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Apple ist wieder da

Auch scheinbar schlechte Nachrichten können einen guten Kern haben. Dieser Tage konnte man lesen, daß der Computerhersteller Apple Probleme hat. Doch das in der Vergangenheit arg gebeutelte Unternehmen balanciert nicht, wie vor einigen Jahren, am Rande der Pleite, sondern der Chipproduzent Motorola hat bei den G4-Prozessoren der Apple-Computer Lieferschwierigkeiten. Zu allem Überfluß wirft das Erdbeben in Taiwan die Produktion des neuen Apple-Notebooks um einige Wochen zurück.
Mit anderen Worten: Der einzige halbwegs ernstzunehmende Konkurrent zum vorherrschenden Windows-Einerlei kommt der gewaltigen Nachfrage nach seinen attraktiven Produkten kaum nach.
Nun sind die Zeiten, in denen sich DOS/Windows- und Apple/Mac-Anhänger bestenfalls mit eisiger Höflichkeit und schlimmstenfalls mit unflätigen Beschimpfungen begegneten, längst vorbei - spätestens seit Bill Gates, der mächtige Microsoft-Chef, unter weltweitem Zähneknirschen der Apple-Fangemeinde sich mit 5% am Erzkonkurrenten beteiligte, als es diesem besonders dreckig ging. Ein kluger Schachzug: Wäre Apple pleite gegangen, hätte Microsoft noch mehr Probleme mit den Kartellbehörden bekommen.
Inzwischen übernahm vor zwei Jahren "übergangsweise" (aber nichts scheint so dauerhaft zu sein wie das Provisorium) der frühere Apple-Mitgründer Steve Jobs wieder die Leitung der Firma. Seitdem geht's stetig bergauf. Anstatt nur beige Plastikkisten an bleiche Grafiker und übernächtigte Designer zu verkaufen, begann Apple den weitgehend weggebrochenen Massenmarkt wiederzuentdecken.
Die iMacs wurden zu den meistverkauften Computern des Unternehmens. Futuristisches Styling, kombiniert mit besonders einfacher Bedienung - und das Internet ist auch schon drin.
Der Jahresumsatz betrug zuletzt stolze 6 Milliarden Dollar, der Gewinn ebenso beachtliche 600 Millionen. Der Pionier ist wieder da.
Natürlich sollte man sich keinen übertriebenen Hoffnungen hingeben. Apple allein ist nicht fähig, die Übermacht des Branchenriesen Microsoft zu brechen. Und man will es auch gar nicht: Zu sehr ist Apple auf Microsoft-Produkte angewiesen. Die Apple-Computer mögen noch so ausgefuchst und technisch hochstehend sein (einen gewissen technischen Vorsprung hatte Apple immer): In dieser Branche hat nur derjenige das Sagen, der die Standards setzen kann. Und das ist nun mal Microsoft.
Eine größere Gefahr als Apple ist für Bill Gates vermutlich das Multiuser-Betriebssystem Linux (und seine Derivate), das jedermann für lau aus dem Internet laden kann. Manche größere Unternehmen haben Linux bereits Windows NT vorgezogen. Und auch im privaten Bereich gibt es - trotz fehlender breiter Softwarebasis - eine kleine, aber wachsende Anwendergemeinde.
Bleibt zu hoffen, daß um der Vielfalt willen der Apfel von Fäulnis frei bleiben möge. Sonst wird er vielleicht eingemacht. Und das will eigentlich keiner.