Computer

Ein Netz voller Ärger

Ein Erfahrungsbericht über die nervigen Seiten des Internets

Es ist 19:00 Uhr. Die Autoahn war mal wieder total verstopft. Im Schritttempo ging es vorwärts in Richtung Leverkusen. Es war mal wieder typisch. Die Stauwarnung kommt kurz nachdem man auf die Autobahn aufgefahren ist. So dauern die 20 Kilometer von Köln schon mal gut eine Stunde. Naja, was soll es? Ich habe mein Diktiergerät dabei. So kann ich wenigstens die Zeit ein klein wenig nutzen um den nächsten Tag vorzubereiten. Was stand noch gleich auf den Programm? Ah, zwei Vorträge. Der eine zum Thema "Die elektronische Stadtverwaltung" und der andere mit dem Titel "Gefahren für Internetnutzer". Mist. Was soll man den Leuten zu diesem Themen noch erzählen können? Ist doch eh alles schon durchgekaut. Ich sehe mich schon vor gelangweilten Gesichtern sitzen. Also gut, ich werde zu Hause noch etwas im Internet recherchieren.
Zu Hause angekommen wird erst einmal der Herd angemacht. Es gibt Tiefkühlpizza. Direkt im Anschluss wird der Rechner angemacht. Die Backzeit will schließlich genutzt werden. Die Internetverbindung ist mit zwei Klicks aufgebaut. Es geht los. Noch schnell das E-Mailprogramm gestartet und mit der Recherche angefangen. Fangen wir mit den Gefahren für den Surfer an.

Lästige Schnüffler

Ich besuche die erste Seite, die mir die Suchmaschine ausspuckt. Direkt werde ich mit Warnmeldungen überflutet. Ein "unbekanntes ActiveX-Element" meldet mir der Virenscanner. Meine Firewall weißt darauf hin, das "lokale Cookies" ausgelesen werden sollen. Mist, immer diese nervigen Datensammler. Wen geht schon meine Surfangewohnheit was an? Also, beide Anfragen werden abgelehnt.
Nur kurze Zeit später herrscht wieder ein reges Treiben auf meinem Monitor. Lauter bedrohlich aussehende Warnmeldungen verbauen mir jede Sicht auf die Internetseiten. Meine Firewall berichtet, das ein unbekannter versucht meinen Computer zu "scannen". Das heißt, das ein Unbekannter versucht meinen Rechner zu erkunden und so eventuell auch Informationen für einen Angriff sammeln kann. Aber ich bin ja ein gutgläubiger Mensch. Ich bleibe Online und hoffe das mein Rechner sicher eingestellt ist.

Spionage unter der Kundschaft

Ich habe mich noch nicht ganz von der Hektik erholt, da werden mir eingehende Verbindungen gemeldet. Die Adresse lässt auf einen Server eines großen Amerikanischen Softwarekonzern mit Sitz in Redmond schließen.
Das ist zuviel. Ich lege eine Musik-CD in das Laufwerk. Ich brauch nun was entspannendes. Der erste Track hat noch nicht ganz angefangen, da meldet sich meine Firewall erneut. Diesmal möchte der Mediaplayer eine Verbindung aufbauen. Angeblich zwecks "Datenabgleich". Wer's glaubt.
Ich hab die Nase voll! Und meine Pizza ist fertig. Also verschiebe ich die Recherche auf den nächsten Morgen im Büro. Dann fange ich halt früher an. Dafür muss ich mich mit diesen Sch*** nicht herumschlagen.

E-müll im Briefkasten

Während ich an meiner Pizza knabbere schau ich noch schnell in meine E-Mail. Oh, sieh an. Es sind doch tatsächlich 60 neue Nachrichten im Posteingang. Ich bin neugierig. Auf den ersten Blick vergeht die Illusion, das so viele Menschen an mich gedacht haben.
In der ersten Mail werden mir Immobilien angeboten. Nein danke. Ich bin gerade umgezogen. Außerdem bin ich mit meiner Wohnung zufrieden. Was gibt's denn noch?? Ah, 12 Rosen und eine Vase für nur 24$. Ein echtes Schnäppchen. Schade nur, dass das Angebot nur für den US-Staat Washington gilt. Auch eine Vergrößerung meines "besten Stückes" wird mir Angeboten. Ein Blick in Richtung Gürtel spart mir fast 5000$. Auch an den Angebotenten Druckerpatronen und der Diätnahrung habe ich kein Interesse. Schnell noch die Adressen in die Filtersoftware kopieren. Doch was hilft es. Ich weiß jetzt schon, das ich morgen die gleichen Angebote bekomme. Nur der Betreff und der Absender ist ein anderer. Wie soll man so etwas Filtern?
Aber hier sind doch noch einige persönliche Mails. Claudia schreibt mir. Ähm, wer ist noch gleich Claudia?? Keine Ahnung. Was will sie denn?
Hallo Du
ich heiße Claudia, habe so das Gefühl das mich keiner mehr will !
Bin immer alleine zu Hause muß immer morgens alleine aufstehen.
Ich habe einfach keine Lust mehr dazu. Immer hinten an zu stehen.
Deshalb habe ich beschlossen mir das Leben zu nehmen.
Wenn aber Du der jenige bist der das verhindern will?
Dann klick diesen Link http://www............ > an und ich weiß das mich noch jemand auf dieser Welt möchte.
Vielleicht werde ich es mir dann noch mal überlegen
Viele Grüße Deine Claudia
Ach so, ich klicke auf den Link und zahle 10 Euro für die Minute. Nein danke. Das ist geschmacklos. Die Absenderadresse ist zwar zu ermitteln. Der Besitzer leider nicht. Also ab in den Papierkorb.

Virenalarm

Wen haben wir den noch da? Ah, Bernd, von dem habe ich auch schon lange nichts mehr gehört. Werde ich auch nicht. Mein Virenscanner mag die Mail nicht. Ein Wurmvirus. Sch****! Da werde ich gleich mal mit ihn Telefonieren müssen. Wahrscheinlich weiß er noch nicht einmal was von seinem Glück.
Was ist denn noch in der Box? Egal!! Ich hab keinen Bock mehr. Alle Mails markieren und ab in den Papierkorb. Wenn etwas wichtiges dabei war, wird der sich schon noch mal melden. Kaltschnäuzig bereite ich dem ganzen Trauerspiel ein Ende.
Schnell greife ich mir das Telefon und rufe meine Freundin an. Ich brauche jetzt irgendwen zum reden. Dabei soll es sich nun wirklich nicht um Bits & Bytes drehen. Ich bin einfach nur gestresst. Und was ist morgen??? Das gleiche Trauerspiel.

Fazit

Das Internet verkommt immer mehr zur Spielwiese für unseriöse Dienstleistungsanbieter. Das Dilemma ist, das sich das Internet nicht einem Staat zuweisen lässt. Daher gelten für die verschiedene Dienstleistungsanbieter unterschiedliche rechtliche Rahmenbedingungen. Es fehlt eine einheitliche rechtliche Lage. Die digitale Welt wächst zusammen. Die reelle leider nicht.