Der 9. November

Schicksalstag der Deutschen oder Wie war das noch?

Was ist das Besondere an dem 9. November? Vier mal im letzten Jahrhundert spielte dieses Datum Schicksal. Aufbruch und Katastrophen, Höhenflug und Tiefstand, Glück und Versagen - es gibt keinen anderen Tag, an dem so viel passierte.

Nachkriegswirren

Die Geschichte dieses symbolischen Datums begann im Jahre 1918. Reichskanzler Max von Baden hatte aufgrund um sich greifender Unruhen etwas voreilig die Abdankung von Kaiser Wilhelm II. bekannt gegeben, obwohl diese noch gar nicht vollzogen war. Für mehrere Stunden lag die Macht somit auf der Straße. Aufgrund der drohenden Etablierung einer sozialistischen Räterepublik rief Philipp Scheidemann um 14 Uhr die "deutsche Republik" aus, wenig später proklamierte Karl Liebknecht eine "freie sozialistische Republik". Aus Furcht vor der Bolschewisierung Deutschlands suchten die Reformer den Ausgleich mit den überlebten Gewalten. Konsequenz : Der Kaiser ging, die Generäle blieben. Ein fataler Fehler, wie sich noch herausstellen sollte!

Brauner November

Im Jahre 1923 dann der zweite 9. November: Adolf Hitler putschte gegen die Republik, allerdings endete der Marsch im Kugelhagel der Reichswehr und Landgendarmerie. Dieser Putschversuch sollte ein Schlüsselergebnis für den zukünftigen Diktator sein, er musste es also auf dem legalen Weg schaffen, die Macht zu erobern.
Der nächste symbolische 9.November sollte 1938 sein. Dieser 9.11. sollte der moralisch-historische Tiefpunkt sein. Nachdem ein verzweifelter polnischer Jude ein Attentat auf einen deutschen Botschaftsrat in Paris verübte, ließen nach Hinweis des Propagandaministers Joseph Goebbels, SA-Horden im ganzen Reich Synagogen in Flammen aufgehen. Die Durchschnittsbevölkerung regte sich nicht, Juden wurden beraubt, gedemütigt, misshandelt und teilweise sogar ermordet. Die Reichskristallnacht, heute Reichspogromnacht , war ein Meilenstein der Judenverfolgung.

Zusammenwachsen

Der wohl in unserem Alter bekannteste 9. November war 1989. Der Mauerfall als Zeichen für die endgültige Öffnung zwischen Ost und West. Dieser Freudentag bleibt uns mit Bildern der unbändigen Freude alle Deutschen in Erinnerung, Menschen, die frei in den Westen laufen konnten, ein Tag der Freiheit und des Friedens. Es war etwas geschehen, was Bundeskanzler Schröder (SPD), Bundesfinanzminister Eichel (SPD), der ehem. Bundespräsident Rau (SPD) nicht für möglich gehalten hatten. Bundeskanzler Kohl (CDU) hatte schon 1982 bei seiner Regierungsrede gesagt, dass er für die Vereinigung kämpfen wird und jeder Deutscher an diesen sicher teils utopische Wunsch festhalten solle.
Kohl hatte recht, Deutschland ist vereinigt. 15 Jahre ist es her, dass die Mauer gefallen ist. 14 Jahre ist die Wiedervereinigung her, und doch ist in den Köpfen noch nicht alles zusammen gewachsen, was zusammen gehört.
Wir sind ein Volk! Nicht nur geographisch, sondern auch in unserem Inneren.
Wären die anderen 9. November nicht, dann wäre das sicher der richtigere Nationalfeiertag.