Leverkusen

Zwischenhalt

Das Bahnbetriebswerk Solingen-Ohligs

Der Leichlinger Verlag A. Kaiß hat sich vor allen Dingen durch seine Abhandlungen zur regionalen Eisenbahnhistorie hervorgetan. Als Heft 4 der Rheinisch-Bergischen Eisenbahngeschichte erschien bereits im vergangenen Jahr ein Buch über das vormalige Bahnbetriebswerk Opladen.
Die neueste Publikation über das Bahnbetriebswerk (Bw) Solingen-Ohligs schmückt sich im Untertitel zwar nicht als Beitrag zu rheinisch-bergischen Eisenbahngeschichte, kann aber durchaus als Ergänzung zu den bisher erschienenen Heften betrachtet werden. So war das Bw Solingen-Ohligs doch nach dem Verlust seiner Eigenständigkeit noch für kurze Zeit als sogenannter Lokbahnhof dem Bw Opladen unterstellt. Vermutlich jedoch gab das Material über diese kleine und relativ unbedeutende Dienststelle nicht den erforderlichen Umfang her, um einen eigenständigen Band dieser Reihe abzugeben.
Dennoch, so bescheiden das Bw Solingen-Ohligs im Vergleich zu anderen Bahnbetriebswerken auch gewesen sein mag, als Heimat für die dort stationierten Lokomotiven ist es seine Geschichte allemal wert, festgehalten zu werden - wenngleich dazu gerade einmal 16 Seiten als der dafür erforderliche Rahmen ausreichen.
Mit der Betriebseröffnung für den Abschnitt Haan - Ohligs - Opladen der Bergisch-Märkischen Eisenbahn (BME) am 25. September 1867 begann die Geschichte der Lokomotivstation Ohligs. Obwohl diese im Verlauf ihres Daseins stets im Schatten der ungleich größeren benachbarten Dienststellen wie Opladen, Remscheid-Lennep und vor allen Dingen dem Bw in Wuppertal-Vohwinkel stand, wurde sie im Jahre 1907 zur Betriebswerkstätte aufgewertet und durfte sich ab dem 6. Juli 1922 als Bahnbetriebswerk bezeichnen.
Eine zeitweise für notwendig erachtete Erweiterung des Bw scheiterte an der ungünstigen Lage, eingekeilt zwischen den Strecken Wuppertal - Köln und Ohligs - Solingen - Remscheid: Ein regelrechtes Lehrbeispiel dafür, was fehlende Expansionsmöglichkeiten über kurz oder lang für die Existenz einer solchen Einrichtung zur verkehrlichen Infrastruktur ausmachen können.

Abstieg nach dem Zweiten Weltkrieg

Nach dem Zweiten Weltkrieg jedoch erwies sich der weitere Fortbestand beziehungsweise die Notwendigkeit, in Solingen Lokomotiven vorzuhalten, schnell als unnötig. Die Aufgaben der dort beheimateten Lokomotiven konnten leicht von den Maschinen der vorgenannten Bw übernommen werden.
Das Bw Wuppertal-Vohwinkel, welches einmal das größte Bahnbetriebswerk im Bereich der vormaligen Reichsbahn- beziehungsweise Bundesbahndirektion Wuppertal war, wurde übrigens als letzte Dienststelle der drei benachbarten Bw aufgelöst. Betriebshöfe, wie die Bahnbetriebswerke heute genannt werden, gibt es entlang der die Bahnhöfe Opladen und Solingen-Ohligs durchziehenden Hauptstrecke erst wieder in Köln und Hagen.
Der Anschluß an das Eisenbahnnetz war für das seinerzeit noch selbständige Ohligs und den gesamten Raum Solingen Auslöser für eine sprunghafte Entwicklung, insbesondere wegen der Bedeutung der Eisenbahn für die dortige Industrie. Im Gegensatz zu Opladen, das mit seinem Ausbesserungswerk und zahlreichen weiteren Einrichtungen und Dienststellen der Bahn (Rangierbahnhof, Betriebsamt, Bahnbetriebswerk, Güterabfertigung u. a.) als eine regelrechte Eisenbahnerstadt bezeichnet werden konnte und wo heute gerade dieses Ausbesserungswerk um sein Überleben kämpft, spielte die Bahn als Arbeitgeber in Solingen keine besondere Rolle.

Sprung in die Moderne

Dennoch kann sich Solingen-Ohligs heute getrost als Bahnknotenpunkt bezeichnen, stellt es doch als heimlicher Hauptbahnhof für Solingen einen Haltepunkt für InterCity-Züge und InterrCityExpress dar. Mit einer S-Bahn-Anbindung über Hilden und Düsseldorf Hauptbahnhof kann man den Düsseldorfer Flughafen ohne Umsteigen erreichen, und mit einer Regionalbahn kann man über die berühmte Müngstener Brücke auch in die Röntgenstadt Remscheid reisen - während der eigentliche Solinger Hauptbahnhof ebenso wie die ehemalige Eisenbahnerstadt Opladen auf der Karte der Deutschen Bahn mittlerweile selbst bis zur Unbedeutung heruntergekommen sind.

Brückenfest

Anläßlich des jährlich stattfindenden Solinger Brückenfestes, das der Müngstener Brücke als der höchsten deutschen Eisenbahnbrücke gewidmet ist, kann man sich persönlich einen Eindruck von rheinisch-bergischer Eisenbahngeschichte verschaffen. Dann fahren mit historischen Dampflokomotiven bespannte Sonderzügen über besagte Müngstener Brücke auf einem Rundkurs über das Städtedreieck Solingen - Remscheid -Wuppertal.
Eine auf dem alten Bw-Gelände heute noch vorhandener und nutzbarer Ausschlackkanal trägt wesentlich zu dem Umstand mit bei, daß der Einsatz der Dampflokomotiven von Solingen-Ohligs aus überhaupt noch möglich ist.
In diesem Jahr findet das Brückenfest an dem Wochenende 25./26. Oktober statt.

Rudolf Inkeller: Zwischenhalt. Das Bahnbetriebswerk Solingen-Ohligs, ISBN 3-9806103-8-1, Verlag A. Kaiß, Postfach 101426, 42785 Leichlingen, 16 Seiten, zahlreiche Fotos und Zeichnungen, 3,50 Euro.