Editorial

Sieg der Verlierer

Die Bundestagswahl 2002

Eigentlich hätte alles so gut ausgehen können für Edmund Stoiber und die Union. Bis wenige Wochen vor der Wahl lagen CDU und CSU vor der SPD und eine Koalition mit der FDP wäre möglich gewesen um damit Stoiber zum Kanzler zu machen.
Die Aufholjagd der SPD folgte aber sehr schnell und leider relativ stark. Die Gründe hierfür dürften wohl sehr vielfältiger Natur sein.

Hochwasser

Die Versprechen des Kanzlers die Opfer des Hochwassers schnell finanziell zu unterstützen und die raschen Besuche in den betroffenen Gebieten dürften mit einen Ausschlag gegeben haben, dass die SPD aufholen konnte.
Zwar sind die großen Versprechen keinesfalls eingelöst und entpuppen sich langsam aber sicher als eine Wahlkampfaktion die Schröder genau richtig kam, dennoch fielen viele Menschen auf den Kanzler herein. Schröder bewies durch diese Taktik einmal mehr, dass er weiß, wann er in den Medien aufzutreten hat, aber auch, dass er vollkommen unzuverlässig ist, wenn es darum geht Versprechen einzulösen.

Rededuelle

Die Medienkompetenz Schröders wurde auch in den TV-Duellen deutlich. Schröder verstand es durch sein auftreten zu überzeugen, während Stoiber dies mit Argumenten versuchte. Wie sich jetzt nach der Wahl herausstellt war es leider besser auf das Auftreten zu setzen. Zahlreiche Menschen ließen sich von dem selbstsicheren Schröder blenden und ignorierten offensichtlich die schlagkräftigen Argumente Stoibers.

Anti USA Haltung

Schröder wusste auch die Einstellung gegenüber den USA besser zu deuten. Er schürte Angst an der falschen Stelle. Statt zu betonen, dass der Irak eine Bedrohung darstellt denunzierte er die Regierung der Vereinigten Staaten als scheinbare Kriegstreiber. Schröder ignorierte, dass der Irak wieder im Besitz von Massenvernichtungswaffen ist und den internationalen Terrorismus unterstützt. Der Kanzler kreierte das Bild eines harmlosen Irak und eines Saddam Hussein, der bereitwillig allen Forderungen auch ohne Druck nachgibt. All dem setzte Herta Däubler-Gmelin mit ihrem Hitler-Bush Vergleich die Krone auf, der bis heute für Verstimmung in den USA sorgt.

Einbruch der Spaßpartei

Die FDP war der allerdings der eigentliche Grund, warum es mit einem Wahlerfolg für Stoiber nicht klappte. Die FDP betrieb einen vollkommen inhaltlosen Wahlkampf, der mit der lächerlichen Ausrichtung auf die Zahl 18 wahre politische Aussagen verhinderte. Anstatt sich auf wichtige Kernthemen, wie z.B. Bildung und Wirtschaft zu konzentrieren und diese in den Vordergrund zu stellen prangerte auf Plakaten eine Zahl ohne jegliche Aussage. Das Projekt 18 von Möllemann machte die Wahl zum Selbstzweck, eine Veranstaltung, die dazu dient einer Partei ein Ergebnis zu bringen, aber nicht ein Land nach vorne zu bringen.
Mit und durch diese Strategie hat die FDP ein miserables Wahlergebnis erhalten, verglichen mit den Wahlprognosen.

Möllemann und Israel

Der Kurz vor der Wahl noch einmal aufgeflammte Zwist zwischen Möllemann und Friedmann und die stark anstößige Haltung Möllemann gegenüber Israel und seiner Regierung machten wohl einen Großteil der Verluste bei der FDP aus.
Der Fehler der FDP war, dass sie in Gewässern fischte, in denen es für die nichts zu holen gab, nämlich rechts außen. Hinzu kommt, dass diese Kampagne viele Stammwähler der FDP gekostet haben könnte, da sich die mit einer solch populistischen Politik nicht anfreunden konnten, die jedes Augenmaß für die deutsche Geschichte und den damit verbundenen Status gegenüber Israel verloren hatte.