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Bildung ist unsere Zukunft!

Ein Einblick in die Arbeit des Bezirks und Dr. Annette Schavan

Die Ausbildung junger Menschen wird durch die Globalisierung und Internationalisierung des Denkens und Handelns in der Wissensgesellschaft und der Notwendigkeit zu lebenslangem Lernen geprägt. Dabei ist es gleichzeitig wichtig, Bildung nicht daran messen zu lassen, ob sie den Erfordernissen der heutigen Arbeitswelt entspricht. Bildung bleibt auch unter den aktuellen Entwicklungen ein zeitloses Gut.
Die Ausbildung junger Menschen ist in Deutschland in die Bereiche der vorschulischen, schulischen, berufsbegleitenden und universitären Bildung unterteilt. Gerade in Zeiten zunehmender Globalisierung und Internationalisierung nimmt die Bildung einer Gesellschaft in der Zukunft eine Schlüsselrolle ein. Aus diesem Grunde werden die schulische Bildung und schulische Erziehung zukünftig als öffentliche Güter eine außerordentliche Wertschätzung genießen.

Neue Vorgaben

Die Bildungspolitik erhält dabei die Aufgabe, exzellente Bedingungen für die schulische Erstausbildung von mehr Akademikern und hoch qualifizierten Fachkräften zu schaffen. Daraus ergibt sich ein veränderter schulischer Erziehungsauftrag, der nicht als Reparaturauftrag an Schwachstellen der Gesellschaft verstanden werden darf. Vielmehr bedarf es Schulen und Kollegien, die ihren Erziehungsauftrag selbstbewußt wahrnehmen. Die gezielte und systematische Vermittlung von Werten, Einstellungen und Haltungen an der Bildung oder Formung von mündigen Persönlichkeiten mitzuwirken, darf jedoch gleichzeitig nicht nur auf dem Schulgelände stattfinden, sondern muss auch aktiv von der Gesellschaft eingefordert werden. Die gesamte Gesellschaft ist dazu aufgerufen, junge Menschen in ihrer Entwicklung zu unterstützen, damit sie fähig werden, ihr Leben selbst zu gestalten, sich in einer zunehmend komplizierten und individualisierten Welt zu orientieren und zu behaupten und Verantwortung für sich und andere zu übernehmen.

Bildung im Fokus

Diese Worte sind die Einleitung des bildungspolitischen Papiers, welches auf der gemeinsamen Tagung der JU-Bezirksverbände Aachen, Mittelhrein und Niederrhein entwickelt und abgestimmt wurde. Das ganze Wochenende (16.,17.4.2005) stand unter dem Thema Bildung. Es wurde diskutiert und beschlossen, zugehört und nachgefragt. Hauptrednerin war die gebürtige Neusserin Dr. Annette Schavan, zur Zeit. Ministerin für Kultus, Jugend und Sport in Baden-Württemberg. Sonntag morgens um 11 Uhr hatte sie Zeit gefunden und sprach begeisternd zu den 60 JUlern aus den 3 Bezirksverbänden.

Dr. Annette Schavan

Eins wurde von Anfang an klar und deutlich: Sie ist eine echte Rheinländerin und sagt: " NRW ist besser als die Regierung, die Bürger können mehr. NRW muss wider die Rolle in Deutschland übernehmen, die diesem Bundesland zusteht." Zu den Kernfragen der Landesregierung gehört die Bildung, vieles wird direkt vor Ort entschieden, es ist das Herzstück eines Landes. Leider hat NRW die Modernisierung verpaßt, bedauert Schavan. Sie selber ist seit über 10 Jahren Kultusministerin Ihres Bundeslandes und weiß wovon sie spricht. Schulen dürfen nicht jede Mode mitmachen, es geht um eine nachhaltige Entwicklung, um Substanz. Frau Dr. Schavan hat mehrere Kernpunkte dargestellt: Lernen in jungen Jahren: Zwischen dem 3. und 6. Lebensjahr kann jedes Kind ergiebig lernen. Es geht hier nicht um Kindheitsentraubung, sondern um die sinnvolle Möglichkeit die Sprachfähigkeit zu entwickeln. Schwerpunkt soll hier der Bildungsauftrag an Kindergärten sein, eine gute Zusammenarbeit zwischen Familie und Kindergarten ist wichtig. Kinder erfahren somit, was eine verläßliche Beziehung ist. Wir müssen Sorge dafür tragen, dass Kinder ernst genommen werden. Kinder müssen und wollen gefordert und gefördert werden. Speziell junge Eltern müssen unterstützt werden. Dies soll jedoch nicht bedeuten, dass der Erziehungsauftrag vom Staat abgenommen werden soll. Die CDU will keine Hoheit über Kinderbetten, die CDU will Eltern unterstützen und die Freiheit des einzelnen fördern. Ihr Ziel ist es, innerhalb von 5 Jahren eine Intensivierung der Eltern-Kindergarten-Beziehung im gesamten Bundesgebiet herzustellen, so können Talente gefunden und gefördert werden. Wichtig ist der Kultusministerin, dass man mit Leidenschaft über Bildung spricht. Wir dürfen nicht immer alles negativ sehen, wir müssen positiv denken. Mehr Leidenschaft und Aufmerksamkeit für Talente. 2. Grundschulen Es wird zu wenig gesprochen! Diese Tatsache läßt sich mit Zahlen belegen. 25% alle Kinder sind sprachverzögert entwickelt. Ein Dilemma. Die Vernachlässigung von Sprachen muss gestoppt werden. Sprache ist der Schlüssel für Bildung! Kein Kind darf den 1. Schultag erleben, ohne alltagsgerecht Deutsch zu können. Ein Kind gerät sonst direkt ins Abseits. Es geht hier nicht nur um Kinder mit Migrationshintergrund. Auch viele deutsche Kinder haben Sprachprobleme. Der Tenor der 70 er Jahre, Erziehung ist Fremdbestimmung, war ein Fehler. Die Leidenschaft ist in dieser Zeit verloren gegangen, die Seele der Bildungspolitik ist verloren gegangen. Eins ist klar, stellte Annette Schavan fest, Kinder haben Lust auf Noten, auf Lernen, auf Wettbewerb. Die Verharmlosung von Grundschulden war nicht in Ordnung, denn schließlich sollen hier die Grundsteine für richtiges Lernen gelegt werden. Die Prozesse und Grundlagen des Lernens sollen in den 4 Jahren Grundschule vermittelt werden, zunächst sicher spielerisch. Leitsatz der CDU ist: Wir stehen für Bildungspolitik, die Kinder und Jugendliche ernst nimmt und den Schülern etwas zutraut. 3. Unterrichtsausfall Grundsätzlich gilt: vernünftiges Arbeiten ist notwendig. In Baden-Württemberg hat Schavan ab der 1. Klasse die 1. Fremdsprache eingeführt. Dafür wurden 1700 Lehrer benötigt und eingestellt, 2 Stunden Unterricht zusätzlich. Der Finanzminister sei wohl nicht sehr begeistert gewesen, O-Ton Schavan: "Der Finanzminister fand das auch doof." Aber eins ist für sie klar: Bei Investitionen hat Bildung Priorität! Wichtig ist ihr, dass es nicht nur die Politik der Überschriften gibt, die Umsetzung ist wichtig, es müssen Ressourcen geschaffen werden. Es wird immer mehr erwartet, aber immer weniger investiert. Die Töne gegen die rot-grün-regierten Länder und den Bund sind nicht harmlos, sie kämpft mit ihren Erfolgserlebnissen für den Wechsel in NRW. 4. Berufliche Bildung Die Parole aus Berlin: Immer mehr Abiturienten! weist sie zurück. Sie sagt konsequent Nein zu mehr Abiturienten, denn es sei viel wichtiger, dass es mehr Ausbildungsmöglichkeiten und -plätze gibt. Der Arbeitsmarkt und der Ausbildungsmarkt sind stark von einander abhängig. Jeden Tag gehen 700 Arbeitsplätze verloren, die Zahl der Schulabsolventen steigt, was ist also mit den Ausbildungsplätzen?!? Die SPD habe es versäumt, Jugendliche die Zukunft auf dem Arbeitsmarkt zu sichern, da merke man wieder, dass die SPD wirtschaftspolitisch keine Kompetenz habe, so Schavan. Das Flaggschiff der Bildung ist die berufliche Bildung, dieses Schiff ist stark renovierungsbedürftig. Die Leistungsfähigkeit eines jeden Jugendlichen wird hier verdeutlicht. Jeder Jugendliche braucht eine Chance und muss selbstständig werden können. Es muss das Signal ankommen: Jeder wird gebraucht. Demokratieerziehung Jeder soll Erfahrungen machen dürfen mit der Übernahme von Verantwortung, es sollen Schülermentoren ausgebildet und Patenschaften übernommen werden. Denn eins ist klar: Demokraten werden erzogen, sie fallen nicht vom Himmel! Bildungspolitik ist auch Integrationspolitik. Wer in diesem Land lebt, so Schavan, der muss zu unseren Werten stehen, z.B. zum Grundgesetz. Zwangsverheiratungen etc. darf es nicht mehr geben. Denn das ist nicht unser Verständnis von Religion und Kultur. Schavan ist für den islamischen Religionsunterricht, denn der Staat darf keine Staatsreligion oder Einheitsreligion vorgeben. Wir leben in einer freiheitlichen Gesellschaft, die großen Religionsgemeinschaften sind unsere Partner. Der politische Islamismus muss bekämpft werden. Der Dialog der Religionen muss geführt werden, es bringt nichts, so Schavan, dass der Staat einen Wertekanon vermitteln möchte. Bildungsreform Ihr ist es wichtig, dass Schule & Hochschule nicht auf die reine Theorie reduziert wird, Geisteswissenschaften müssen ebenfalls vermittelt werden. Die Umstrukturierung des Bildungssystems soll mehr Gestaltungsspielraum für die Schulen bringen, die Bildungsstandards jedoch nicht vernachlässigen. 40% der Schulen in BW können ihr Personal selber aussuchen, ein erster Schritt in die richtige Richtung. Ein weiterer Punkt ist die Attraktivierung des Lehrberufes. Es muss ein leistungsbezogenes Dienstrecht geben, bei den die Tarifstufen ebenfalls überdacht werden. Eine Veränderung ist wichtig! Einheitsschule Frau Dr. Schavan sagt klar und deutlich "Nein" zur Einheitsschule. Es darf diesen Einheitsbrei nicht geben. Elementar ist das Lernen in jungen Jahren. Denn nur so kann die Gerechtigkeitsfrage gelöst werden. Für seine Herkunft kann kein Kind, für die Leistung schon. Die muss gefördert werden. Ein Projekt in BW ist die gemeinsame Schule vom 3. bis 10. Lebensjahr. Diese Probeeinrichtung könnte zukunftsweisend sein. Lernen in jungen Jahren ist die Zukunft, Förderunterricht, den des momentan zu genüge gibt, wird nicht mehr notwendig sein.

Bildungsfinanzierung

Schavan nimmt auch Stellung zum aktuellen Thema : Abschaffung des Bafög! Sie hatte ein Interview mit der Zeitung "Die Welt" geführt und dabei ging es um die Finanzierung von Studien. Grundsätzlich möchte sie sozialverträgliche Studiengebühren, z.B. 500 Euro pro Semester, die der Uni und nicht dem Finanzminister zukommen. Es muss attraktive Möglichkeiten der Finanzierung geben, Bafög ist nicht das Allheilmittel, die Abschaffung wird nur von den Grünen gefordert. Schavan zeigt auf, dass Bafög nicht so attraktiv ist, wie viele momentan denken. Gerade mal 17% aller Studenten bekommen die Förderung. Die Förderung muss nach dem Studium zu großen Teilen zurückgezahlt werden. Diese Förderung ist vom Gehalt der Eltern abhängig, das bedeutet, der Mittelstand wird vernachlässigt. Familien mit zwei Kindern und gut verdienenden Eltern werden nicht berücksichtigt, das kann so nicht weitergehen. Stipendien, günstige Darlehen, elternunabhängige Förderungen brauchen die Studenten. Es kann nicht sein, dass immer mehr Studenten arbeiten gehen müssen und es immer weniger Studenten aus sozialschwachen Familien gibt.

S.W.