Leverkusen

ABGESANG

Das Ende des Ausbesserungswerkes ist auch das Ende der Ära Opladens als Eisenbahnerstadt

Nahezu exakt zwei Jahre dauerte der Kampf um den Erhalt des Ausbesserungswerkes Opladen. Was am 26. Juni 2001 mit einer schlichten Presseerklärung der Deutschen Bahn AG begann, fand nach einem zeitweilig unterbrochenem Hungerstreik und einer kurzzeitigen Werksbesetzung am 4. Juli 2003 ein Ende. Spätestens zum 31. Dezember diesen Jahres wird die sogenannte schwere Instandhaltung von Elektrolokomotiven am Standort Opladen aufgegeben. Das Werk Opladen wird just im hundertsten Jahr seines Bestehens geschlossen.

Eisenbahnerstadt Opladen

Wenn Leverkusen in aller Welt zunächst von seinem Ruf als Chemiestandort zehrt, der im Laufe der Jahre freilich zunehmend auch Federn hat lassen müssen, so konnte man die ehemals selbständige Kreisstadt Opladen getrost als Eisenbahnerstadt bezeichnen. Neben seiner Funktion als Verwaltungszentrum des ehemaligen Rhein-Wupper Kreises lebte Opladen vor allen Dingen durch und mit der Bahn als dem mit Abstand größten Arbeitgeber vor Ort.
Dabei stellt das heutige Werk Opladen nur die letzte, wenn auch größte und bundesweit bedeutendste Einrichtung dar, die den Ruf des heutigen Leverkusener Stadtteils Opladen einmal ausmachte, zumal man sich vor der Spezialisierung auf elektrische Lokomotiven in Opladen auch auf die Unterhaltung von Waggons und Triebwagen verstand.
Davon zeugt noch heute die nunmehr außerhalb des eigentlichen Werkgeländes zur Kolberger Straße hin gelegenen und längst aufgegebenen Hallenkomplexe. Selbst mit der Instandhaltung von Kraftbussen beschäftigte man sich dort über eine Reihe von Jahren. Nur hinsichtlich der Ausbesserung von Dampf- und Diesellokomotiven spielte Opladen nie eine bedeutende Rolle.
Aber Opladen war eben mehr als nur Sitz einer Eisenbahnwerkstätte, wie man es zu Zeiten der Länderbahnen noch zu sagen pflegte. Opladen war ebenso Sitz eines selbständigen Bahnbetriebswerkes, eines Betriebsamtes und nicht zuletzt eines bedeutenden Gleisbauhofes, der sich bis zu seiner Auflassung das Gelände mit dem Ausbesserungswerk teilte. Signalmeisterei und Fahrleitungsmeisterei gehörten einst ebenso dazu.

Rangierbahnhof längst "rückgebaut"

Opladen war für das nähere Umland einstmals der Knotenpunkt für mit der Bahn zu befördernder Güter aller Art. Die Gleise des Rangierbahnhofes Opladen, auf dem vor allen Dingen des nächtens zahllose Güterzüge aufgelöst und wieder zusammengestellt wurden und demzufolge reger Rangierbetrieb herrschte, existieren nicht mehr. Sie sind längst rückgebaut, so umschreibt man es jedenfalls im Sprachgebrauch eines schrumpfenden Unternehmens wie der Deutschen Bahn. Notwendige Rangierarbeiten werden schon lange vom benachbarten Rangierbahnhof Köln-Kalk-Nord aus wahrgenommen.
Express- und Stückgutaufgabe war wie die Behandlung ganzer Wagenladungen einmal eine Selbstverständlichkeit. Auslandssendungen konnten durch das unmittelbar an der Ladestraße des Bahnhofs Opladen gelegene Zollamt abgefertigt werden.

Deprimierender Anblick

Die überwiegend schon ihrer Gleisanlagen beraubten und sich teilweise selbst überlassenen Anlagen schließen in südliche Richtung an das Gelände des Opladener Personenbahnhofs an.
Insofern bietet Opladen für Reisende und Pendler während ihres Aufenthaltes auf den Bahnsteigen schon längst einen deprimierenden Eindruck. Bald wird dann auch der Anblick der mitunter langen Reihen von Elloks Vergangenheit sein, die im Bahnhofsbereich auf ihre Aufnahme ins Ausbesserungswerk warten. Es werden keine alten, aber dennoch wie neu erscheinenden Lokomotiven auf ihren Werkprobefahrten Abwechslung in den fahrplanmäßigen Zugverkehr bringen, der Opladen meist ohne Halt durcheilt.
Nach der Stillegung der Strecke nach Burscheid-Hilgen, die einstmals als sogenannter Balkan-Express Opladen mit Remscheid-Lennep verband, dient der Bahnhof nicht einmal mehr als Umsteigepunkt. Werktags halten dort tagsüber im Stundentakt ein Regionalexpress sowie halbstündig eine Regionalbahn in Richtung Köln beziehungsweise Wuppertal.
Daß der Bahnhof gar noch über eine eigene Fahrkartenausgabe verfügt, ist auch nur dem Umstand zu verdanken, daß dieser von der JOBService Leverkusen gGmbH betrieben wird, hinter deren Bezeichnung sich eine städtische Beschäftigungs- und Qualifizierungsgesellschaft verbirgt. Opladen ist von dem Strukturwandel des Systems Eisenbahn nicht nur überdurchschnittlich getroffen, sondern geradezu exemplarisch in allen nur denkbaren Facetten gezeichnet.