Neuere Theorien sehen das Bewusstsein als eine Simulati-on von Wirklichkeiten in unseren Gehirnen. In „Trans-fleisch“ treffen Simulation und Realität aufeinander, aber wie lassen sie sich voneinander unterscheiden? Nach Thomas Metzinger („Der Ego-Tunnel“) ist der Inhalt unse-res Bewusstseins eine in unserem Gehirn simulierte Wirk-lichkeit und das Gefühl des Daseins selbst ein Teil dieser Simulation. „Transfleisch“ greift aktuelle Erkenntnisse der Wissenschaft ebenso auf wie die philosophischen Diskurse darüber und übersetzt diese in eine künstlerische Ausei-nandersetzung. Video, Musik und Text/Performer erschei-nen dabei in ihrer ästhetischen Eigenständigkeit, ohne Vormachtstellung einer einzelnen Kunst. Ein bühnenfül-lendes Video mit Strobo-Effekten, eine Komposition aus zeitgenössischer Musik, die körperlich erfahrbar ist und ein Performer mit seiner Stimme: Überforderung der Sinne als euphorisierende wie verstörende Grenzerfahrung!
„Transfleisch“ entstand 2013 als Musiktheater für Schau-spieler, Video und eingespielte elektronische Musik, eine Zusammenarbeit des Komponisten Sergej Maingardt mit der Autorin und Dramaturgin Rosi Ulrich. 2019 spielte das Ensemble electronic ID einen Auszug aus dem Stück live; die elektronische Musik wurde dafür instrumentiert und mit live-elektronischen Elementen verknüpft. Daraus ent-stand ein vibrierend-lebendiges Wechselspiel von Live-Musik und Elektronik, passend zum Thema des Verhältnis-ses von Realität und Bewusstsein. Nach der Ausstrahlung einer Radio-Fassung im Deutschlandfunk ist in Leverkusen nun die szenische Uraufführung der Bühnenfassung zu erleben!
Publikumsgespräch im Anschluss.
Transfleisch
Eine Komposition von Sergej Maingardt
Produziert von WEHR51 und Ensemble electronic ID
Ensemble electronic ID:
Sarah Heemann, Flöten
Tobias Gubesch, Klarinetten
Matthias Schuller, Posaune
Felix Knoblauch, Klavier / Synthesizer
Anna Neubert, Violine
Pauline Buss, Viola
Rebekka Stephan, Violoncello
Kai Hufnagel, Sprecher
Sergej Maingardt, Klangregie / Video
Infos auch unter https://electronicid.de/project/transfleisch/
electronic ID
Dazwischen: zwischen Analogem von damals und Digitalem von heute. Zwischen 20. und 21. Jahrhundert. Das Ensemble electronic ID bedient sich in beiden Welten, der zeitgenössischen, neuesten Musik und der digitalen Möglichkeiten als Türöffner in neue Erlebniswelten. Keine Facette des Erschaffens von Kunst wird vor dem Publikum verbor-gen, Kunst wird als Ganzes erlebbar und mit so vielen Sinnen wie möglich erfahrbar. Seit 2014 besteht electronic ID als Ensemble; sein Interesse gilt der Arbeit mit Medien in allen Kontexten, weil Kunst Medien ebenso gestalten kann, wie es andersherum ge-schieht. Das Kollektiv steht unverkleidet und unverfälscht auf der Bühne, und auf die Bühnenperformance wird größter Wert gelegt. Jedes Konzert ist ein Gesamtereignis, in dem alle Dimensionen des Erlebnisses „Konzert“ miteinander in Bezug gesetzt werden.
Vom Kollektiv electronic ID können sich viele etablierte Neue-Musik-Klangkörper eine Scheibe abschneiden: Endlich ist hier auch mal eine lebendige Bühnen-Performance Thema, nicht zuletzt durch den Einsatz einer kreativen Lichtregie. Das Prinzip (...) wird hier ganz intuitiv und ohne jeden bildungsbürgerlichen Ballast erforscht.
Stefan Pieper, nmz, 7. Mai 2018
Mehr Infos zum Ensemble unter electronicid.de