Kunst und Kultur aus unterschiedlichen Perspektiven


Archivmeldung aus dem Jahr 2019
Veröffentlicht: 21.05.2019 // Quelle: Bayer AG

„Wer bin ich?“ Diese Frage hat sich wahrscheinlich jeder schon einmal gestellt. Im digitalen Zeitalter nicht einfach zu beantworten, schlüpfen die meisten von uns doch schon ohne soziale Medien und die Eigenschau auf Instagram und Co. zumeist in nicht nur eine, sondern mehrere Rollen: Sie sind Kind von, Mutter oder Vater, Tante oder Onkel, Angestellte oder Selbständige. Darüber hinaus Mann, Frau oder Divers, gläubig oder nicht, sind Zugezogene oder Einheimische. Was macht den Menschen aus? Wie begegnet er den vielfältigen Anforderungen an sich selbst und seine eigenen Bedürfnissen?

Mit den Themenschwerpunkten „Gender-Revolution“ und „Identität“ nähert sich Bayer Kultur in der Spielzeit 2019/20 den unterschiedlichsten kulturellen Ästhetiken und Fragestellungen: Der Schauspieler Christian Friedel und seine Band Woods of Birnam zeigen in „Searching for William“ zum Beispiel, dass sich Popmusik durchaus mit den Versen Shakespeares verträgt und der englische Dramatiker sehr modern interpretiert werden kann – ohne an Qualität einzubüßen. Christian Brückner präsentiert gemeinsam mit den Schlagwerkern Elbtonal Percussion seine ganz persönliche Lesart von Herman Melvilles „Moby Dick“, das Orchester für Alte Musik l´arte del mondo hat eine Opern-Sensation von Johann Wolfgang von Goethe im Gepäck, und Schuberts „Winterreise“ erscheint aus einem Dreiklang von Klaviermusik, Gesang und Tanz in einem neuen Gewand. Die drei Ausstellungen im Erholungshaus überzeugen mit Werken hochkarätiger Künstler wie Ulrike Rosenbach oder dem Künstler-Duo Mwangi Hutter, weiblichem Sehen und queeren Perspektiven sowie Arbeiten Studierender der Akademie für Bildende Künste München.

„Vielfalt ist eine Chance für die kreative Weiterentwicklung“, erläutert Thomas Helfrich, Leiter Kultur, Sport und Bildung bei Bayer, die Auswahl. „Für Erwachsene ebenso wie für Kinder und Jugendliche. Wer immer nur eine Perspektive vermittelt bekommt, dem fehlt später zumeist die Offenheit, objektiv und mit einem ganzheitlichen Blick an gesellschaftliche Themen heranzugehen. Für eine aufgeklärte Gesellschaft ist aber gerade dieser Facettenreichtum notwendig, um ein respektvolles Miteinander zu garantieren.“

Den Startschuss zur Spielzeit gibt traditionell das Eröffnungsfest (7. SEP), das in diesem Jahr unter dem Motto „Studio 37“ steht und das Publikum einlädt, den Glam-Rock der 1970er-Jahre zu feiern. Interessierte haben ab sofort die Möglichkeit, unter 0214 30-41283/-41284 oder bayerkultur@derticketservice.de kostenfreie Karten für das Fest zu erwerben.

Spannende Begegnungen in der Musik
In der Sparte Musik treffen in der Spielzeit 19/20 viele spannende Künstler-Kombinationen und Ensembles aufeinander – sowohl innerhalb der Reihen als auch innerhalb eines Konzertes. So zeigt das orchestra in residence von Bayer Kultur, l´arte del mondo, die Opern-Sensation „Scherz, List und Rache“ von Johann Wolfgang von Goethe (28. NOV). Für das Sinfoniekonzert hat sich das Orchester für Alte Musik keinen Geringeren als den renommierten Kontrabassisten Ödön Rácz an die Seite geholt (14. FEB). In der Reihe der Sinfoniekonzerte treffen außerdem Tobias Feldmann, der stART-Künstler Sandro Roy und das Concertgebouw Kammerorchester aufeinander (24. SEP). Zu hören sein wird unter anderem Bachs Doppelkonzert, bei dem die beiden Violinisten einmal mehr ihr Können unter Beweise stellen. Die beiden weiteren Positionen in dieser Reihe sind mit dem Ural Philharmonic Orchestra (13. NOV) sowie den Bayer-Philharmonikern (17. MAI) besetzt. Letztere kommen in Begleitung des Harfenisten Xavier de Maistre ins Erholungshaus.

Im Rahmen des Klavierzyklus` geben sich unter anderem Fazil Say (11. NOV – nur in Wuppertal) und die Brüder Lucas und Arthur Jussen (4.+5. MAI) ein Stelldichein. In der Kammermusik kommt der Countertenor Valer Sabadus in einem „Duett“ mit der Band SPARK (19. NOV) dem Paradies sehr nahe, der stART-Künstler Alexej Gerassimez beweist mit seiner Percussion Group (21. APR), dass der Begriff „Schlagwerk“ vielfältig ausgelegt werden kann, und Schuberts „Winterreise“ (15. SEP) wird durch Alexander Krichel (Piano), Juliane Banse (Sopran) und István Simon (Tanz) neu interpretiert.

Die Reihe „Musik Plus“ lebt in der Saison 19/20 nicht nur von dem alljährlich beliebten Neujahrskonzert (1. JAN), sondern dieses Mal ganz besonders von der Beteiligung des Publikums: In einem von Radio Leverkusen und Bayer Kultur präsentieren Hörerkonzert hat jeder die Möglichkeit, ab Sommer 2019 unter www.radioleverkusen.de mitzubestimmen, was die Bayer-Philharmoniker und der Leverkusener Singer-Songwriter Arthur Horváth im Februar 2020 auf die Bühne des Erholungshauses bringen.

Zahlreiche Jazz-Konzerte und die Reihe KonzerteLeverkusenerMusiker (KLM) runden die Auftritte in der Sparte Musik ab.

Farben- und Facettenreichtum im Tanz
Die Sparte Tanz ist im Erholungshaus traditionell international besetzt, was nicht alleine daran liegt, dass Compagnien aus dem In- und Ausland eingeladen werden. Auch die Zusammensetzung der einzelnen Ensembles zeugt von großer Vielfalt und verleiht den einzelnen Choreografien oftmals eine eigene „Farbe“ und zahlreiche Facetten.

Was es heißt, die Verbundenheit zur Heimat durch Bewegung auf die Bühne zu bringen, zeigen mit „Danser Casa“ (27. SEP) die Choreografen Kader Attou und Mourad Merzouki. Oder vielmehr sind es ihre jungen, von der Straße gecasteten Tänzer, die es schaffen, mit ihrer individuellen Ausdrucksweise zu überzeugen.

Im November (30. NOV) präsentiert sich die Nanine Linning Dance Company mit „Silence Song of Silence“ dem Leverkusener Publikum. Die gebürtige Niederländerin erschafft mit ihren Arbeiten wahre Gesamtkunstwerke, deren Eindruck sich niemand entziehen kann.

Gleiches gilt für die kraftvollen und stolzen Choreografien der Company Georges Momboye (29. JAN), die ihr Programm „Empreintes Massai“ vorstellt.

Zum „Widerholungstäter“ wird Fondazione Nazionale Della Danza / Atlerballetto und mit der Compagnie auch der stART-Künstler von Bayer Kultur im Bereich Tanz/Choreografie Philippe Kratz. Der dreiteilige Abend (25. APR) zeigt mit „cloud|materia“ unter anderem eine Arbeit von Kratz, mit der er den Spuren einer der wenigen weiblichen Werkstattleiter am Bauhaus folgt: Anni Albers.

Mit „Time“ beschließt die New Zealand Dance Company (15. MAI) den Tanz in der Spielzeit 19/20.

Theater – Überzeugende Projekte und ein Abschied
Für den Theaterreferenten Reiner-Ernst Ohle bricht 19/20 die letzte Spielzeit an, bevor er in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Mehr als 30 Jahre hat er das Schauspiel bei Bayer Kultur geprägt – und holt für seine Abschiedsrunde noch einmal große Namen, überzeugende Produktion und treue Weggefährten ins Erholungshaus:

Der Schauspieler und Synchronsprecher Christian Brückner hat Herman Melvilles „Moby Dick“ zu seinem ganz persönlichen Herzensprojekt erwählt. „´Moby Dick` ist einfach mein Ding“, so Brückner in einem Interview im Spielzeitmagazin 19/20 von Bayer Kultur. „Das Buch hat mich […] in seiner Vielfältigkeit fasziniert, seine archaische Form, die Figur des Ahab. Es hat mich gereizt, mich an ihm als Figur und den vielen Facetten des Buches ´abzuarbeiten`.“ Auf welche Weise er dies gemeinsam mit Elbtonal Percussion macht, erfährt das Publikum am 24. November.

Knapp drei Monate später (15. FEB) sind Dominique Horwitz und das Arte Ensemble mit einem „Sommernachtstraum“ frei nach Shakespeare zu Gast.

Shakespeares moderne Seite zeigen der Schauspieler und Sänger Christian Friedel und seine Band Woods of Birnam mit „Searching for William“ (19. + 20. OKT). Das viel beachtete Projekt konnte bereits an zahlreichen Theatern überzeugen. Friedel selbst sagt dazu: „Es ist eine unerwartete Mischung aus Theater und Konzert. Es ist intensiv und leidenschaftlich, laut und leise, aber nie langweilig. Man muss nicht alles verstehen, man muss sich nur darauf einlassen und eventuelles Schubladendenken zu Hause lassen. Es ist ein Rausch, ein gesunder Rausch, ein Rausch, den nur das Theater zu schaffen vermag.“

Einer Art Rausch, einem gegenseitigen Verlangen sind auch die Protagonisten in Rainer Werner Fassbinders „Tropfen auf heiße Steine“ verfallen, das am 15. März in einer Inszenierung des Leverkusener Regisseurs Philipp Arnold zu sehen ist, der künstlerisch am DT Berlin zu Hause. „[In dem Stück] geht es um Andersartigkeit, Konsumverhalten, Rollenbilder, Ideen und Systeme, denen man sich fügen muss. […] “, erläutert Arnold seine Wahl. „Was ich an dem Stück wirklich aktuell finde, ist das Konsumverhalten, das die Figuren an den Tag legen – sie konsumieren sich wahrhaftig nacheinander weg, ohne Rücksicht auf Verluste. Das finde ich schon fast heutig.“

In der „Bunten Reihe“ wird es mit „The New York´s Spanish Harlem“ (15. NOV), einer Produktion mit Hits und Akrobatik vom Wintergarten Varieté Berlin (21. MRZ) sowie einer „Rocky Horror Show“ (30. MAI) musikalisch bunt. Zudem gibt es hier eine Neuerung: Statt der üblichen zwei Termine pro Veranstaltung wird es nur einen geben.

Identitäten und queere Perspektiven in der Kunst
Die beiden thematischen Ausstellungen der Spielzeit 19/20 begleiten die Themenschwerpunkte „Identität“ und „Gender-Revolution“ visuell. Beide Ausstellungen zeigen bewusst vor allem Künstlerinnen des 20. und 21. Jahrhunderts, da gleiche Wertschätzung und Anerkennung unabhängig vom Geschlecht im Kunstbetrieb immer noch keine Selbstverständlichkeit ist.

Die Ausstellung „Identitäten. Ulrike Rosenbach – Johanna Reich – Mwangi Hutter“ (15. SEP bis 5. JAN) nimmt ihren Ausgang von der Befragung weiblicher Rollenmodelle im Aufbruch der 1968er-Jahre. Im Zentrum steht das Werk von Ulrike Rosenbach, einer der wichtigsten feministischen Künstlerinnen und Pionierinnen der Performance- und Medienkunst. Die performative Videoarbeit von Johanna Reich zeichnet eine stark malerische und medienreflexive Komponente aus, und Mwangi Hutter untersuchen in Performances, Fotoarbeiten, Bildern und Installationen die vielschichtigen Beziehungen von Menschen unterschiedlicher Kultur, Nationalität, Religion oder Geschlecht.

„Weibliches Sehen? Queere Perspektiven“ (5. APR bis 28. JUN) stellt die Frage: Besteht ein Zusammenhang zwischen Sehen, Kunst und Geschlecht? Die Kuratorinnen Birgit Bosold und Carina Klugbauer haben mit dem Ausstellungsprojekt „Lesbisches Sehen“ im Schwulen Museum Berlin dazu Pionierarbeit geleistet. Für das Erholungshaus wird dieses Projekt in Zusammenarbeit mit Birgit Bosold aufgenommen und weiterentwickelt.

In der Ausstellungsreihe „Kunsthochschulen zu Gast“ stellt sich die Klasse von Professor Pia Fries von der Akademie der Bildenden Künste München im Erholungshaus vor (12. JAN bis 29. MRZ).

Ergänzt wird die Spielzeit 19/20 von Bayer Kultur durch ein anregendes Kinder- und Jugendprogramm, das zum Mitmachen einlädt.

Karten für die Veranstaltungen der Spielzeit 19/20 im Erholungshaus können ab sofort unter www.kultur.bayer.de, bayerkultur@derticketservice.de oder 0214 30-41283/-41284 erworben werden. Das gesamte Spielzeitprogramm finden Interessierte ebenfalls unter www.kultur.bayer.de sowie in dem neuen Magazin, das bei Bayer Kultur erhältlich ist.


Ort aus dem Stadtführer: Erholungshaus
Anschriften aus dem Artikel: Albert-Einstein-Str 58, Alte Landstr 129

Kategorie: Kultur
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