Politik

Fehlendes Vertrauen

Was kann gegen die Politikverdrossenheit Jugendlicher getan werden?

Mit jungen Leuten und Politik ist das so eine Sache. Oder sagen wir besser mit jungen Leuten und Parteien bzw. Politikern ist das so eine Schwierigkeit. Verschiedene Studien, insbesondere die beiden Shell Jugendstudien der Jahre 1997 und 2000, zeigen in markanter Weise auf, wie groß die Distanz zwischen den beiden Gruppen ist. Wobei natürlich auch in der Politik eine ganze Reihe von jungen Menschen aktiv ist.
Gemeint sind hier selbstverständlich die parteipolitisch unaktiven Jugendlichen, die die Parteien schließlich wählen sollen. Gerade hier liegt das Problem. Immer weniger Jugendliche identifizieren sich mit der praktizierten Politik in unserem Land. Nicht zuletzt die Kommunalwahl in Niedersachsen hat deutlich gemacht, daß die CDU zwar in der Lage ist, sich als stärkste Kraft zu etablieren, aber daß es noch lange nichts darüber aussagt, wie der Rückhalt der Partei in der Gesamtbevölkerung ist. Wieder einmal ist die Freude über eine gewonnene Wahl berechtigt, sie verdrängt jedoch das Problem der immer geringer werdenden Wähler.

Jugendverdrossen?

Jugendliche formulieren laut Shellstudie ihre Kritikpunkte sehr deutlich. Da ist dann die Rede von fehlendem Vertrauen in die Politiker, die nur zu ihrem Selbstzweck oder als Lobbyisten agieren. Sie gingen die drängendsten Themen nicht wirklich an (Arbeitslosigkeit) und bräuchten ohnehin viel zu lange, um Dinge in Gang zu setzen.
Sie fühlen sich nicht ernst genommen und werfen den Politikern vor, sie seien jugendverdrossen und interessierten sich nicht für die Belange junger Menschen. Das Bild, das hier von Politikern gezeichnet wird, läßt sich nicht wegreden. Es sollte zunächst einmal akzeptiert werden, ohne zunächst abwehrend zu reagieren. Die Frage, die sich hier stellt, ist vielmehr, wie es kommt, daß ein solches Bild überhaupt besteht und wo Ansätze zu machen sind, um dem entgegenzuwirken. Die Kritikpunkte im Einzelnen abzuarbeiten könnte ein Ansatz sein.

Verbreitetes Unwissen

Das Problemfeld erscheint bei genauerem Hinsehen jedoch viel komplexer. Die Schuld einzig bei Politikern zu suchen greift sicherlich zu kurz. Einen interessanten weiteren Ansatz liefert beispielsweise Werner J. Patzelt von der TU Dresden, der in verschiedenen Studien und Aufsätzen auf eine weit verbreitete Unkenntnis der Funktionsweise unseres Staatssystemes in der Bevölkerung hinweist.
Das reicht von der falschen Einschätzung der Arbeit Abgeordneter und des Parlamentes über Aufgaben von Parteien und der Opposition im Staat, die in ihrer Rolle nicht immer erkannt werden. Wie kann sich also ein gesundes Verhältnis zwischen Politik und der Bevölkerung entwickeln, wenn das Wissen und die Kenntnis um die Strukturen und seine Funktionen nicht ausreichend vorhanden sind?
Ein dritter Ansatz und vielleicht auch der schwierigere ist der Bereich der Medien. Nicht selten werden vermeintliche Affären aufgegriffen und in einer Form dargestellt, die nicht mehr im Verhältnis zu wirklich wichtigen inhaltlichen Themen stehen. Dadurch ergibt sich häufig der Eindruck einer enormen Konkurrenz innerhalb der Medienlandschaft, die dazu führt, ein Thema, was viele Leser anzusprechen verspricht, möglichst interessant aufzumachen. Das führt mitunter dazu, daß Fakten nicht mehr sauber recherchiert werden und in der Bevölkerung ein Bild suggeriert wird, was notwendigerweise zu einem Vertrauensverlust führen muß.

Bedeutung der Schulen

Bei den genannten möglichen Ansätzen, die dazu führen sollen, in der Bevölkerung und da gerade bei jungen Leuten das Vertrauen zur Politik in Deutschland wieder herzustellen, gute Antworten zu finden, ist sicherlich nicht leicht. Doch wäre hier ein Anfang zu machen, bei dem sich die Schulen ihrer Bedeutung bewußter werden sollten. Auch den Medien wird in diesem Zusammenhang eine Diskussion über ihre Verantwortung nicht erspart bleiben. Am Ende werden nätürlich noch die Politiker und die Parteien ihre Antworten finden müssen, wie sie das über sie bei jugendlichen bestehende Bild korrigieren wollen. Gewonnene Wahlen zu bejubeln wird da nicht ausreichen.

Sascha Drescher
Bundesvorstandsmitglied Junge Union