Leverkusen

JU Leverkusen in Villeneuve d'Ascq

Nach langem Ringen hatten die Ratsmitglieder der Stadt Leverkusen am 18. Dezember entschieden, mit der Stadt Villeneuve d`Ascq eine offizielle Städtepartnerschaft einzugehen.
Sehr enge Beziehungen bestanden ja bereits zwischen beiden Städten. Ein Ja in dieser Angelegenheit wurde deshalb auch von Villeneuve d`Ascq erwartet. Doch statt dessen kam am Montag vor einer ersten geplanten Fahrt der JU nach Villeneuve d`Ascq durch einen Brief des Bürgermeisters Jean-Michel Stievenard eine Absage für eine Partnerschaft.
Dies führte zu allgemeiner Ratlosigkeit über die Gründe - bei einigen sicherlich auch zur Verärgerung.
Die JU hatte die anstehende Partnerschaft zum Anlaß genommen, Villeneuve d`Ascq vom 25.-27. Mai zu besuchen. Durch die Absage erlangte dieser Besuch nun eine ganz andere Dimension. Bei einem Treffen mit dem Bürgermeister wollten Christopher Krahforst und Rüdiger Scholz als Vertreter der Stadt Leverkusen klären, welchen Hintergrund die Absage hatte.
Villeneuve d`Ascq entstand 1970 aus den bis dahin eigenständigen Gemeinden Annappes, Flers und Ascq und zählt heute rund 65.000 Einwohner. Am Morgen nach unserer Ankunft fuhr die Gruppe zunächst mit der Metro nach Lille. Dort fand ein Stadtrundgang statt. Lille ist mit rund 174.000 Einwohnern eine bedeutende Metropole im Norden Frankreichs, die im Vergleich zu Villeneuve d`Ascq nicht nur städtebaulich, sondern auch kulturell einiges zu bieten hat. Am Mittag fuhren wir wieder nach Villeneuve d`Ascq zurück, um uns dort mit dem Bürgermeister zu treffen.
Im Gespräch mit Jean-Michel Stievenard und Vertretern des französischen Partnerschaftsvereins AVAL wurde sehr schnell deutlich, warum Villeneuve d`Ascq keine offizielle Partnerschaft zu Leverkusen will. Der Bürgermeister gab an, daß gerade ältere Einwohner der Stadt gegen eine solche Verbindung mit Leverkusen votiert hätten. Grund sei ein Massaker, das von den deutschen Besatzern an 86 Patrioten im Jahre 1944 verübt worden war.
Seine Äußerungen ließen zuerst vermuten, daß auch ein Kooperationsvertrag mit Leverkusen nicht angedacht wäre. Doch konnten Christopher Krahforst und Rüdiger Scholz zumindest diesen vereinbaren. Der Bürgermeister versprach, in der darauffolgenden Woche in einem Brief an OB Hebbel entsprechende Vorschläge zu unterbreiten.
Die Äußerungen des Bürgermeisters waren einerseits entschärfend - dahingehend, daß die Beziehungen zu Leverkusen nicht aufgekündigt wurden. Andererseits ist es nur schwer nachvollziehbar, daß nach mehr als 50 Jahren immer noch solche ohne Zweifel schrecklichen Verbrechen zu derartigen Reaktionen auf französischer Seite führen.
Im Anschluß an das Gespräch besuchten wir das Museum forum des sciences im Zentrum von Villeneuve d`Ascq. Am Abend schließlich stand der kulturelle Höhepunkt der Stadt auf unserem Programm. Wir gingen zum festival de danse, einem traditionell stattfindenden Tanzfestival.
Zum Abschluß machten wir am Sonntagmorgen noch eine Stadtführung durch Villeneuve d`Ascq, bevor wir nach Leverkusen zurückfuhren. Eines ist durch den Besuch der JU deutlich geworden: SPD und Grüne wollten die Partnerschaft zu Villeneuve d`Ascq unbedingt - die ersten wichtigen Kontakte vor Ort sind jedoch wieder einmal von der JU ausgegangen.
Im Herbst kommt wohl Jean-Michel Stievenard kommt nach Leverkusen.