Mit Reden von Bürgermeister Bernhard Marewski, des örtlichen BdV-Vorsitzenden und Landtagsabgeordneten Rüdiger Scholz und des BdV-Präsidiumsmitgliedes Stephan Rauhaut begingen Stadt und BdV unter musikalischer Begleitung durch den Manforter Posauenenchor und den Chor Heimatmelodie den diesjährigen Tag der Heimat auf dem Manforter Friedhof.
Wir dokumentieren die Rede von Bürgermeister Marewski anhand seines Manuskriptes
„Sehr geehrter Herr Landtagsabgeordneter Scholz,
sehr geehrter Herr Bundestagsabgeordneter Nowak
sehr geehrter Herr Rauhut, Mitglied des Präsidiums des Bundes der Vertriebenen,
sehr geehrte Damen und Herren,
ich begrüße Sie im Namen der Stadt Leverkusen zum „Tag der Heimat“.
Die Gedenkstunde erinnert an die Opfer von Flucht und Vertreibung und will die öffentliche Anteilnahme für deren schweres Schicksal ausdrücken.
Auch in diesem Jahr richtet wieder der Bund der Vertriebenen Leverkusen diese Gedenkstunde aus.
Für die gute Vorbereitung und die umsichtige Organisation möchte ich mich herzlich bei Ihnen, Herr Scholz, und Ihren Helferinnen und Helfern bedanken.
Auch ein aufrichtiger Dank an den Chor „Heimatmelodie“ für die stimmungsvolle Eröffnung der heutigen Gedenkfeier.
Mit dem Liedtext „O Täler weit o Höhen“ hat Joseph Freiherr von Eichendorff seiner Heimat Lubowitz unweit von unserer Partnerstadt Ratibor ein unvergängliches Denkmal gesetzt.
Ein Leben „Fremd in der Fremde“ wartete auf ihn.
Doch das Gedicht schrieb er auf dem Weg nach Wien, wo er einem bunten Studentenleben entgegensah.
Er konnte daher auch leichten Herzens den frohen Wandersmann besingen: „Wem Gott will rechte Gunst erweisen, den schickt er in die weite Welt.“
Von solchen Gefühlen konnte 1945 nicht die Rede sein.
Mehr als zwölf Millionen Deutsche mussten ihre Heimat verlassen.
Es ging darum, ihr Leben zu retten.
Sie erwartete im Westen ein zerstörtes Land, in dem die Einheimischen ebenfalls versuchten, das eigene Überleben zu sichern.
Nicht wenige Vertriebene starben auf der Flucht in den Wintermonaten an Hunger und Entkräftung.
Mit nur wenigen Habseligkeiten, nicht selten von ihren Familien getrennt, mussten die Überlebenden sich eine neue Existenz aufbauen.
„Fremd in der Fremde.“
Absolut nichts von dem Erleben des Romantikers Joseph von Eichendorff.
Ich persönlich wurde erst nach dem Krieg geboren, gehöre also zur sogenannten „Nachkriegsgeneration“.
Wie die meisten Menschen heute kenne ich die Geschichte nur aus Erzählungen, von Schwarz-weiß-Fotografien und historischen Dokumentationen.
Meine Großeltern waren beheimatet in Jastrow, Kreis Deutsch-Krone, nahe Schneidemühl. Sie gehörten zu den Vertriebenen, die 1945 ihre Heimat verlassen mussten. Man gab meinen Großeltern und den im Hause verbliebenen beiden Töchtern 24 Stunden Zeit, die Heimat zu verlassen - mit dem, was man tragen konnte.
Die Brüder, alle zum Wehrdienst eingezogen - einer gefallen, die anderen in Gefangenschaft -, hatten damit ebenso ihre Heimat verloren. Man fand sich - praktisch mit Nichts - in Westdeutschland wieder.
Drei Brüder fanden ihre neue Heimat in Leverkusen, hier gab es damals Arbeit – und eine neue Zukunft.
Über die Umstände der Flucht und Vertreibung wurde bei uns wenig erzählt, wahrscheinlich, weil man uns junge Menschen nicht damit belasten wollte.
Die Zukunft der Familien in der neuen Heimat war im Blick.
Und das zeigte sich unter anderem darin, dass alle drei Brüder – Handwerker von Hause aus – Ende der 50er Jahre nach Jahren „eisernen Sparens“ mit ihren Ehefrauen jeweils ein Eigenheim errichteten, mit gegenseitiger Unterstützung und weitgehend durch eigene Muskelleistung.
Auch das gehört zur Vergangenheit der Vertriebenen: Ein starker Wille zu einem Neuanfang, eine hohe Leistungsbereitschaft, der eiserne Verzicht auf viele Annehmlichkeiten – und die Bereitschaft, sich in ihrer neuen Heimat zu integrieren. Ich kann nur sagen: Respekt!
Wir Nachfahren können nur versuchen, nachzuempfinden, welche Verzweiflung aber auch welcher Überlebenswille die Betroffenen damals getrieben und vorangebracht hat.
Wichtig dazu ist aber die Botschaft, die die Betroffenen uns mit auf den Weg gegeben haben.
So haben wir die Charta der Heimatvertriebenen, in denen sie sich direkt an Deutschland und die Weltöffentlichkeit wenden.
Ihre Überzeugungen fassten sie 1950 in diese drei Sätze: