt nicht alle, aber hoffentlich einige.

Notwendig

Die Bundeswehr ist eine Institution, die in einem Kriegsfall das Vaterland verteidigen soll. Außerdem hilft sie in Krisengebieten den Frieden zu sichern, unterstützt die Nato bei wichtigen Einsätzen und springt sogar bei Katastrophen im Inland ein (Oderüberschwemmung). Diese Aufgaben sind sinnvoll und wichtig, um das Leben in der Gemeinschaft zu sichern.
In der Bundeswehr sind bestimmt keine Mörder, wie es leider noch viel zu oft plakativ behauptet wird. In Gesprächen mit Kameraden, aber auch Vorgesetzten wurde deutlich, dass sie ihren Auftrag darin sehen, ihrem Vaterland zu dienen, indem sie es in möglichen Gefahren schützen. Dieser Gedanke ist wichtig und richtig. Jeder, der irgendwelche Parolen gegen die BW loslässt, ist völlig realitätsfern und unumsichtig.

Kein Hort Rechtsradikaler

Die BW ist auch kein Haufen von Rambos. Sie hat mit Sicherheit Eigenheiten, um in dem System Ordnung und Disziplin zu wahren, aber in einem tatsächlichen V-Fall muss man wohl darauf aufbauen. Und wirklich rechtsradikales Gedankengut ist mir während meiner gesamten Zeit nicht untergekommen. Im Gegenteil: Schon während der Grundausbildung wurde uns in Seminaren eingetrichtert, dass rechtes Gedankengut in der BW nichts zu suchen hat. Und das scheint sich weitgehend durchgesetzt zu haben.

Viel Leerlauf

Eine Reform in der BW ist aber tatsächlich nötig. Ich habe auch viel Verschwendung und überflüssige Stellen während meiner Dienstzeit erlebt. Wir brauchen kleinere, dafür aber aktivere Streitkräfte. Dabei muss die Technik auf den neusten Stand gebracht werden und moderne Kriegsführung auch bei den Wehrpflichtigen eingeprägt werden.
Aber: Die Wehrpflicht muss bleiben, damit im Notfall doch genügend Soldaten bzw. "Personal" zur Verfügung steht. Außerdem entscheiden sich viele Jugendliche gerade während ihrer BW-Zeit, dass die Bundeswehr eine Berufsaussicht für sie ist und sie verpflichten sich erst dann.
Für alle anderen ist diese Zeit eine Erfahrung, die sie mit Sicherheit so schnell nicht vergessen werden. Sie haben Kameradschaft erlebt und erkannt, dass sie eine Art Verpflichtung ihrem Vaterland gegenüber erfüllt haben.
Wenn dann aber so ein Politiker wie Trittin auftritt und so abfällig über Soldaten und die Bundeswehr redet, fühlt man sich doch ein wenig vor den Kopf gestoßen. Man möchte seinem Vaterland diesen Dienst erweisen und dann wird man von diesem Mann im Bundestag vertreten, der solche Ansichten vertritt. So wäre ein Rücktritt Trittins für alle Soldaten aber auch Wehrpflichtigen nur eine Genugtuung.

Holger Stawitz

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