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Mer muß ooch jünne künne

Riesen vom Rhein unterliegen im rheinischen "Krieg"

Die Basketballsaison 2000/2001 ist für die Riesen vom Rhein Geschichte.
Im rheinischen Halbfinale unterlag man den Telekom Baskets Bonn recht klar mit 1:3 Siegen. Die Serie wurde hauptsächlich vom "Krieg" der Bonner Fans gegen John Best geprägt.
Best, der sich den Unmut der Bonner bereits im Hinspiel mit seiner berühmt-berüchtigten Kopf-Ab-Geste zugezogen hatte, hatte schon im Rückspiel der regulären Saison mit den Anfeindungen (übelste Beschimpfungen der Zuschauer aus der ersten Reihe und diverse Stinkefinger) einiger Bonner zu kämpfen.
Als er dann 1,9 Sekunden vor Schluss an die Freiwurflinie ging und das Pfeifkonzert seinen Höhepunkt erreichte, Best jedoch die Halle mit zwei Treffern zum Schweigen brachte, zeigte er wieder zu den Leuten, die ihn das ganze Spiel über gepeinigt hatten, die Geste, welche das Aus für die Baskets bedeute.
Da die Baskets (sowohl Fans als auch Verein) aber scheinbar ein Feindbild brauchten, war das Feindbild John Best geboren.
Die Serie begann dann, wie man es erwartet hatte.
1500 Bonner strömten in die Wilhelm Dopatka-Halle, um ihre Mannschaft zu unterstützen und John Best das Leben so schwer wie möglich zu machen.
Doch nicht nur die Fans waren auf Revanche aus, nein, auch die Spieler aus Bonn schienen die Playoff-Serie mehr als Krieg denn als Sport anzusehen.
Denn was Kelecevic und Co unter den Körben trieben, hatte dann doch fast nichts mehr mit Sport zu tun. Es wurde gerissen, Ellenbogen flogen wild umher, und wenn das nicht reichte, versuchte gerade Sinsa Kelecevic den Leverkusener John Best immer und immer wieder zu provozieren.
Entscheidend war jedoch sowohl im ersten als auch im zweiten Spiel die überragende Trefferquote jenseits der Dreipunktelinie eines Spielers.
Hurl Beechum schenkte der Leverkusener Defense im ersten Spiel sagenhafte 69% seiner Würfe ein und wurde im zweiten Spiel von seinen Kollegen wie Mike Miller und den Bonner Kapitän Paul Burke unterstützt.
In jenem Spiel lag die Mannschaft von Calvin Oldham schon mit bis zu 19 Punkten hinten, startete jedoch im vierten Viertel eine grandiose Aufholjagt und ging vier Minuten vor Schluss mit sechs Punkten in Front. Dieser Vorsprung reichte jedoch nicht. Angetrieben von 3000 Fans schlugen die Baskets noch einmal zurück und gewannen schließlich mit 92:83.
So schien die Serie vor dem vermeintlich letzten Spiel am Samstag, dem 26.5., in Leverkusen schon verloren.
Die rund 2500 Bayer Fans glaubten mehrheitlich nicht mehr an ein erneutes Aufbäumen oder gar an ein ähnliches Wunder wie in der letzten Saison, als man die Frankfurt Skyliners nach 0:2-Rückstand noch mit 3:2 besiegte.
Doch das Team der Riesen vom Rhein wollte anscheinend seinem Publikum noch einmal sein ganzes Können zeigen.
Da auch die Schiedsrichter an diesem Nachmittag nicht gewillt waren, die Ringkämpfe der Bonner zuzulassen, wurden die beiden Bonner Forwards Sinsa Kelecevic und Igor Josipovic schon nach kurzer Spielzeit mit je zwei Fouls belegt, was dazu führte, dass die beiden John Best nicht mehr so aufhalten konnten, wie sie das noch in Spiel eins und zwei gemacht hatten.
Eben jener John Best war es auch, der maßgeblich an einem starken ersten Bayer-Viertel beteiligt war.
Im zweiten kamen die Baskets dank Mark Miller wieder heran, doch ein Verzweiflungsdreier von Mathias Weber aus der eigenen Hälfte bescherte Leverkusen mit der Pausensirene eine Neun-Punkte-Führung.
Die letzten beiden Viertel waren geprägt vom Kampf beider Teams. Die Bonner schafften es zwar noch einmal, auf drei Punkte zu verkürzen, aber in dieser Phase zeigte Bayer, angeführt vom überragenden Sascha Lokmanchuck wieder Qualitäten, die die Zuschauer leider viel zu selten in dieser Spielzeit zu sehen bekamen.
Es folgte nämlich nicht der sonst übliche Einbruch, sondern eine entschlossenere Defense und eine konzentriertere Offense.
So blockte Lokmanchuck Bonns Aufbauspieler Paul Burke bei dessen Versuch, einen Korbleger zu machen, Chuck Evans schaltete seinerseits schnell um und passte das Leder auf seinen vorgeeilten Kapitän Steven Hutchinson, der mit einem Korbleger vollendete.
Am Ende stand ein 12-Punkte-Sieg und die Hoffnung, die Serie doch noch einmal drehen zu können, zumal John Best das erste Mal in dieser Serie sein Können gezeigt hatte und mit 25 Punkten Bayers Topscorer war. Bayers Bester trug aber die Nr. 13 und hieß Alexander ?Sascha? Lokmanchuck.
Seine Vielseitigkeit war es, die die Bonner zur Verzweiflung brachte. So blockte er 5 (!) Schüsse, klaute 2 mal den Ball, holte 9 Rebounds und machte zusätzlich 16 Punkte.
Auf der anderen Seite blieb der in Spiel eins und zwei noch so starke Hurl Beechum völlig kalt. Er traf gerade mal jämmerliche 11% seiner Würfe.
Es herrschte also Hoffnung und Aufbruchstimmung im VIP-Raum der W-D-Halle.
Am Montag, dem 28.5., sollte die Serie ausgeglichen werden, was aber bekanntermaßen nicht gelang.
Zwar konnte man im ersten Viertel noch recht gut mithalten, aber in den darauf folgenden Abschnitten folgte der totale Einbruch.
So war es das Fest der Bonner Fans, die sich dies auch redlich verdient hatten.
Was jedoch Sinisa Kelecevic und Igor Josipovic gegen die 350 friedlichen anwesenden Leverkusener Fans machten, ist mit grob unsportlich noch zu milde beschrieben.
Beide Spieler animierten die Fans, die vor den Bayer Fans saßen, sich umzudrehen und den Stinkefinger zu zeigen, und als das Spiel vorüber war, drehten sich beide zu den Trauernden Fans, grinsten sie an und zeigten mit Freude jene Geste, die Bayers John Best zu den ihn provozierenden Baskets-Fans gemacht hatte.
Da aber die Leverkusener Anhängerschaft es weder nötig hatte, den gegnerischen Spielern irgendwas zu zeigen oder sie zu beschimpfen, sind die Aktionen von den Herren Kelecevic und Josipovic unentschuldbar.
Wer so etwas ohne jeglichen Grund macht, hat eigentlich im Sport nichts zu suchen, weil er den Sinn anscheinend nicht verstanden hat.
Festzuhalten ist, dass die bessere zweier starker Mannschaften im Finale steht. Glückwunsch nach Bonn!

C.M.