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Geraubte Illusionen

Anthony Hopkins und Cuba Gooding Jr. in "Instikt"

Story: "Das ist meine Chance!", sagt sich der junge Psychiater Dr. Theo Caulder (Cuba Gooding Jr.) als er von seinem Mentor (Donald Sutherland) erfährt, daß Ethan Powell (Sir Anthony Hopkins) in die USA zurückkehren soll. Dem Anthropologen, der zwei Jahre lang als im Urwald von Ruanda verschollen galt, wird der Mord an zwei Wildhütern zur Last gelegt. Seitdem Powell in Afrika wiederaufgestöbert wurde, hat er kein Wort mehr gesprochen. Sein Leben mit den Berggorillas in der afrikanischen Wildnis scheint ihn gar zum Tier gemacht zu haben. Jedenfalls könnte man dies aus der rohen Gewalt schließen, mit der er versucht, die Freiheit wiederzuerlangen.
Für den Prozeß, der ihm nun in seiner alten Heimat gemacht werden soll, wird ein psychologisches Gutachten benötigt, was Caulder zum Erklimmen der nächsten Sprosse auf der Karriereleiter nutzen möchte. Doch schon bald merkt der Psychiater, daß dieser Fall auch sein Leben verändern wird. Denn nicht nur die Zustände im Hochsicherheitsgefängnis "Harmony Bay" rauben dem aufstrebenden Seelendoktor seine Illusionen...
Kritik: Auch dem Zuschauer, der meint, in diesem Film Anthony Hopkins in einer weiteren großen "Psycho-Rolle" zu sehen, werden wohl einige Illusionen geraubt werden. Der Titel "Instinkt" verspricht da mehr, als das 115minütige Werk halten kann. Und das, was wirklich Angst einflößen könnte, kommt einem irgendwie bekannt vor. Der Gefangene, vor dessen Brachialgewalt selbst die Wächter soviel Angst haben, daß er nur schwer gefesselt aus der Zelle darf: "Déjà vu!" Ein Abklatsch aus Hopkins eigener Hannibal-Lector-Rolle in "Das Schweigen der Lämmer". Die Spannung, die jenen Kult-Film von der ersten bis zur letzen Minute durchzog, hält bei "Instinkt" nicht lange an. Daran ändert auch Hopkins graue, zottelige Mähne nichts.
Etwas überspitzt könnte man sagen, daß dem kannibalischen Psychater Lector hier ein väterlicher Professor Powell gegenübersteht, der vom etwas zu lang geratenen Aufenthalt unter der afrikanischen Sonne ein bißchen ballaballa geworden ist und der nun ab und zu mal etwas lauter mit dem Fuß auf den Boden stampft.
Nur Häme über den Film von Regisseur John Turteltaub auszugießen, wäre andererseits auch nicht fair: Der Streifen ist nicht langweilig und hat mit seiner eigentlichen Problemstellung, die sich im Laufe der Zeit herauskristallisiert, sogar einen gewissen Bezug zur Realität. Besonders gefallen haben mir die Szenen, in denen Powells Leben unter den Gorillas dargestellt wird.
Fazit: Gute Unterhaltung, aber durch Titel und Werbung werden falsche Hoffnungen weckt.

M.W.