Politik

Warum Gewalt?

von Daniel Walther

daniel@junge-union.de
"Aufrüstung in der Schule: Pistole im Ranzen" titelte "Die Zeit" am 17.4.1992 und der "Spiegel" (42/1992) schrieb: "Die rasten einfach aus. An deutschen Schulen explodiert die Gewalt." Damals war es die Gewalt an Schulen - jetzt ist es der gerade abklingende öffentliche Aufschrei gegen "rechte Gewalt". Beides war verbunden mit Betroffenheitsritualen und hektischen Maßnahmen.
Es nützt im Ergebnis allerdings wenig, wenn erst ein Höhepunkt öffentlicher Aufmerksamkeit erzeugt und dann das Problem nicht lösungsorientiert und langfristig angegangen wird. Ohne Frage sind Gewalt in Schulen oder Gewalt gegen Ausländer hässliche Phänomene unserer Gesellschaft. Die Verengung des Problems der Gewalt fast ausschließlich auf die Gewalt aus der politisch "rechten" Ecke, führt aber dazu, dass die vielen andere Facetten der Gewalt in der veröffentlichten Meinung kaum stattfinden: Gewalt in Familien, Gewalt an Schulen, Gewalt auf offener Straße gegen jedermann, linksextremistisch motivierte Gewalt wie bei den Castortransporten oder Gewalt in benachteiligten Wohngebieten: alles ist Gewalt und die Junge Union lehnt jede Form der Gewaltanwendung strikt ab.

Gegen die Instrumentalisierung

Abzulehnen ist im übrigen ebenfalls die parteitaktisch motivierte Instrumentalisierung rechtsextremer Gewalt. Denn es ist schon auffällig, wenn aus "rechtsextremistischer" Gewalt plötzlich "rechte" Gewalt wird und im gleichen Atemzug der demokratische Grundkonsens gegen Totalitarismus zum Grundkonsens des "Antifaschismus" mutieren soll. Gleichsam ist es aufgrund ihrer Vorbildfunktion wenig hilfreich, wenn Politiker wegen ihrer gewalttätigen Vergangenheit ihre Biographie in eine "richtige" und dagegen alle "gesetzeskonformen" in langweilige, merkwürdige und unglaubwürdige Lebensgeschichten umdefinieren wollen.

Basierend auf der Grundüberzeugung, dass jede Form der Gewalt abzulehnen ist, begann der Bundesvorstand der Jungen Union bereits im Frühjahr des letzten Jahres, eine Anti-Gewalt-Kampagne langfristig zu planen. Inhaltliche Grundlage dazu wurde das Positionspapier "Mensch wach auf. Gemeinsam gegen Gewalt".

"Familien-Gutschein"

Weil Opfer der Gewalt durch Elternhand mit erhöhter Wahrscheinlichkeit später selbst gewalttätig gegenüber ihrem Umfeld werden, fordert die Junge Union die Jugendhilfe auf, bei falscher Erziehung so früh wie möglich zu intervenieren. Die Umsetzung des abgeschafften elterlichen Züchtigungsrechts in die Erziehungswirklichkeit müsse konsequent umgesetzt werden.
Ein "Familien-Gutschein" als neue familienbezogene Leistung könnte gezielt die Innenkräfte der Familien stärken. Diese Gutscheine sollten auch zur Inanspruchnahme von Beratungs- und Weiterbildungsangeboten berechtigen, die der Vorbereitung auf Ehe und Familie dienen. Sie seien geeignet, Erziehungskompetenz zu stärken und Familien in Krisen- und Umbruchsituationen zu helfen.
Damit allen Kindern eine Chance zur gesellschaftlichen Teilhabe gegeben werde, sollen die Familien-Gutscheine auch zur Inanspruchnahme kulturell-kreativer und musischer Angebote berechtigen. Jeder, der eine der täglichen Talkshows anschaut, bekommt vor Augen geführt, welche Missstände zum Teil in Familien bestehen. Davor dürfen die Augen nicht verschlossen werden.
Die Junge Union betont weiter die enorme Bedeutung kontinuierlicher Sozialarbeit im Jugendbereich. Ein wichtiger Faktor auf dem Weg in eine gewaltfreiere Gesellschaft sei eine stärkere Förderung gesellschaftlicher Mitverantwortung und sozialem Engagements bei Jugendlichen.

Stärkung der Jugendverbandsarbeit

Dafür muss nach Aussage des JU-Papiers die Verbandsjugendarbeit im politischen, sozialen, kirchlichen, kulturellen und sportlichen Bereich stärker in den Vordergrund rücken. Die dort zumeist ehrenamtlich geleistete Arbeit darf nicht wie durch das 630-Mark-Gesetz behindert, sondern müsse stattdessen mehr unterstützt werden.
So sei die Einbindung Jugendlicher in öffentliche Entscheidungsprozesse durch Jugendparlamente und über politische Jugendorganisationen eine von vielen guten Möglichkeiten. Auf diesem Feld ist die Junge Union vorbildlich. In den Kapiteln Schule, Gettoisierung und Polizei & Justiz fordert das Papier weitere dringend notwendige Maßnahmen.

Kampagne im Netz

Weil Papier aber sehr geduldig ist, wurde auf diesen Inhalt eine Kampagne aufgebaut mit Plakaten, Postkarten und einer ansehnlichen und hilfreichen Homepage. Unter www.mensch-wach-auf.de befinden sich eine Menge Informationen für am Thema interessierte Surfer und natürlich für die Orts- und Kreisverbände, die sich dem Thema annehmen wollen.
Das Kampagnen-Plakat zeigt die Köpfe vieler JUler, die sich nach einem Aufruf im JU-Magazin DIE ENTSCHEIDUNG spontan dazu bereit erklärt hatten, mitzumachen. Darunter übrigens auch der Kreisvorsitzende der JU Leverkusen. Die hohen Abrufzahlen des Materials, die Zugriffe auf die Homepage und die vielen positiven Reaktionen von JUlern haben gezeigt, dass das Thema Gewaltbekämpfung ein JU-Thema ist und bleibt. Jeder ist aufgerufen, sich an der Aktion zu beteiligen.

Daniel Walther (26) ist Mitglied im Bundesvorstand der Jungen Union und zuständig für Medien-/Kulturpolitik und für Extremismus/Gewalt.