Mit einer Sonderausgabe von z.d.A. Rat meldet sich die Stadtverwaltung zum 01. April auf eine Frage der SPD-Fraktion:
"Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
nach Ansicht der SPD-Fraktion hat der Dienstsitz des Oberbürgermeisters die Rathaus-Rotunde, einen entscheidenden Nachteil. Der erste Bürger der Stadt hat von seinem Bürofenster immer nur einen bestimmten Teil Leverkusens im Blick. Wir sind jedoch der Auffassung, dass ein Oberbürgermeister mit Weitsicht – gleich welcher politischen Couleur – immer die ganze Stadt im Blick haben muss.
Daher tritt die SPD-Fraktion dafür ein, die Rathaus-Rotunde so umzubauen, dass sie – gelagert auf einem Getriebe und angetrieben von einem Elektromotor, der durch Solarzellen auf dem Rathausdach gespeist wird – insgesamt drehbar wird. Ohne seinen Platz verlassen zu müssen, könnte der Oberbürgermeister so jeden Tag das 360-Grad-Panorama von Leverkusen betrachten, um einerseits alle Untertanen gleichermaßen beaufsichtigen zu können; andererseits könnte dadurch das Antlitz seiner Person und die Autorität seines Amtes ebenmäßig auf die gesamte Bevölkerung ausstrahlen.
Dies vorausgeschickt bitten wir um die Beantwortung folgender Fragen:
1.) Mit welchen überschlägig ermittelten Kosten rechnet die Verwaltung, wenn die Rathaus-Rotunde wie zuvor beschrieben umgebaut wird?
2.) Welche Umdrehungsgeschwindigkeit für die Rotunde betrachtet die Verwaltung als angemessen?
3.) Ab welcher Geschwindigkeit sieht die Verwaltung die Notwendigkeit, besondere Schutzvorkehrungen, wie beispielsweise Sicherheitsgurte an Stühlen und Schreibtischen, zu installieren?
4.) Sollte nach Ansicht der Verwaltung die Rotunde lediglich mit einer Einheitsgeschwindigkeit bewegt werden oder sollte – der Einsatz eines geeigneten Getriebes mit mehreren Gängen vorausgesetzt – die Drehgeschwindigkeit auch variiert werden können? Letztere Variante böte den Vorteil, die Anlage an exogene Faktoren anpassen zu können, wodurch diese auch bei größeren Windstärken nicht zwangsweise abgeschaltet werden müssen.
5.) Die Rathaus-Rotunde befindet sich im Hinblick auf die Seveso-II-Problematik in der Nähe von sogenannten Störfallbetrieben. Wie bewertet die Verwaltung eine dahingehende mögliche bauliche Anforderung an die drehbare Rotunde, im Gefahrenfall durch manuelles Eingreifen die ansonsten automatische Steuerung der Drehgeschwindigkeit zu unterbrechen („emergency interruption“) und stattdessen auf ein Maximum zu erhöhen, um somit Gefahrenbereiche im Rathaus unverzüglich aus der jeweiligen Windrichtung drehen zu können? Welche Sicherheitsmaßnahmen, wie etwa Auffangnetze oder ähnliche Vorkehrungen, sind in diesem Fall gegenüber Mitarbeitern, Ratspolitikern und Besuchern vor den dann entstehenden Zentrifugalkräften zu treffen? Welche lüftungstechnischen Anforderungen wären darüber hinaus zu erfüllen?
6.) Laut gesamtstätischen Seveso-II-Konzept befindet sich die Rathaus-Rotunde in der sogenannten Planungszone 2. Eine innerstädtische Entwicklung innerhalb dieses Areals ist unter Wahrung des Gebietscharakters grundsätzlich machbar. Welche Möglichkeiten sieht die Verwaltung in dem Zusammenhang, die neue drehbare Rotunde auch touristisch zu nutzen und zu vermarkten, ggf. mit Ergänzung eines gastronomischen Angebots?
7.) Welche Erfolgsaussichten sieht die Verwaltung, für die Umbaumaßnahmen an der Rathaus-Rotunde Landes-/ Bundes- oder EU-Fördermittel zu generieren?
Mit freundlichen Grüßen
gez. Peter Ippolito | gez. Dirk Löb | gez. Heike Bunde |
1. Offizier | Gravitationsbeauftragter | Humorbeauftragte |