Gastspiel des Schauspiels Frankfurt im Forum

Deutsche Erstaufführung von Henning Mankell
Zeit im Dunkeln

Archivmeldung aus dem Jahr 2003
Veröffentlicht: 01.12.2003 // Quelle: KulturStadtLev

Vater und Tochter aus einem islamischen Land in Afrika leben als illegale Flüchtlinge irgendwo in einem europäischen Land, in dem es meistens dunkel ist. Eigentlich sollte die Reise nach Australien oder Kanada gehen. Wie Vieh waren sie in einem luftarmen Container auf eine Reise geschickt worden, die ihr Ziel nicht erreichte. Die Mutter kam bei der Flucht ums Leben. Für die Tochter ist der Vater mitschuldig an ihrem Tod. In einer kleinen Wohnung warten sie auf neue Papiere und darauf, wie es weitergeht. Doch was ist, wenn niemand kommt? Der autoritäre, in seinen Traditionen verwurzelte Vater mit politischer Vergangenheit verlässt niemals das Haus, weigert sich, die neue Realität und die neuen Umstände anzuerkennen. Tochter hingegen erkundet die neue Welt, versucht sich in einer anderen Sprache und anderen Gebräuchen zurechtzufinden. Sie „will nicht mehr unterwegs sein“, will endlich irgendwo ankommen, auch bei sich. Sie schneidet ihre lange Haare ab, vergräbt die Hälfte in der neuen Erde, als könnte Heimat daraus erwachsen. Die andere Hälfte nimmt sie mit zum Vater als Protest und Erinnerung. Die Illegalität der beiden und die damit verbundene ständige Angst schaffen Identitätskrisen, paranoid-gewalttätige Momente und gegenseitiges Misstrauen – doch können beide nur überleben, wenn sie zusammenhalten.

Der in Deutschland hauptsächlich als Autor der Krimis mit Kommissar Wallander bekannte Henning Mankell weiß, wovon er schreibt: “Ich stehe mit einem Fuß im schwedischen Schnee, mit dem anderen im afrikanischen Sand“, sagte er in einem Interview. Der gebürtige Schwede lebt seit Jahren in einem ständigen Hin und Her zwischen Schweden und Afrika. Er schreibt und inszeniert seine Stücke für ein Theater in Mosambik, „dort sind 75 Prozent der Bevölkerung Analphabeten. Wir bringen den Alltag auf die Bühne und wollen so den Zuschauern ein Stück von ihrem Leben zeigen. Unsere Stücke beruhen auf Erzählungen. Wir könnten auch Hamlet spielen, aber das bringt nichts. Momentan jedenfalls. Es gibt Wichtigeres.“ Und das ist das Geheimnis von Mankells Stücken. Sie sind einfach, ungekünstelt und unspektakulär und zeigen nicht mehr und nicht weniger als ein Stück unbemerktes, fremdes Leben und schaffen dabei ein fast nicht mehr für möglich gehaltenes politisches Moment.
Erstmalig hat Mankell für das Schauspiel Frankfurt eines seiner Stücke in deutscher Sprache inszeniert.
Das Gastspiel im Leverkusener Forum (Studio) ist bereits ausverkauft.

Schauspiel Frankfurt
Inszenierung: Henning Mankell
Mit Kathrin Grumeth und Udo Samel

Termin:
Dienstag, 2. Dezember 2003, 19.30 Uhr

Karten:
14,00 Euro (erm.: 7,50 Euro)
Kartenbüro im Forum (Tel. 0214-406 4113), Stadt-Info im City-Point (Tel. 0214-86 61-111), an allen Ticket-Online-Vorverkaufsstellen, über Internet (www.kulturstadtlev.de) sowie eine Stunde vor der Veranstaltung an der Tageskasse


Anschriften aus dem Artikel: Alte Landstr 129, Albert-Einstein-Str 58

Kategorie: Kultur
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