Leserbriefe

Zu unserem Artikel "Wehrgerechtigkeit?" von Martin Preuß (aus Politeia 230) erhielten wir folgenden Leserbrief per E-Mail:
Sehr geehrter Herr Preuss,
mit großem Interesse habe ich im Internet [www.leverkusen.com/politeia} Ihren Beitrag zum Thema Wehrgerechtigkeit gelesen. Wie kommen Sie eigentlich zu der Annahme, dass Wehrpflichtige während oder nach ihrer Dienstzeit ein positives Bild von der Bundeswehr zeichnen würden? Das überaus mäßige Bild der Bundeswehr in der Bevölkerung und vor allem auch bei den jungen Menschen beruht vor allem auf der Tatsache, dass es genau anders herum richtig ist. Die überwiegende Mehrheit erfährt die Bundeswehr sehr negativ und kommuniziert dies auch nach außen. Die Tatsache, dass eine Minderheit positive Erfahrungen macht ändert nichts daran, dass es eine Minderheit ist. Ich nehme mal an, dass Sie zu dieser Minderheit zählen, aber Sie sollten sich da keine Illusionen hingeben. Die Bundeswehr hat selber dafür gesorgt, dass über die Jahre die Akzeptanz einer Wehrpflichtigenarmee immer geringer geworden ist. Eine Mehrheit für die Wehrpflicht existiert daher auch nur noch bei den sehr viel älteren Jahrgängen. Ihr Beitrag würde sich daher deutlich besser lesen, wenn Sie aus Ihren Ausführungen den einzig richtigen Schluß gezogen hätten und die tatsächlich vielfach verhaßte Wehrpflicht für erledigt erklärt und eine Freiwilligenarmee gefordert hätten. Genau für diese Verweigerung gehören SPD, aber auch CDU und CSU nämlich wirklich vom Wähler abgestraft.
Dr. Andreas van Almsick
61184 Karben
Antwort von Martin Preuß:
Sehr geehrter Herr van Almsick,
(...). Die Bundeswehr mag polarisieren und die Bürger in zwei Lager spalten, aber ein negatives Bild von Wehrpflichtigen kann ich beim besten Willen nicht feststellen. Sie werfen mir in gewisser Weise eine subjektive Sichtweise vor, was selbstverständlich nie ganz von der Hand zu weisen ist, aber den gleichen Vorwurf könnte ich Ihnen auch machen. (...).. Ihr Argument, dass in den älteren Jahrgängen eine höhere Akzeptanz gegenüber der BW herrscht, kann ich nicht teilen. Ich selbst bin Jahrgang 1982 und habe erst vor wenigen Monaten meinen Wehrdienst beendet. Die meisten Leute aus meinem Umfeld haben das gleiche Alter und teilen im Grunde meine Meinung, ganz zu schweigen von den Kameraden, mit denen ich gedient habe. Ich glaube es ist sogar umgekehrt. Oft sprechen sich ältere Menschen gegen die Wehrpflicht aus, da das System zu ihren Zeiten wesentlich strenger war und die Rechte der Soldaten nicht immer ernst genommen wurden.
Im übrigen ist eine Berufsarmee für die Bundesrepublik nicht bezahlbar! (...). In den USA sinkt der Bildungsgrad der Soldaten immer weiter, da die Berufsarmee ihre Soldaten nicht aus einem großen Aufkommen an Wehrpflichtigen rekrutieren kann. Man muss bedenken, dass weit über neunzig Prozent der Zeit- und Berufssoldaten aus dem Kreise der Wehrpflichtigen stammen. (...) Der einzig richtige Schluss ist also die Wehrpflicht aufrecht zu erhalten um eine intelligente, schlagkräftige und besonnene Armee zu erhalten.
Martin Preuß
51371 Leverkusen
Einigung, nach einigen E-Mails ist:
Ausgangspunkt unserer Diskussion waren unsere völlig unterschiedlichen Erfahrungen während unserer Wehrdienstzeit. (...) Als Begründung für die Wehrpflicht ist ein derartig subjektives Empfinden völlig irrelevant.
Dr. Andreas van Almsick
(...) ich muss mich Ihrer Argumentation, dass wir beide den falschen Ausgangspunkt gewählt haben anschließen. (...)Ich hätte aus meinem Artikel besser einen Erfahrungsbericht oder Kommentar gemacht, dann wäre mein Plädoyer für die Wehrpflicht wahrscheinlich weniger "verfänglich" gewesen.
Martin Preuß