Editorial

Um jeden Preis

Was die USA für einen Irak-Krieg alles tun

Es gibt wohl kein Thema das die Medien derzeit so beschäftigt wie die "Irak-Krise". Pausenlos werden neue Anschuldigungen vorgebracht, versucht eine Koalition gegen den Irak zu bilden und den Aufmarsch am Golf voranzutreiben.
Deutschland und Frankreich stemmen sich beharrlich gegen einen Krieg im Irak und die Bush Regierung scheint Scheuklappen zu tragen und nur noch auf einen Krieg zu setzen.

Neue Situation

Warum sich Deutschland nicht zu einem Krieg hinreißen lassen will scheint auf den ersten Blick nicht plausibel. Die NATO-Intervention im Kosovo, der Einsatz in Bosnien oder der Krieg gegen die Taliban waren für die Bundesregierung und die Opposition notwendige Einsätze, warum ein Einmarsch im Irak nicht?
Die Situation im Irak ist ganz anders gelagert als die Einsätze an denen die Bundeswehr in den vergangenen Jahren teilgenommen hat. Das eigentliche Ziel die Inspektoren wieder ins Land zu bringen ist erreicht und damit hat die Drohkulisse, die im Vorfeld der UNO-Resolution 1441 aufgebaut wurde ihre Wirkung erfüllt.
Zugegeben arbeitet der Irak nicht immer reibungslos mit den Inspektoren zusammen, doch muss man die Sache langsam angehen und sollte keine voreiligen Aktionen erzwingen, wie es die USA derzeit versuchen.

Krieg mit allen Mitteln

Die USA scheinen entschlossen ihren Krieg mit allen Mitteln durchzusetzen. Man scheut dabei keinen Einsatz von Material, Menschen und Geld.
Die USA scheinen sogar bereit einen Krieg ohne ihre wichtigsten Verbündeten zu starten oder wenigstens deren Zustimmung abzuwarten.
Es hat den Anschein, dass die Zustimmung des UN-Sicherheitsrates nur noch das Tüpfelchen auf dem "I" ist für einen Krieg, aber keinesfalls mehr eine Prämisse. Egal was die Meinung anderer Staaten ist, die USA erachten sie nicht als wichtig. "Seid mit uns oder gegen uns, das ist uns egal" scheint hier das Motto zu sein, wenn die einzige Supermacht sich ein Ziel gesetzt hat, dann walzt sie mit ihrer Arroganz alles auf dem Weg dorthin platt.

Freundschaft mit den USA

Die starken Beziehungen zwischen Deutschland und den USA scheinen nicht mehr zu zählen. Seit die Regierung unter Bush im Amt ist, scheint es als habe die Freundschaft zu anderen Ländern nur noch Bedeutung, wenn sie den USA von nutzen ist. Das war zwar schon immer so aber meist hatten die befreundeten Staaten auch etwas Gutes davon. Die Berliner Luftbrücke lag im ureigensten Interesse der USA um den wachsenden kommunistischen Einfluss in Europa aufzuhalten, hatte aber auch zweifelsohne positive Seiten für die Berliner Bevölkerung.
Wenn Länder heute offen ihre Meinung zu der Politik der USA äußern und wie Deutschland oder Frankreich sich gegen die Methoden der amerikanischen Politik aussprechen, dann geraten sie schnell ins Fadenkreuz und werden von den USA behandelt als gehörten sie zu den sogenannten "Schurkenstaaten".
Für die USA repräsentieren Deutschland und Frankreich nicht der den Motor der europäischen Integration -der beide Staaten zweifellos sind- sondern vielmehr das "alte Europa", so US Verteidigungsminister Donald Rumsfeld. Deutschland wurde wegen seiner Haltung zum Irak-Krieg neulich sogar mit Staaten wie Libyen in einem Atemzug von eben diesem Minister genannt. Deutsche und französische Politiker werden von den Vertretern der amerikanischen Administration gemieden und gemeinsame Fotos oder einen Händedruck gab es schon lange nicht mehr.

Was die Bürger denken

In keinem europäischen Land scheint sich eine Mehrheit der Bürger für einen Krieg entscheiden zu wollen. Nicht einmal in den USA selbst ist eine breite öffentliche Mehrheit vorhanden die sich für einen Krieg ausspricht. Die Umfragen in den USA schwanken zwischen großer Ablehnung der Bush Pläne bis zu geringer Zustimmung.
Einzig Großbritannien scheint einmal mehr den treuen Vasallen der USA zu spielen. Der britische Prämieminister Tony Blair trägt jede Entscheidung Bushs mit, entfernt sich von Europa, was ihm auf Dauer nicht gut tun wird, und handelt sogar gegen die Interessen der britischen Bürger. Die Mehrzahl der Briten lehnt eine Intervention im Irak ab und demonstriert dies sogar auf den Straßen Londons.

Fliegen und Elefanten

Es scheint als würde Amerika jedes Mittel in Kauf nehmen um einen Krieg gegen den Irak durchzusetzen. Aber ist der Irak wirklich so gefährlich, dass man die Beziehungen zu befreundeten Staaten aufs Spiel setzen sollte? Sollte man Tausende von Menschenleben riskieren um Saddam Hussein loszuwerden? Die Antwort ist ganz klar : Nein!
Ganz ohne Zweifel besaß der Irak vor dem Einmarsch der USA Anfang der neunziger Jahre ein nicht außer Acht zu lassendes Arsenal an Massenvernichtungswaffen, das aber zu großen Teilen unter Aufsicht von UN-Inspektoren vernichtet wurde. Heute allerdings stellet der Irak, ausgequetscht durch jahrelange Sanktionen und das tägliche Bombardement der Amerikaner in den Flugverbotszonen, keine Gefahr mehr dar.
Die Mittel der USA um den Irak unter Kontrolle zu halten sind also vollkommen unverhältnismäßig. Die Kontrolle durch Inspektoren der UNO ist derzeit ausreichend.

Was die USA eigentlich wollen

Den Vereinigten Staaten geht es vielmehr darum den Irak zu beherrschen, sei es durch eine an sie gebundenen irakische Regierung nach Hussein oder durch eine Militäradministration. Hintergrund sind die großen Ölvorkommen des Irak. Der Irak besitzt nach Saudi-Arabien die zweitgrößten Erdölreserven. Haben die USA die Kontrolle über diese Reserven, so können sie den Ölpreis bestimmen. Ein Vorteil für die amerikanische Wirtschaft und Firmen in den USA, die im Mineralölbereich tätig sind.
Ziel eines Kriegs im Irak ist also die amerikanische Vorherrschaft weiter auszubauen und keinesfalls die Erhaltung des Friedens in der Region oder die Bekämpfung des Terrorismus.
Bleibt die Frage, wer als nächstes auf der amerikanischen Liste der Schurken auftaucht? Vielleicht ist es Australien, das mit seinen großen Uranvorkommen ein rentables Ziel für einen Krieg darstellen könnte?. Wir werden sehen wohin Amerikas Bestrebungen in Sachen Dominanz führen werden.