Der Tag der Wahrheit - Dramatik pur

Der etwas andere Bericht

Alle 5 Jahre ist es wieder soweit, die Kommunalwahl steht an.
Die Spannung wächst von Tag zu Tag, die Kandidaten sind nervös, Optimismus wird ausgestrahlt, Respekt vor der Meinung der Bürger hat jeder, Überraschungen wird es wie immer geben, nur welche? Egal mit wem man redet, eine gewisse Skepsis hat jeder. Werde ich meinen Wahlkreis holen, fragt sich jeder Direktkandidat.
Das Ergebnis von 1999 wird nicht zu erreichen sein, mit Verlusten wird gerechnet. Wie wird die SPD abschneiden? Pro Opladen hat viel Werbung in eigener Sache gemacht, wie viele Stimmen wird diese Gruppe auf sich vereinigen können? Viele Fragen, wie ihr merkt.

Die ersten Zahlen

Um 18:00h ist es soweit, die Luft in der CDU-Geschäftsstelle ist zum schneiden, Spannung pur. Die ersten Hochrechnungen kommen, Verluste für die beiden großen Parteien, das schlechteste Ergebnis für die SPD in der Nachkriegsgeschichte droht und wird sich später bewahrheiten. Auch die CDU verliert, deutlich, aber auf hohem Niveau.
Die elektronischen Stimmabgabegeräte helfen allen Beteiligten, schnelle Ergebnisse sind die Folge, die ersten Wahlkreise sind ausgezählt. Zunächst werden die Oberbürgermeisterergebnisse angezeigt. Eine Stichwahl wird bei 6 Kandidaten vermutet, über 50% als Ergebnis ist unwahrscheinlich. Die ersten Auszählungen zeigen, dass unser OB-Kandidat Hebbel vorne liegen wird. In Opladen ist Herr Steinacker von Pro Op mit 20% sehr gut dabei. Eine Frage bei allen Opladenern kommt auf: Wie viel holt Pro Op in den Wahlkreisen? Der Bürgerlisten-Kandidat Schoofs schneidet in Rheindorf, wie erwartet, gut ab. Aber auch in anderen Ortsteilen sichern sich diese beiden Kandidaten viele Stimmen. Am Ende des Abends steht fest: Unser Paul geht mit über 41% in die Stichwahl. SPD-Küchler erhält 30% und ist der Gegenkandidat in der Stichwahl.

Kampf um Wahlkreise

Als nächstes werden die ersten Ergebnisse in den Wahlkreisen bekannt gegeben. Für die CDU mit unseren drei JU-Kandidaten wird es ernst, die Spannung ist jedem ins Gesicht geschrieben. Es gibt sichere und unsichere Wahlkreise, das ist allen bekannt. Von den 29 Wahlkreisen möchte die CDU möglichst viele direkt gewinnen. Bei den ersten Wahlkreisen klappt es. Schnell stellt sich an diesem Abend heraus, dass kein CDU-ler über die Liste in den Rat kommt, da mehr Direktwahlkreise gewonnen werden als der CDU über die prozentuale Verteilung (21 Abgeordnete) zusteht.
Recht schnell ist klar: 23 Wahlkreise sind gewonnen, dabei auch die beiden Wahlkreise von Tim und Ulrich. Nur Christopher muss bis zum Ende warten. Nach der Auszählung der drei Stimmbezirke liegt er hinter Pro Op. Das ist also die Überraschung. Pro Op holt in den Opladener Wahlkreisen über 20%, ist genauso stark bzw. teilweise noch stärker als die SPD. Es fehlt nur noch der Briefwahlbezirk. Und siehe da, es tritt das ein, mit dem ehrlich gesagt fast keiner mehr gerechnet hat, Christopher überholt Pro Op und zieht mit 9 Stimmen Vorsprung in den Stadtrat ein. Die Freunde ist übergroß. Denn somit zählt die CDU-Fraktion 24 Personen und ist nur um 3 geschrumpft.

Ungewissheit

Nach diesen freudigen Nachrichten gehen wir ins Rathaus feiern. Dort sind alle Parteien vertreten. Auch hier ist die Atmosphäre noch gespannt. Alle sehen sich als Sieger und es wird viel über die einzelnen Wahlkreise diskutiert.
Auch die Bürgerliste holt sich einen Wahlkreis. Ausgerechnet E.T. Schoofs gewinnt in Rheindorf. Der Einzelkämpfer der Bürgerliste, der regelmäßig über das Ziel hinaus schießt, der Querulant, der Initiator der gelben Plakate, der Lehrer, der meiner Meinung nach nicht auf Schüler losgelassen werden dürfte. Ausgerechnet dieser "Politiker", denke ich mir. Was hat dieser Mann nur an sich? Er läuft strahlend durch das Rathaus, am liebsten würde ich ihm mal sagen, was er für eine Antipolitik betreibt. Tja, der Bürger hat entschieden.

Ende gut alles gut?

Nach langer Rechnerei wird nun das voraussichtliche amtliche Endergebnis mitgeteilt. Durch die drei Überhangmandate der CDU wird der Rat auf insgesamt 66 Mitglieder erhöht. Ursprünglich sollten es nur 58 Politiker plus OB sein, die die Geschicke der Stadt bestimmen sollen. Als die Ratszusammensetzung bekannt gegeben wird, sind viele Fragezeichen in den Gesichtern. 8 Gruppierungen sind nun im Rat vertreten. Eine Koalition einer großen und einer kleinen Parteien bringt nicht mehr die Mehrheit, nur eine große Koalition würde die Mehrheit stellen. "Die Stadt ist nicht regierbar!" rufen viele. Alle Politiker laufen schon auf und ab und reden mit Ratskollegen anderer Parteien. Klüngel könnte man denken.
Mittlerweile ist es nach 22 Uhr. Die Spannung der letzten Stunden hat viele Nerven gekostet. Auch an den nächsten Tagen wird noch viel diskutiert. Wer stellt die Bezirksvertreter? Wer wird OB? Wie werden in Zukunft die Entscheidungen gefällt?

Mein Fazit

Harte Arbeit steht an, Leverkusen ist finanziell am Ende, die einzelnen Fraktionen und Gruppierungen müssen sich zusammenraufen und Kompromisse eingehen.
Ich sehe in diesem Rat auch eine Chance. Der Bürger hat entschieden und es muss im Wohle er Allgemeinheit gehandelt werden. Wenn sich die Mandatsträger also zusammenschließen und gemeinsam den Haushalt, die Entscheidung über das Rathaus bzw. die Schwimmbäder treffen, dann kann es mit Leverkusen nur vorwärts gehen.