Leverkusen
Aus den Ausführungen von Dr. Attila Molnar
Pressekonferenz: "Fortschritt und Verantwortung - 100 Jahre Umweltschutz bei Bayer"
Mitglied des Vorstands der Bayer AG
Auch ich begrüße Sie sehr herzlich zu dieser Pressekonferenz und der Vorstellung unseres neuen Umweltberichtes, der ? wie Sie sicherlich bereits bemerkt haben ? nicht mehr Umweltbericht heißt. Warum?
Weil das Thema Umweltschutz heute nicht mehr eindimensional diskutiert werden kann, sondern weiter ausstrahlt - mit seinen Auswirkungen auf die Wirtschaftlichkeit der Unternehmen und deren Verantwortung, alle Aktivitäten mit den globalen Konsequenzen zu diskutieren. Nachhaltige Entwicklung lautet das Stichwort ? im Englischen: Sustainable Development.
Sustainable Development ist der Dreiklang aus
- Ökonomie
- Ökologie und
- Sozialen Aspekten
Der Anspruch geht also weit über das hinaus, was wir im normalen Sprachgebrauch als Umweltschutz bezeichnen. Es ist die Verpflichtung der Unternehmen, ihre Geschäftsprozesse so aufzubauen, dass die Weiterentwicklung der Gesellschaft gesichert wird, ohne ? und das ist ganz besonders wichtig ? die Zukunft nachfolgender Generationen in Frage zu stellen.
Nachhaltigkeit ist somit ein breites Bild, in dem der wirtschaftliche Erfolg nur eine der Facetten ist, obwohl natürlich anerkannt wird, dass gerade diese Facette nötig ist, um einen stimmigen und harmonischen Dreiklang zu erzeugen.
Wer heutzutage Unternehmen kommentiert, spricht in erster Linie von Wertmanagement und Shareholder Value, Mergern und Akquisitionen, steigenden Umsätzen und Renditen. Das sind zweifellos wichtige Faktoren, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern und unseren Unternehmenswert dauerhaft zu steigern und damit auch nachhaltig Beschäftigung zu sichern. Dabei ist der Umweltgedanke vielfach in den Hintergrund geraten. Aber eine einseitige Ausrichtung auf die rein ökonomischen Zielsetzungen ist ebenso falsch wie eine Überbewertung der ökologischen Aspekte, um den Anspruch des Sustainable Development zu erfüllen. Deshalb haben wir in diesem Jahr erstmals versucht, den Dreiklang unter Hinzufügen der globalen sozialen Komponente auch in der Berichterstattung besser herauszustellen.
Wir legen Ihnen also heute erstmals einen "Sustainable Development Report" von Bayer vor. Also die Fortschreibung des klassischen Umweltberichtes mit allen Daten und Fakten zu Emissionen, Sicherheit, Unfallstatistiken etc. ergänzt um wichtige Informationen zu Produkten und Produktverantwortung sowie unserem Engagement für die Gesellschaft. Dabei ist für uns ? und Sie sehen das, wenn Sie den Bericht studieren ? der offene Dialog besonders wichtig. Auch mit unseren Kritikern. Wir sind nicht mit allem einverstanden, was sie von uns fordern oder erwarten. Aber wir lassen sie zu Wort kommen ? auch in dieser Publikation ? und setzen uns mit ihren Anregungen auseinander.
Lassen Sie mich nun mit dem Umwelt- und Gesundheitsschutz und der Sicherheit beginnen, die bei Bayer nichts von ihrer Bedeutung verloren haben. Dies beweist auch die zusammenfassende Übersicht unserer Umweltschutz-Bemühungen, die Sie im Hintergrund sehen: Seit 1990 hat das Produktvolumen erheblich zugenommen ? ich betone: Gott sei Dank. Gleichzeitig konnten wichtige Parameter wie Energieverbrauch, Abfallmengen, Emissionen und Abwasserbelastung drastisch reduziert werden. Wirtschaftlicher Erfolg bei gleichzeitiger Verbesserung der Umweltdaten ? ein schwieriger Spagat, der uns wahrlich gelungen ist. Dies muss uns auch weiterhin langfristig und nachhaltig gelingen, denn ohne einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt gibt es keine Zukunftsperspektiven ? und Ökologie ohne Rücksicht auf Wirtschaftlichkeit gefährdet den Wohlstand. Hiervon sind wir überzeugt und weite Teile der Bevölkerung sehen dies zunehmend auch ein.
Den Zusammengang zwischen Ökologie und Ökonomie haben wir bereits vor 15 Jahren in Leitlinien verbindlich festgeschrieben. Dort steht wörtlich: "Umfassender Umweltschutz, größtmögliche Sicherheit, hohe Qualität der Produkte und optimale Wirtschaftlichkeit sind gleichrangige Erfolgsfaktoren zum Erreichen der Unternehmensziele."
Wie ernst wir es mit der Produktverantwortung meinen, zeigt auch der Vermarktungsstopp unseres Cholesterinsenkers Lipobay bzw. Baycol im August dieses Jahres. Eine Entscheidung, die wir zur Sicherheit der Patienten in aller Welt freiwillig getroffen haben. Diese Vorgehensweise war ein klassisches Beispiel für unsere Maxime "Responsible Care", also Verantwortliches Handeln. Denn in unseren Leitlinien haben wir festgelegt ? ich zitiere: "Wenn es die Vorsorge zum Schutz vor Gefahren für Gesundheit und Umwelt erfordert, ist ? ungeachtet wirtschaftlicher Interessen ? die Vermarktung von Produkten einzuschränken oder die Produktion einzustellen."
Bayer gehörte 1995 zu den ersten Unternehmen in Deutschland, die ihre Zielsetzungen ? speziell auch im Bereich der Emissionen ? publiziert haben, um sich an der Erreichung dieser selbst gestellten Vorgaben auch öffentlich messen zu lassen und Interessenten Einblick in alle wesentlichen Umwelt-Daten und Veränderungen zu geben. Sie werden bei der Lektüre des Berichtes feststellen, dass wir einen Großteil der Ziele erreicht bzw. sogar übererfüllt haben.
Unsere neuen Ziele haben wir bis zum Jahr 2004 definiert. Da es angesichts eines durch Akquisitionen bzw. Veräußerungen ständig sich verändernden Unternehmens und deshalb ungewisser Produktionsmengen fast unmöglich ist, diese Ziele quantitativ zu umreißen, haben wir eine große Liste von qualitativen Verbesserungen aufgestellt, deren Erfüllung sie alle kontrollieren können.
Um die Richtigkeit unserer Angaben bestätigen zu lassen, haben wir auch in diesem Jahr wieder einen unabhängigen Reviewer, die international angesehene Agentur Arthur D. Little, mit der Verifizierung des vorliegenden Berichtes beauftragt. Die Prüfer haben stichprobenartig neun von insgesamt 206 relevanten Standorten unseres Konzerns überprüft und die Vollständigkeit und Güte attestiert.
Der Umweltschutz hat sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch gewandelt. Umweltschutz im klassischen Sinne bedeutete früher den Bau von Klär- oder Verbrennungsanlagen, also zur Entsorgung sämtlicher Rückstände am "End of the pipe". In dieser Hinsicht haben wir in den vergangenen 20 Jahren außerordentlich viel erreicht. Vielfach wurden auf diese Weise so hohe Standards gesetzt, dass weitere Verbesserungen durch solche additiven Umweltschutzmaßnahmen unter Beibehaltung der notwendigen Wirtschaftlichkeit kaum oder gar nicht erreicht werden können.
Parallel dazu richteten wir unser Augenmerk deshalb mehr und mehr auf den sogenannten "Produktionsintegrierten Umweltschutz" nach der Devise "Vorsorge statt Nachsorge". Mit anderen Worten: Wir konzentrieren uns auf die Produktionsprozesse selbst, in die wir nun den Umweltschutz von vorneherein mit einbauen.
Unsere Forscher und Verfahrenstechniker haben die klare Vorgabe, bereits in der Produktion den Anfall an unerwünschten Nebenprodukten zu minimieren, im Idealfall sogar ganz zu vermeiden, oder aber die Stoffe zu recyceln. Diese erweiterte Umweltschutz-Strategie trägt eindeutig Früchte. Denn wir haben fast alle wichtigen Parameter im Bereich der Emissionen drastisch senken können, obwohl die Verkaufsmengen seit 1990 ? dem Ausgangspunkt unserer vergleichenden Betrachtungen ? um mehr als ein Drittel angestiegen sind.
Blicken wir zunächst auf den Gewässerschutz: Wie Sie sehen, haben wir unsere spezifische Abwassermenge um 42 Prozent reduziert und unsere eigene Zielvorgabe, nämlich eine Verminderung um 30 Prozent, deutlich übertroffen. Auch der gesamte Wasserverbrauch hat weiter abgenommen. Dank neuer Verfahren werden für eine Tonne Verkaufsprodukt heute rund 40 Prozent weniger Wasser benötigt als noch vor zehn Jahren. Das ist gut so, denn Wasser ist ein kostbares Gut, mit dem sehr verantwortungsvoll umgegangen werden sollte.
Den weitaus größten Teil ? es sind mehr als 80 Prozent ? verwenden wir als Kühlwasser. Da dieses Wasser nicht verunreinigt wird, kann es nach seinem Einsatz direkt wieder in die Oberflächengewässer am jeweiligen Standort eingeleitet werden. Dagegen müssen sowohl die Prozess- wie auch die Sanitärabwässer behandelt werden. Dies geschieht teils direkt in den Betrieben, teils in nachgeschalteten eigenen oder kommunalen Kläranlagen. Interessant sind in diesem Zusammenhang die Schadstoff-Frachten. Hier haben wir ebenfalls signifikante Fortschritte gemacht und eine erhebliche Reduzierung der Belastungen in unseren Abwässern erzielt.
Die Übersichtsgrafik zeigt Reduzierungen bei den Schwermetall-Emissionen zwischen 30 und 70 Prozent. In der Summe aller Schwermetalle beträgt die Abwasser-Entlastung fast 60 Prozent.
Auch bei der Reduzierung des Summenparameters AOX haben wir unsere selbst gesteckten Ziele deutlich übertroffen: Statt der anvisierten 95 Tonnen leiteten wir nur noch 73 Tonnen in die Gewässer ein. Zum Vergleich: 1990 waren es noch 200 Tonnen.
Extreme Fortschritte gibt es auch in Bezug auf die Reinhaltung der Luft: Dabei haben wir alle technischen Möglichkeiten eingesetzt, Verfahren verändert, aber auch alte Anlagen stillgelegt.
Wie Sie wissen, stehen Kohlendioxid und andere sogenannte "Treibhausgase" im Verdacht, zu einer weltweiten Veränderung des Klimas zu führen. Obwohl diese These unter Wissenschaftlern noch immer heftig umstritten ist, hat die Enquete-Kommission des Deutschen Bundestages empfohlen, die Treibhausgase bis zum Jahr 2005 um 25 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren und bis zum Jahre 2020 sogar um 50 Prozent. Wir haben uns dieses Ziel als Unternehmen auch zu eigen gemacht und uns vorgenommen, das fast Unmögliche wahr zu machen: Nämlich die Halbierung des Ausstoßes der Treibhausgase innerhalb einer Generation zu erreichen ? und das bei Weiterbetrieb aller unserer Werke, Ausbau unseres Produktionsvolumens und vor allem bei Erfüllung unserer wirtschaftlichen Unternehmensziele. Heute können wir resümieren, dass wir dieses Ziel erreichen werden ? und zwar schneller als ursprünglich geplant.
Wir werden den Ausstoß unserer Treibhausgase bis zum Ende dieses Jahrzehnts ? bezogen auf die Werte von 1990 ? um 53 Prozent reduzieren. Von 1990 bis 2005 werden allein die spezifischen Emissionen an CO2-Äquivalenten um rund zwei Drittel vermindert werden. Dabei werden sowohl die Energiebedingten CO2-Emissionen als auch die als CO2-Äquivalent berechneten Lachgasemissionen berücksichtigt. Wir schaffen das durch Änderung der Verfahren, Ausschöpfung modernster Technologien, Schließung alter Anlagen sowie den Bau neuer Kraftwerke.
Dies ist ein Ergebnis, welches nach meiner Ansicht zu den Spitzenwerten weltweit gehört, das besondere Aufmerksamkeit verdient und das uns und unsere Mitarbeiter mit Stolz erfüllt.
Auch bei den übrigen Parametern der Luft-Emissionen sind unsere Erfolge signifikant: Die Emissionen von Kohlenmonoxid und Schwefeldioxid konnten seit 1990 um mehr als 70 Prozent gesenkt werden; bei den Stickoxiden beträgt die Reduzierung 40 Prozent. Die Emissionen von Staub hatten wir zwischenzeitlich um mehr als die Hälfte gesenkt. Aufgrund neu erworbener Standorte hat sich dieser Wert aktuell zwar wieder erhöht, liegt aber immer noch um 30 Prozent unter dem Ausgangswert von 1990.
Nachhaltiges Wirtschaften erfordert auch den verantwortungsbewussten Umgang mit den natürlichen Ressourcen. Dazu gehört zweifellos das Bemühen, Energie einzusparen. Trotz der bereits erwähnten Steigerung der Produktionsmengen konnten wir unseren spezifischen Energieverbrauch im gleichen Zeitraum um fast 30 Prozent mindern. Dies ist uns gelungen durch zahlreiche Energiesparmaßnahmen und Umstellungen unserer Verfahren ? vor allem in unseren europäischen und nordamerikanischen Werken.
Auch bei einem weiteren wichtigen Thema ? der Vermeidung und Verwertung von Abfällen ? sind wir gut vorangekommen. Die Gesamtabfallmenge haben wir seit 1990 um 25 Prozent reduziert. Unser Ziel für das Jahr 2000 haben wir ? wie die Grafik zeigt ? deutlich unterschritten. Dennoch werden auch weiterhin ? und das liegt in der Natur der Chemieproduktion ? Reststoffe anfallen. Der Verwertung dieser Abfälle gilt daher unser besonderes Augenmerk. Heute schon wird die Hälfte unserer Gesamtabfallmenge von 1,3 Millionen Tonnen pro Jahr entweder stofflich oder thermisch verwertet. Insbesondere die Recyclingquote haben wir systematisch auf inzwischen 35 Prozent erhöht.
Das alles bekommt man natürlich nicht umsonst. Wir haben im vergangenen Jahrzehnt mehr als 12,5 Milliarden Euro für den Bau und den Betrieb von Umweltschutzanlagen aufgewendet. In den nächsten fünf Jahren werden wir nach derzeitiger Planung weitere sechs Milliarden Euro für den Umweltschutz ausgegeben. Das sind über 3 Millionen Euro pro Tag. Nicht eingerechnet sind hierbei die Aufwendungen für Sicherheit und unser Bestreben, diese überall auf der Welt noch weiter voranzubringen.
Um an allen unseren weltweiten Standorten ein höchstes Maß an Sicherheit für unsere Mitarbeiter, aber auch für unsere Werksnachbarn und die Umwelt sicherzustellen, legen wir größten Wert auf kontinuierliche Schulungen der Beschäftigten. Allein im vergangenen Jahr haben konzernweit 42.000 Mitarbeiter ? neben anderen Schulungen ? auch mindestens ein vierstündiges Seminar zum Themenbereich Sicherheit und Umweltschutz besucht. Damit absolviert inzwischen jeder dritte Bayer-Mitarbeiter mindestens einmal im Jahr eine solche Unterweisung.
Und die Erfolge sprechen für sich. Seitdem wir diese intensiven Schulungen eingeführt haben, sind sowohl Zahl und Schwere der Arbeitsunfälle als auch die Zahl der unbeabsichtigten Emissionen in Gewässer und Luft an fast allen Standorten im Vergleich zu 1990 um die Hälfte zurückgegangen. Diesen positiven Trend wollen wir unbedingt fortsetzen ? bis 2004, so streben wir an, soll die aktuelle Unfallzahl nochmals halbiert werden. Das wird nicht leicht werden.
Die Grafik zeigt, wie die Bayer AG im Branchenvergleich abschneidet. Ich glaube auch das spricht für sich ? oder besser, für uns.
Im Brennpunkt des Themas Sicherheit stehen besonders unsere Werke. Jeder weiß aus eigener Erfahrung: Ein Nullrisiko gibt es nicht. Weder in der Arbeitswelt, noch im Privatleben. Weil die chemische Industrie mit besonderen Risiken verbunden ist, tun wir alles, unsere Betriebe so sicher wie möglich zu machen und die Risiken auf ein Minimum zu reduzieren. Kommt es dennoch zu einer Störung, gehen unsere Spezialisten den Ursachen akribisch nach, um daraus zu lernen, was man in Zukunft besser machen könnte. Diese Erkenntnisse werden auf alle Anlagen weltweit übertragen.
Wichtig ist aber auch, wie im Falle eines Falles das Krisenmanagement funktioniert. Auch hier haben wir in der Vergangenheit immer wieder bewiesen, dass unsere Experten bei Unfällen und sonstigen Ereignissen ausgezeichnete Arbeit leisten. Ich möchte hier nur das jüngste Beispiel erwähnen: Den Brand eines Tankschiffes am Kai unseres Uerdinger Werkes in der Vorwoche. Um es noch einmal klar zu sagen: Für dieses Unglück war Bayer nicht verantwortlich. Es handelte sich um ein Schiffsunglück außerhalb unseres Einflussbereiches.
Aber unsere Sicherheitskräfte und Feuerwehr haben in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Hilfskräften wesentlich dazu beigetragen, die Folgen in Grenzen zu halten. So konnte u. a. das Feuer erst niedergeschlagen werden, nachdem das Bayer-eigene Löschboot aus Dormagen angerückt war. Auch NRW-Umweltministerin Bärbel Höhn hat nach ihrem Besuch vor Ort die ausgezeichnete Zusammenarbeit mit den Behörden sowie das Sicherheitsmanagement und die Sicherheitskräfte von Bayer ausdrücklich gelobt und festgestellt, dass Bayer an diesem Vorfall keine Schuld treffe.
Im Anschluss an diese Pressekonferenz findet in unserem Kommunikationszentrum ein Festkolloquium "100 Jahre Umweltschutz bei Bayer" statt, zu dem Sie alle auch recht herzlich eingeladen sind. Zugegeben: Wir sind stolz auf unsere lange Tradition und das damit verbundene Know-how und wir sind glücklich über die erreichten Erfolge. Denn schon unsere Gründergenerationen bewiesen Weitblick und damit auch gesellschaftliche Verantwortung ? lange, bevor Begriffe wie "Umweltschutz" oder "Ökologie" im heutigen Sinne geprägt wurden. Dennoch betrachten wir diese Zeitspanne als erledigte Vergangenheit, aus der ich nur ein paar Meilensteine erwähnen möchte:
- Der industrielle Umweltschutz begann in unserem Unternehmen im November 1901 mit der Gründung einer "Abwasser-Commission"
- Bereits 1903 gab es die erste Unfallstatistik.
- 1913 wurde der "Ausschuss für die Reinhaltung der Fabrikluft" gegründet.
- 1954 wurde das erste Abwasser- und Abluftlabor eingerichtet.
- Seit 1963 gibt es kontinuierliche Luftüberwachungssysteme.
- 1979 wurde die Bayer-Turmbiologie gebaut, nach deren Prinzip heute in vielen Anlagen überall auf der Welt ? auch bei zahlreichen anderen Unternehmen und in den verschiedensten Branchen ? Abwässer aufbereitet werden.
- Mit der Aufbereitung der Dünnsäure beendete Bayer bereits 1982 ? also einige Jahre vor der gesetzlichen Forderung ? die Entsorgung dieser Abwässer auf hoher See.
- 1986 wurde die ersten "Leitlinien für Umweltschutz und Sicherheit" herausgegeben, die bis auf den heutigen Tag fortgeschrieben und aktuellen Anforderungen angepasst werden und für alle Mitarbeiter im Konzern weltweit verbindlich sind.
- 1993 wurde die Anlage zur katalytischen Zersetzung von Lachgas in Betrieb genommen.
- Und ? ganz aktuell: In diesem Jahr wurde Bayer aufgrund seiner Aktivitäten im Bereich Umweltschutz und Sicherheit, aber auch in Anerkennung der Bemühungen um "Sustainable Development" zum dritten Mal Hintereinander in den "Dow Jones Sustainability Index" aufgenommen. Da wir zusätzlich im "Index Good Global 100" geführt werden, gehört Bayer in dieser Hinsicht als einziges europäisches Chemieunternehmen zu den einhundert besten Unternehmen der Welt im zunehmend wichtiger gewordenen Bereich von Corporate Social Responsibility.
In diesem Zusammenhang möchte ich erwähnen, dass Bayer u. a. auch dem "World Business Council of Sustainable Development" angehört. Außerdem unterstützen wir die UN-Initiative "Global Compact" von Kofi Annan mit einer Reihe von Projekten. Dabei geht es nicht nur um
- zukunftsverträgliche Arbeitsplätze in unserem Unternehmen, sondern auch um
- Armutsbekämpfung,
- Eintreten für die Menschenrechte,
- den Kampf gegen Kinderarbeit,
und viele andere Probleme.
Wir arbeiten mit der Welt-Gesundheitsorganisation zusammen bei der Bekämpfung der Schlafkrankheit, die in Afrika mehr als 60 Millionen Menschen bedroht und an der beispielsweise im Kongo mehr Menschen sterben als an Aids. Bayer stellt der WHO für die kommenden fünf Jahre kostenlos entsprechende Medikamente zur Verfügung. In Argentinien beraten wir die Regierung beim Aufbau einer Blutspender-Datenbank. In Paraguay unterstützen wir eine Aufklärungskampagne gegen das Dengue-Fieber.
In Brasilien finanzieren wir Schulspeisungen, handwerkliche Lehrstätten, Übungsräume für den Umgang mit Computern sowie eine Jugend-Fußballschule in der Nachbarschaft unseres Werkes in Belford Roxo. In vielen anderen Ländern tragen wir zur Verbesserung der Ausbildungssysteme bei ? u. a. in Chile, Mexiko, Indien, Thailand und Korea. Außerdem haben wir eine weltweite Kampagne gegen die Verbreitung von Antibiotika-Resistenzen ins Leben gerufen.
All dies sind weitere Belege für unser verantwortungsbewusstes gesellschaftliches Engagement, das bei Bayer schon lange integraler Bestandteil der Unternehmensphilosophie ist.
Doch das ist immer noch nicht alles. Wahre Nachhaltigkeit zeigt sich nicht nur in den Aktionen innerhalb des Werkszauns, oder in deren Umfeld. Es zeigt sich meiner Ansicht nach auch in der Produktpalette, die in Richtung zu mehr Nachhaltigkeit ausgerichtet werden muss.
- Welche Produkte werden künftig unser Portfolio bestimmen?
- Wie sieht das ideale Produkt aus?
- Wie muss der Lebensweg-Gedanke hier einfließen?
- Wie hoch ist die gesellschaftliche Akzeptanz eines Produktes oder einer Produktgruppe?
Das sind Fragen, die es in diesem Zusammenhang zu beantworten gilt.
Unsere Antwort hierauf ist der vor einiger Zeit vorgestellte "Öko-Check" der Produkte, mit dem wir in der "Design-Phase" eines neuen Produktes einwirken wollen ? mit dem Ziel, praktisch die "Nachhaltigkeit" mit hinein zu erfinden.
Dieses Programm gehen wir ganz systematisch an und setzen es flächendeckend in den Arbeitsgebieten um. Erfolge hierbei sind: Die Entwicklung neuer Katalysatorsysteme im Lackharzbereich, Verbesserungen bei Polymerprodukten, die z.B. im Innenraumbereich von Automobilen eingesetzt werden, oder Produktverbesserungen im Anwendungsbereich der Haushaltinsektizide ? um nur einige wenige zu nennen.
Sie können hieraus ersehen, dass wir auch weiterhin entschlossen sind, aus eigener Initiative neue Standards zu setzen und künftige Entwicklungen frühzeitig zu antizipieren. Wir nehmen "Responsible Care" als einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeits-Sicherung sehr ernst.
Dabei spielt die Eigenverantwortung in den Unternehmen für weitere ökologische Fortschritte eine wesentliche Rolle. Ich denke, wir haben bewiesen, dass wir mit unseren selbst auferlegten Zielen und Aktivitäten in vielen Bereichen Zeichen gesetzt haben. Deshalb betrachten wir und andere Unternehmen der chemischen Industrie jüngste politische Entwicklungen auf europäischer Ebene mit Sorge und Enttäuschung.
- Die Chemieindustrie ist eine der wichtigsten Branchen in der EU.
- In 34.000 Unternehmen sind 1,7 Millionen Menschen beschäftigt.
- Allein in Deutschland arbeiten 467.000 Menschen in der Chemie.
- Diese Arbeitsplätze wollen und müssen wir langfristig sichern!
- In den nächsten Monaten werden in der Europäischen Union weitreichende und folgenschwere Entscheidungen zur Neuausrichtung der europäischen Chemikalienpolitik getroffen werden.
Schon heute ist eine hohe Regulierungsdichte für alle drei großen Wirtschaftsräume charakteristisch. Aber das Ausmaß, in dem die Handlungsspielräume von Unternehmen in Japan, den USA und Europa unterschiedlich eingeschränkt werden, ist gravierend und wirkt für europäische Unternehmen als Innovationshemmnis!
Eine Neuordnung der EU-Chemikalienpolitik ist notwendig - schon allein, um bestehende Mängel zu überwinden und eine kohärente und harmonisierte Vorgehensweise zu erreichen. Leider hat die Europäische Kommission in dem aufgelegten neuen Konzept zur Erfassung, Bewertung und Zulassung von Chemikalien im EU-Wirtschaftsraum diese Grundschwächen nicht beseitigt ? ganz im Gegenteil. Im neuen System wird so getan, als ob die von uns hergestellten Produkte heute nicht auch schon stark reguliert wären und wir im Umgang mit ihnen keinerlei Erfahrung hätten.
Auch nach unserer Ansicht sollen die Unternehmen in die Verantwortung für ihre eigenen Stoffe noch mehr als bisher schon praktiziert eingebunden werden. Dieses Ziel lässt sich aber nur mit praktikablen Verfahren erreichen. Ein Mehr an Bürokratie wäre kontraproduktiv und würde uns bei der Verbesserung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit nicht weiter helfen.
Unsere Industrie ist hochkapitalintensiv. Sie braucht Planungssicherheit. Bekommt sie diese nicht, weil sie nicht weiß, ob die Restlebensdauer des Produktes in Europa gehalten werden kann, wird sie in Europa nicht investieren. Das, was wir brauchen, sind verlässliche Randbedingungen und Laufzeiten auch in der Produktzulassung.
Wir brauchen weiterhin dringend die vom deutschen Bundesrat geforderte und von der EU-Kommission in Auftrag gegebene Analyse, welche Auswirkungen die Einführung des Weißbuches auf die Konkurrenzfähigkeit und die Arbeitsplätze in unserem Land hat.
Wir und andere Unternehmen der Chemie haben immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, diese Schlüsselindustrie in Deutschland und Europa langfristig zu sichern und Arbeitsplätze nicht leichtfertig aufs Spiel zu setzen. Wir wollen keinen Freibrief, um das ganz klar zu sagen, aber Produktionsbedingungen, die unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit im Vergleich zu wichtigen Konkurrenzländern nicht gefährden.
Im Interesse der Unternehmen, im Interesse der gesamten deutschen Wirtschaft und damit im Interesse aller Menschen in diesem Land.
Quelle: Pressemitteilung der Bayer AG vom 28.11.2001
"Fortschritt und Verantwortung - 100 Jahre Umweltschutz bei Bayer"
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Letzte Änderungen: 04.12.2001