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Sie tanzten nur eine Halbzeit

Bayer Giants leiden unter der "Krankheit" des 3. Viertels

Lang ist es her, dass in der Politeia etwas über Basketball stand. Seit dem verlorenen Playoff Halbfinale gegen die Baskets aus Bonn hat sich eine Menge in und um die Wilhelm-Dopatka-Halle getan.
Die Riesen vom Rhein heißen aus Vermarktungsgründen nun Bayer Giants Leverkusen. Das ist sicherlich die auffälligste Änderung, aber auch in der Mannschaft tat sich einiges.
Coach Calvin Oldham hatte die ebenso schwere wie reizvolle Aufgabe, gleich 5 neue Spieler ins Team einzufügen und aus den in der letzten Saison gemachten Fehlern zu lernen, um sie abzustellen. Dies ist ihm nach den bisher gespielten acht Begnungen bestens gelungen.
Zwar verlor man das erste Spiel völlig überraschend gegen den einzigen "richtigen" Aufsteiger aus Tübingen, startete danach jedoch eine imposante Siegesserie von 10 Partien (inklusive Korac Cup Quali und erstes Korac Cup Gruppenspiel).
Erst das Retortenteam aus Köln konnte diesen Siegeszug mit Mühe und Not stoppen.
Im heiß ersehnten Derby war Bayer klarer Außenseiter gegen ein Team mit 5(!) Nationalspielern und 2 super US Spielern. Was die Fans im "Energy Dome" jedoch in der ersten Halbzeit zu sehen bekamen, war ein nahezu perfekter Basketball der Bayer Giants. Köln wurde dank einer knüppelharten Defense und einer exzellenten Trefferquote nach Belieben dominiert.
Nichts war zu sehen vom Starensemble um Welt- und Europameister Sascha Obradovic.
Bayer führte zur Pause hochverdient mit 16(!) Punkten, aber wie in jedem Spiel in dieser Saison folgte der Einbruch im 3. Viertel.
Der Amerikaner C.C. Harrison lief dermaßen heiß, dass der Vorsprung zu Beginn des letzten Abschnittes nur noch magere 5 Pünktchen betrug. Völlig verunsicherte Leverkusener trafen die einfachsten Würfe nicht mehr, und so gewann der Neuling aus Köln sehr glücklich mit 84:80.

Und wieder war es das 3. Viertel

Konnte man sich diese Schwächeperioden gegen Teams wie Gießen, Bamberg, Hagen oder Trier noch erlauben, nutzte die zweifellos beste Mannschaft der BBL genau das aus.
Dabei spielen das Team um John Best ebenfalls immer eine an Perfektion grenzende erste Halbzeit, geht dann in die Pause und kommt ohne Feuer in Halbzeit zwei.
Ein Phänomen, welches es abzustellen gilt. Wenn Calvin Oldham dies gelingen sollte, sind die Leverkusener Basketballer eindeutig ein heißer Kandidat für die Deutsche Meisterschaft.
Denn auch wenn das "wie" der Niederlage in Köln bitter war, so war auch zu sehen, dass das Team keinen Verein der Liga zu fürchten braucht.
Im Moment steht man hinter den Frankfurt und Köln auf Platz 3, ist damit jedoch VOR Alba Berlin und den Telekom Baskets Bonn.

Dabei ist vor allem die Ausgeglichenheit im Team ein ganz entscheidender Faktor. Wenn John Best nicht seinen besten Tag hat, springen im Gegensatz zur letzten Saison andere ein und übernehmen Verantwortung. Best selbst bindet seine Mitspieler auch immer mehr mit in seine Aktionen ein und verschafft ihnen dadurch, dass er meistens vom Gegner gedoppelt wird, mehr Freiräume.
Dazu kommt der spürbare unbedingte Wille zum Sieg. Tugenden, die letzte Saison nicht gesehen wurden, sind jetzt zum Greifen nahe.
Kampfkraft, der Wille, jeden Ball noch zu bekommen, und die Bereitschaft, den Fehler seines Nebenmannes auszubügeln, führen zu einer Defense, die beispielsweise dem TVG Trier (Bezwinger von Alba eine Woche zuvor) in Halbzeit eins gerade mal lächerliche 21 Punkte erlaubte.
Die Bayer Giants Leverkusen sind also wieder da!
Durch Darnell Mee, Eveladse Jocys und Uvis Helmanis mit mehr Power in der ersten Fünf und mit Sebastian Machowski sowie Jürgen Malbeck besser besetzt auf der Bank.
Dazu ein Coach, der an seinen Fehlern gearbeitet hat und bei seinen Schützlingen das nötige Feuer entzündet.
Wenn das besagte Feuer die Mannschaft von der Krankheit des 3. Viertels kuriert, müssen die Teams an Rhein, Main und der Spree gehörig zittern! Denn dann ist ein Titel für die BAYER GIANTS LEVERKUSEN in dieser Saison durchaus drin!
Doch dafür müssen erst mal die Voraussetzungen erfüllt werden.
Es steht wieder mal ein heißer Winter vor der Tür.
Spiele in Berlin, zu Hause gegen den Tabellenführer aus Frankfurt und am 23.12. in der Hardtberghalle zu Bonn dürften Garanten für echte Spitzenspiele sein!
An Heiligabend kann man dann genau sagen, wo die Giants stehen.

C.M.