Politik

Das Ende der Wehrpflicht?

Sparpläne bedrohen die Bundeswehr

Die Sparpläne des Bundesfinanzministers Eichel bereiten den Verantwortlichen der Hardthöhe einmal mehr Kopfzerbrechen. Statt dringend benötigter zusätzlicher Finanzmittel fordert Eichel die Einsparung weiterer Milliarden. Dies brachte jüngst den Verteidigungsminister in arge Schwierigkeiten, weil er bei Amtsantritt den Soldaten die Erhöhung oder wenigstens Stagnation des Wehretats versprochen hatte. Nun mußte er zähneknirschend ebenfalls zum Rotstift greifen.
Dies ist zur Zeit um so schwieriger, weil auch noch die Kosten des Kosovo-Krieges aus dem Wehretat finanziert werden müssen. Weiteres Sparen scheint unmöglich, ohne wichtige Investitionen zu gefährden. Scharping versprach zwar, daß es zu keinen Standortschließungen oder zu einer Verkürzung des Wehrdienstes kommen werde, doch dies scheint nicht mehr haltbar.
Als Ausweg werden insbesondere die Verkürzung des Wehrdienstes oder gar die Abschaffung der Wehrpflicht mit gleichzeitiger weiterer Verkleinerung der Truppe angesehen.
Eine Verkürzung auf fünf Monate lehnen die Militärs ab, da in dieser Zeit kaum ein brauchbarer Soldat ausgebildet werden kann. Die Bundeswehr würde in ein Milizsystem abrutschen, in welchem die Soldaten an Wochenenden oder in zahlreichen Übungen fit gemacht werden müßten. Schon kritisierten die NATO-Verbündeten dieses Modell, da sie sich nicht vorstellen können, daß die Bundeswehr mit diesem System ihren internationalen Verpflichtungen nachkommen kann.
Also scheint nur noch die Abschaffung der Wehrpflicht übrig zu bleiben. Die fehlenden Soldaten sollen durch Freiwillige ersetzt werden. Befürworter dieser Lösung heben die bessere und professionellere Ausbildung dieser Soldaten hervor, während der Wehrpflichtige eher als "Hobbysoldat" angesehen wird.


Hobbysoldaten?

Andererseits weisen Gegner dieser Freiwilligenarmee darauf hin, daß die Bundeswehr die überwiegende Anzahl des Offiziers- und Unteroffiziersnachwuchses aus Wehrpflichtigen rekrutiert. Wenn diese nicht mehr in der Armee dienen, müssen Offiziere, Unteroffiziere und auch einfache Soldaten in Rekrutierungsstellen mühsam angeworben werden. Erfahrungen in anderen Ländern, insbesondere in den USA, haben gezeigt, daß diese Lösung teuer ist und einen Großteil des Einsparungseffektes auffrißt. Da die angeworbenen Soldaten auch besser besoldet werden müssen als Wehrpflichtige, würde eine Berufsarmee sogar teurer sein als die jetzige Mischform.
Das Potential der Bewerber ist in anderen Ländern teilweise besorgniserregend. So meldet sich in den USA teilweise die untersten sozialen Schichten zur Armee, da es für sie oft der einzige Ausweg aus den Slums ist. Auch für Deutschland ist dann zu erwarten, daß sich vorwiegend "Zivilversager" für den Armeedienst interessieren, während andere aufgrund mieser Bezahlung und Beförderungsaussichten eher abgeschreckt werden. Selbst in den USA gelingt es den Rekrutierungsstellen kaum noch, genügend Unteroffiziere zu finden, die den Anforderungen entsprechen.
Darüber hinaus war man in dieser Republik immer stolz darauf, daß die Bundeswehr im Gegensatz zu Reichswehr und Wehrmacht kein "Staat im Staate", sondern aufgrund der Wehrpflicht eng mit der Gesellschaft verbunden war. Praktisch jede Familie hat mindestens einen ehemaligen Soldatin in ihren Reihen. Mit einer Berufsarmee wäre es damit vorbei, und man würde ein Stück gewachsene Tradition einfach aufgeben.
Es liegt also eine wichtige Entscheidung an. Das Ende der Wehrplicht wäre meiner Meinung nach die schnelle und falsche Lösung.

MiWi