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Deutschlandtag in Augsburg

Das Kasperletheater der etwas anderen Art

Was fällt Dir direkt bei Augsburg ein? Bayern? Augsburger Puppenkiste? Das ging mir zumindest bei der Bekanntgabe des Veranstaltungsortes des Deutschlandtages durch den Kopf. Aufgrund des letzten Deutschlandtages in Oldenburg wollte ich auch dieses Jahr wieder dabei sein. Zunächst als Gast, später als Delegierter begann die Planung.
Es stellte sich die Frage, wie kommen wir hin? Wann erkundschaften wir die Umgebung? Ist München zu weit? Wer kommt eigentlich als Redner? Viele Fragen, die im Bezirk geklärt werden mussten.

Die Hintour

Da wir Leverkusener, Christopher und ich fuhren mit, den weitesten Weg hatten, besorgen wir einen Mietbulli und holten die anderen Mittelrheiner ab. Um 11 Uhr ging es los. Christiane Germann und Christian Petzhold wurden in Königsforst abgeholt, Marcus Kitz und HP Bröhl in Spich bei Mc Donalds. Die beiden Kölschkisten wurden ebenfalls eingeladen und schon ging es los. 530 km Richtung Augsburg.
Marcus und ich spielten die Kutscher, die anderen genossen das ein oder andere Kölsch. Nach sage und schreibe 80 km kam der erste Wunsch nach einer Pinkelpause. Marcus und ich waren uns einig, so würden wir nie ankommen. Nach 3 Zwischenstopps inkl. Essenspause bei Burgerking kamen wir endlich in Augsburg an. Mittlerweile war es 17:10h und die Erkundung der Augsburger Innenstadt musste verschoben werden.
Die Vorbesprechung der NRW-Delegierten (größter Landesverband) begann fast pünktlich. Nach der Ansprache unseres Landesvorsitzenden Hendrik Wüst ging es gegen 18:25 h mit einem Shuttlebus Richtung Kongresshalle. In diesen Räumlichkeiten sollten wir also das ganze Wochenende verbringen. Draußen schien übrigens die Sonne. Nach dem Abendessen begann die Sitzung.

Die Tagung

Pünktlich um 19:30h begann Philipp Mißfelder mit seiner Begrüßung. In den Tagen vor dem Deutschlandtag hatte er mit seinen Forderungen für viel Aufsehen und das ein oder andere kritische Wort aus Unionsreihen gesorgt. Die Diskussion über das schlechte Ergebnis dürfe nicht auf den St. Nimmerleinstag verschoben werden. Mit dieser Forderung stand er nicht alleine da, was sich in den Jubelstürmen der ca. 1000 Anwesenden (davon 319 Delegierte) widerspiegelte.
Manfred Weber MdeP als Landesvorsitzender der JU Bayern empfing uns mit einem Grußwort, ebenso der Generalsekretär der CSU, Dr. Markus Söder MdL. Aufgrund der politischen Lage wurde der Ex-JUler zwar herzlich, aber sicher nicht überschwänglich, begrüßt. Der ehemalige JU Landesvorsitzende aus Bayern hatte in den letzten Wochen und Monaten nicht immer im Sinne vieler JUler entschieden. Anschließend kam mit Dr. Theo Waigel der letzte wahre Bundesfinanzminister. Er sprach über die Maastrichtkriterien, das Haushaltsdefizit, die rot-grüne Regierung.
Nach seiner Rede berichtete Philipp über die Arbeit des Bundesvorstands und über die Forderungen, die die JU an die Union bei den Koalitionsverhandlungen stelle.

?Augsburg by night?

Nach den ersten Tagungspunkten wurde die Sitzung unterbrochen und es ging zum netten Teil über, die Party. Im Yum-Club ging der Abend feucht-fröhlich weiter. Mit Freibier zu Beginn und netter Musik hatten alle viel Spaß und man lernte den einen oder anderen JUler kennen. Aufgrund des langen Programms am Samstag verließen Marcus und ich die Party bereits um halb eins und schlenderten durch die sehr nette Augsburger Innenstadt zu unserem Hotel, das ausgesprochen güüstig lag. Alle Wege konnten zu Fuß erledigt werden, 20 Minuten zur Halle, 10 Minuten zum Yum.Club, wenige Meter nur zur Fußgängerzone.

Ede ? der kämpfende Tiger

Pünktlich um halb neun wurde von den Mittelrheinern gefrühstückt. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging es zu Fuß zur Halle. Pünktlich kamen wir zur Rede des hiesigen Landesvaters an. Dr. Edmund Stoiber betrat den Saal, die Bayern jubelten, die anderen klatschten herzlich, aber eher verhalten. Das ?Heimspiel? sollte zunächst zum Auswärtsspiel werden. Nach Philipps Einführungsworten und der Bitte, doch endlich mit der Wahlanalyse zu beginnen, sprach der Ministerpräsident zu uns. Zunächst verhalten, dann immer energischer. Die bayerischen JUler standen hinter ihm, das bekam er mit. Aber die anderen JUler? Die Stimmung war gereizt. Nach der Rede wurde noch eine Diskussionsrunde eingeläutet.
Stoiber ging keiner Frage aus dem Weg, egal wie kritisch sie war. Seehofer wurde thematisiert, Stoiber verteidigte ihn wie ein kämpfender Tiger. Das Wahlergebnis wurde kritisiert, er räumte Fehler ein. Seine Loyalität wurde angezweifelt, er stellte sich hinter Merkel. Jemand kritisierte die Aufgabe von Reformvorschlägen, obwohl die Inhalte noch gar nicht auf der Tagesordnung der Koalitionsverhandlungen gestanden hatten. Die ehrliche, aber deprimierende Antwort: Das ist mit der SPD nicht zu machen. Viele Wortmeldungen kamen aus NRW. Dies empfanden die Bayern als Packung und wurden grantig. Manfred Weber meldete sich und nahm mit seinen Worten die Brisanz aus der Runde. Wir NRWler haben nichts gegen die Bayern, wir waren und sind nur nicht mit den Verhandlungen und Aktionen der Parteioberen einverstanden. Durch seine klaren und ehrlichen Antworten verschaffte er sich viel Respekt und Hochachtung bei den Anwesenden. Er war der Diskussion nicht aus dem Weg gegangen und hatte sogar den vorgegebenen Zeitrahmen um fast eine Stunde verlängert. Respekt!

Unser neuer Bundestagspräsident

Letzte Woche war er erst gewählt worden, nun führte der brillante Rhetoriker in den Leitantrag des Deutschlandtages ein. Geschickt formulierte er seine Zustimmung zu unserem Antrag und thematisierte abermals die Diskussion um die Leitkultur. Nach knapp einer Stunde kam er zum Ende seiner Rede und bekam großen Beifall.

Fritze ? die JU-Kultfigur

Nun wurde es richtig laut. Der Finanzexperte de Union, Friedrich Merz, stand auf der Tagesordnung. Mit seinen Forderungen zu Reformen in Deutschland hatte er sich bei JUlern bereits in der Vergangenheit sehr beliebt gemacht. Aufgrund seiner Diskussionsfreudigkeit erwartete jeder eine Debatte über das Wahlergebnis und wir wurden nicht enttäuscht. Minutenlange Fritze-Sprechchöre und standing ovation geleiteten ihn bei seiner Rede.

Augsburg und der Bayern-Abend

Nach der Merz-Rede verschwanden wir und guckten uns die wirklich schöne Innenstadt Augsburgs an. Vorbei an der Augsburger Puppenkiste, dem Rathaus und vielen kleinen, aber süßen Häusern guckten wir uns die weltweit erste Siedlung des sozialen Wohnungsbaus an, die Fuggerei. Zurzeit wohnen 140 Menschen in diesem Viertel, welches zu den Weltkulturerben zählt. Die Miete beläuft sich aufgrund der Vorgeschichte jährlich auf 0,88 Euro, wobei Renovierungen an der Außenfassade durch die Fugger-Stiftung vorgenommen werden, der Rest muss durch Eigenleistung erfolgen. Wirklich sehenswert! Abends ging es wieder zur Kongresshalle, wo der Bayern-Abend stattfand. Essen, Party, Live-Musik. Ein netter Abend mit vielen Möglichkeiten, andere JUler kennen zu lernen bzw. Gespräche zu führen. Leider waren die Getränkepreise nicht sehr damenhaft. Meines Erachtens stimmte lediglich das Preis-Leistungsverhältnis vom angebotenen Weizenbier.

Huber war da

Huber oder Beckstein? Nicht nur beim Fußball gilt es als Duell, wenn die Bayern in Nürnberg spielen, Bayern gegen Franken. Der Leiter der bayerischen Staatskanzlei sprach am Sonntagvormittag zu uns. Ein Teil der Delegierten war bereits anwesend und empfing den möglichen Nachfolger Stoibers herzlich. Als Vorprogramm Merkels hatte er den Saal allerdings noch nicht so füllen können, wie es sich eigentlich für eine solche Person gehört hätte. Die Party stecke vielen JUlern anscheinend noch in den Knochen. Nach seinen kämpferischen Worten wurde die Spannung immer größer. Die Parteivorsitzende kündigte sich an.

Angie ? die Zirkusdirektorin

Mit viel Applaus wurde die künftige Kanzlerin empfangen, ein faires Verhalten. Sie wusste sicher genau, was auf sie zukommen würde. Philipp drängte auch bei ihr wieder auf die Diskussion des Wahlergebnisses, doch würde Sie was sagen? Merkel hatte es häufig gesagt, sie wolle die Diskussion erst nach den Koalitionsverhandlungen führen. Dies bekräftigte sie auch in Ihrer Rede. Sie sprach jedoch ebenso von der positiven Arbeit der JU, dem Reformmotor Deutschlands. Auch nach Ihrer Rede fügte sich eine Diskussionsrunde an. Es wurden auch bei ihr viele kritische Fragen gestellt, die sie mehr oder weniger beantwortete. Auch Sie überzog das vorgesehene Zeitlimit deutlich, was blieb ihr auch anderes übrig.
Sie wollte uns zähmen, doch es gelang ihr nicht wirklich. Das war mein Eindruck nach der Veranstaltung, die mit dem Lied der Deutschen beendet wurde. Die Presse würde sicher sehr kritisch sein und den einen oder anderen Punkt verdrehen. So war es in manchen Zeitungen schließlich auch.

Fazit

Als Fazit nehme ich mit, dass die JU an Ihren Forderungen festhält. Und das ist auch gut so. Die Parteispitze hat sicher an diesem Wochenende den einen oder anderen Seitenhieb von den ?Jungen Wilden? mitbekommen. Auch das ist gut. Und wir hatten alle viel Spaß. Das ist besonders gut.

S.W.