Leverkusen

Hebbel statt Stalinismus

Es drohte eine langweilige Veranstaltung zu werden. Die Nominierung von Paul Hebbel zum Kandidaten für das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Leverkusen war für die CDU-Vertreterversammlung am 22. Januar in der Büriger Bundeshalle eine Formsache. "Schuld" daran war nicht zuletzt Hebbel selbst, dessen fachliche, politische und menschliche Fähigkeiten weithin anerkannt werden. Und so geriet das Ergebnis der geheimen Wahl (118:3) auch zu einer Vertrauens- und Sympathiekundgebung für den Spitzenmann.
Paul Hebbel spielte in seiner Rede nicht nur seine Kompetenz als hoher Beamter im Landschaftsverband aus, sondern betonte auch die menschliche Seite der Politik. Begriffe wie Geborgenheit, Vertauen, Heimat oder Bekämpfung der seelischen Not fehlen sonst bei Politikerreden eher.
Aber auch politisch schlug der Bürgermeister einige Pflöcke ein: Gegen Biotonne und überzogene Tempo-30-Zonen, für eine maßvolle Verschlankung der Verwaltung und gegen weitere Gesamtschulen. Die Leistungen der Union im Bereich der Wirtschaftsförderung strich er ebenfalls heraus. Die Delegierten lohnten die Rede mit "standing ovations". Doch der eigentliche rednerische Höhepunkt war das Grußwort des Generalsekretärs der griechischen Gemeinde, Ioannis Zournatzidis, der gemeinsam mit einigen Mitstreitern aus der griechischen CDU-Schwesterpartei Nea Demokratia der CDU beigetreten war. Er pulverte den arg blutleeren mitteleuropäischen Parteitag mit griechischem Temperament auf, sagte "70, nein, 80%" für Paul Hebbel voraus, forderte ein Ende der "stalinistischen" Führung der Stadtverwaltung und lehnte als stolzer Grieche auch noch die doppelte Staatsbürgerschaft vehement ab.
Leider stand von seinem Auftritt nichts in der Zeitung. Schade - dabei soll guter Journalismus doch auch unterhalten. Anmerkung Folgeausgabe 189