Sport

Deutscher Basketball bald nur noch in den Metropolen?!

Die BBL will Basketball in die Großstädte Deutschlands holen.
Das ist zu mindestens das erklärte Ziel des General Commissioner der BBL, Otto Reintjes . Der ehemalige Manager der Basketball Abteilung von Bayer Leverkusen, wechselte im letzten Sommer vom Rhein an die Spitze der Liga und sorgte für einige Neuerungen, nach denen sich die Liga so lange sehnte.
So schalten seit Anfang der Saison gut 1,67 Millionen Zuschauer jeden Samstag um 18 Uhr Sat1 ein, um die Zusammenfassung der Nachmittagsspiele zu sehen. In den nächsten Jahren soll sich diese Zahl, nach den Vorstellungen des Generals, auf ca. vier Millionen verdoppeln.
Einen weiteren Beitrag zur Verbreitung des Basketballs in Deutschland leistet auch das DSF. Jeden Samstag wird um 20 Uhr ein Spiel live aus den Hallen in die Wohnzimmer übertragen.

Medienpräsenz

Es scheint also alles gut zu sein in der BBL.
Die so lange gebrauchte Medienpräsenz ist endlich Realität geworden, die Zuschauerzahlen steigen an und aus Umfragen geht hervor, dass Basketball unter den 14- bis 19-Jährigen die Sportart Nummer eins ist.

Doch ist wirklich alles so gut???

Nein, die Liga hat gleich mehrere Probleme. So konnte sich in Braunschweig plötzlich der Sponsor Met@box nicht mehr an seine Zusagen erinnern und stieg mitten in der Saison aus. Nach einem großen Kraftakt konnte der Verein in Zusammenarbeit mit der BBL den Untergang des Traditionsvereines gerade noch abwenden und den Spielbetrieb bis zum Ende der Saison aufrecht erhalten.
Gut, dafür wie es in Braunschweig abgelaufen ist, konnte weder die Liga noch der Verein etwas, aber es zeigt die Gefahren der Verlockung des Geldes und ist somit in ähnlicher Weise auch anderswo möglich.
Ein Hausgemachtes Problem ist, dass die Macher sich in den Kopf gesetzt haben, Basketball unbedingt in die Metropolen holen zu wollen.
Daß dies ein sehr schwieriges Unterfangen sein kann, ist jedoch jetzt schon an den Beispielen Hamburg und Frankfurt zu sehen.

Hamburg und Frankfurt

Beim letztgenannten Verein spielt zwar, dank eines großen deutschen Autobauers, die nominell beste Mannschaft in Deutschland, doch die Fans scheint es wenig zu interessieren.
Ein Beispiel für diese Aussage ist, dass 50 Fans des gegnerischen Teams reichen, um 4000 (!) Frankfurter zu &Uuuml;bertönen.
Frankfurt steht stellvertretend dafür, was passiert, wenn man in die Nähe eines kleinen (Zweitliga-)Vereins ein großes Team installiert.
Die Folge ist, dass die Fans, welche Stimmung machen, weg bleiben.
Klar, es ist schön, wenn immer mehr Zuschauer in die Hallen kommen, doch was nützt es, wenn keiner von denen Stimmung macht???
Die Liga braucht nicht nur die Masse der Fans, sondern eben auch die Klasse, die dafür sorgt, dass eine Halle zum Kochen kommt.
Denn bevor man volle Hallen hat, muss erst mal die Atmosphäre darin stimmen.
In Hamburg hat man fast das selbe Problem.
Zwar ist dort wie auch in Frankfurt ein potentiell ein großes Umfeld, doch fehlt hier die richtige Vermarktungsstrategie, um einen wirklich großen Verein entstehen zu lassen. Richtig ist, dass Alba Berlin einähnlicher Fall ist, nur eben erfolgreich.
Doch warum ist das so???
Berlin ist eine große und "junge" Stadt mit einer Basketball-Tradition.

Gegenbeispiel Alba?

Als der Verein Anfang der 90er Jahre entstand, war die Bereitschaft der vielen, kleinen Amateurvereine vorhanden, dem neugegründeten Club in die Hände zu arbeiten. So holt Alba seit Jahren seine Talente vom TuS Lichterfelde. Als Gegenleistung erhält der Verein die von Alba neu verpflichteten jungen Spieler, die im Profikader keine Chance hätten. Erst wenn diese Spieler für den Sprung in die Liga bereit sind, kehren sie in die Profimannschaft zurück.
Neben dieser Zusammenarbeit zwischen Amateuren und Profis ist sicherlich die Größe und das Umfeld ein weiterer wichtiger Aspekt für den Erfolg Berlins.
Eine Stadt, in der ein Erstliga-Fußballverein, zwei DEL-Eishockeyclubs, mehrere regionale Fußballvereine und eben die zur Zeit erfolgreichste deutsche Basketball-Mannschaft existieren können, ist in Deutschland die absolute Ausnahme!
Ein weiterer Vorteil Berlins ist, dass es bis auf Magdeburg (Handball) im Westen, Rostock (Fußball) im Norden und dem MBC (Basketball) so gut wie keine sportlichen Spitzenmannschaften im näheren Umfeld gibt.
Genau das ist der Grund für die Sonderstellung Berlins im Sport.
Aber diesen Aspekt, scheinen die Macher der BBL nicht zu verstehen.
Wie sonst ist es erklärbar, dass sich nach wie vor die Gerüchte um ein neues Team in Köln halten? Im Falle eines Aufstieges der Rhöndorf Dragons (zur Zeit auf Platz 2 der zweiten Liga), würde eine neue Mannschaft in Küln die Lizenz bekommen (wie vor zwei Jahren auch die Opel Skyliners), da man in Rhöndorf seine Zukunft im Ausbilden von Talenten sieht und nicht in die erste Liga aufsteigen möchte.
Doch was würde ein weiteres Team am Rhein für die bereits bestehenden Vereine aus Bonn und Leverkusen bedeuten?
Die Telekom Baskets kämen mit der Situation vielleicht noch am besten klar, weil die meisten Zuschauer aus Bonn und Umgebung in die Hardtberg-Halle strömen.
Doch was würde aus Leverkusen?
Der Traditionsverein, der auf seinen Sponsor Bayer zwingend angewiesen ist, würde Gefahr laufen unterzugehen.
Wie sollte man sich auch zwischen zwei großen Fußballvereinen und dem neu erschaffenen Team aus Köln behaupten?.
Am Rhein kann es neben dem Fußball nur zwei andere Basketballmannschaften geben, da beide zwar eine große Rivalität pflegen, sich dabei aber dennoch nicht in Quere kommen.
Den Platz, den die beiden Vereine zur jetzigen Zeit haben und auch brauchen, würde dann eine Kölner Mannschaft einnehmen und zwangsläufig eine der beiden kleineren Teams zur Aufgabe zwingen.
Da Leverkusen direkt an Köln grenzt, ist das Risiko sehr hoch, dass es eben den Deutschen Rekordmeister treffen wird.
Ob Herr Reintjes das wirklich will, sollte er sich doch noch mal überlegen, bevor er dem Rausch der Medien und des Geldes für die Liga völlig verfällt.

C.M.