Politik

Schrottwert

Bundeswehr = Zweiklassenarmee?

Die Bundeswehr befindet sich im Krieg, das ist kein Geheimnis. Es werden weder Kosten noch Mühen gescheut, den eingesetzten Krisenreaktionskräften alles zu schicken, was die Truppe zur Erfüllung ihres Auftrages benötigt - seien es Waffen, Treibstoff oder Verbrauchsgüter.
Da fragt man sich, wie die Bundeswehr dies anstellt, wenn man bedenkt, daß der Verteidigungsetat seit 1989 inflationsbedingt immer weiter gesunken ist.


Der Rest der Truppe

Entlarvend war da ein Bericht aus der Sendung "Frontal" in den letzten Tagen, wo die Redaktion einer Instandsetzungskompanie der Hauptverteidigungskräfte einen Besuch abstattete. Dort sah man, wie es im Rest der Truppe abgeht, die eben nicht medienwirksam auf dem Balkan eingesetzt wird. Da wurden Schützenpanzer gezeigt, die seit Monaten herumstehen, weil einfachste Ersatzteile nicht beschafft werden können. Weil es keinen anderen Weg mehr gibt, geht man vermehrt dazu über, andere Panzer auszuschlachten, um wenigstens einige wenige Fahrzeuge für die Ausbildung neuer Soldaten wieder fit zu bekommen.
Auf einem Transportfliegerhorst einer Transall-Staffel sah es nicht viel besser aus. Während man 1989 noch 17 der 24 Maschinen einsatzfähig melden konnte, seien es heute bestenfalls noch 6. Der Großteil der Piloten gammele nur noch frustriert im Offizierskasino herum, weil es keine Arbeit für sie gäbe. Einige hätten schon das Handtuch geworfen und um Entlassung gebeten.
So ist das Bild der "Resttruppe", die nicht im Ausland eingesetzt wird. Der harte Sparkurs der alten und der neuen Bundesregierung hat ihre Spuren hinterlassen.


Keine Ersatzteile

Neue Panzer, Waffen und Ausrüstung werden nur noch kurzfristig für Krisenreaktionskräfte beschafft - auf Kosten der Hauptverteidigungskräfte.
Die Beschaffung des Marder 2, einem Schützenpanzer, der den Uralt-Marder ersetzen sollte, ist schon lange vom Tisch. Da der Panzer nur für eine Nutzung von 30 Jahren vorgesehen war, haben die Herstellerfirmen die Ersatzteilproduktion irgendwann eingestellt. Aus Treibstoffmangel reicht es in vielen Panzereinheiten nur noch dazu, die Panzer hin und wieder "zu bewegen", damit diese nicht völlig verrotten und verrosten. Schon jetzt seien große Teile der Fernmelde- und Waffensysteme reif fürs Museum.
Ebenso sieht es bei der Transall, den Kampfhubschraubern und den Jagdmaschinen der Luftwaffe aus - von der Ausrüstung der Infanterie mal ganz zu schweigen. Mit Milliardenaufwand werden Waffensysteme aufgewertet, die noch aus den 60er Jahren stammen.


Schon in den 60ern veraltet

Beispielsweise die F-4 "Phantom" galt schon im Vietnam-Krieg nicht mehr unbedingt als das modernste Kampfflugzeug. Inzwischen seien die MIG-29 Jäger der ehemaligen Nationalen Volksarmee die modernsten Jäger der Republik. Für neue Waffen und Gerät ist kein Geld da. Ein Löwenanteil des Verteidigungsetats verschlingen allein die Personalkosten. Der Rest geht für die Instandhaltung drauf. An Neuanschaffung in großem Umfang ist kaum zu denken.

Tiefer Frust

Der Frust in der Truppe ist mittlerweile unübersehbar. Der Wehrpflichtige, der "nur" seinen normalen Wehrdienst ableistet, landet in den verrottenden Hauptverteidigungseinheiten, wo es einfach an allem mangelt. Da werden Aufenthalte auf Truppenübungsplätzen gestrichen, die Munition reicht nur noch für eine rudimentäre Schießausbildung, von 4 Panzern ist bestenfalls einer einsatzbereit usw.. Diese Einheiten verkommen zur reinen ABM für Wehrpflichtige. Gammeln oder endlose Waffenreinigungsorgien sind angesagt. Selbst überzeugte Anhänger der Wehrpflicht, die eben nicht den teilweise bequemeren Weg der Verweigerung gegangen sind, sagen, daß sie nicht noch einmal zum "Bund" gehen würden. Ein Armutszeugnis für die Truppe.


Armutszeugnis

Was mit der Einführung der Krisenreaktionskräfte befürchtet worden war, ist eingetreten. Die Bundeswehr ist eine Zwei-Klassen-Armee. Auf der einen Seite die gut ausgebildeten und ausgerüsteten KR-Kräfte. Auf der anderen Seite die gnadenlos kaputtgesparten Hauptverteidigungskräfte.
Wenn zur Zeit über das Sparen im Bundeshaushalt nachgedacht wird, sollte man sich ernsthaft überlegen, ob der Etat der Truppe nicht eher noch aufgestockt als zusammengekürzt werden sollte. Wenn die Bundeswehr die Rolle übernehmen soll, die ihr von deutschen Politikern in der Zukunft zugedacht wird, dann geht dies nur mit einer vernünftigen finanziellen Ausstattung. Alles andere ist Flickschusterei.

MiWi