Politik

Das Imperium schlägt zurück

Die Telekom nimmt den Preiskampf auf

Ende Januar machte die Deutsche Telekom von sich reden. Zum einen wies der Umsatz für 1998 - trotz der neuen heftigen Konkurrenz bei Ferngesprächen - einen leichten Zuwachs auf, und der Gewinn stieg sogar um 27%, was auf die Schließung alter Verlustquellen (Auskunft, Telefonhäuschen, besseres Finanzergebnis) zurückzuführen war.
Doch der nächste Coup folgte sogleich. Hatte die Telekom Anfang 1999 schon niedrigere Tarife eingeführt (12 Pfennig ab 18.00 Uhr), so wurden Ende Januar nun weitere Preissenkungen in Aussicht gestellt: Ab 21.00 Uhr Ferngespräche ab 6 Pfennig, die im Minutentakt abgerechnet werden (was zum Zeitpunkt des Entstehens dieses Artikels fast konkurrenzlos wäre), Ortsgespräche ab 21 Uhr im Minutentakt (bisher Vierminutentakt), und auch die Preise für den Onlinedienst T-Online sollen drastisch gesenkt werden.

Schlag gegen die Reseller

Diese Preise müssen (da die Telekom marktbeherrschend ist) von der staatlichen Regulierungsbehörde noch genehmigt werden. Und das dürfte interessant werden. Denn die Preise der Telekom ab 21.00 Uhr nähern sich rasant den Leitungseinkaufspreisen, die sie ihren Konkurrenten für Ferngespräche zur Hauptzeit abknöpft.
Daran sieht man, gegen wen sich diese Preissenkung vor allem richtet: Jene kleinen Telefongesellschaften sollen getroffen werden, die keine oder nur wenige eigene Leitungen besitzen und folglich ihre Gesprächsvolumina bei Leitungsbesitzern, also in der Regel der Telekom, einkaufen müssen ("Reseller"). Ihre Gewinnspannen dürften erheblich schrumpfen, und selbst wenn sie auch in Zukunft billiger bleiben sollten als die Telekom, dürfte der Anreiz vieler Kunden, "fremdzugehen", merklich nachlassen.
Die Regulierungsbehörde wird prüfen müssen, ob hier möglicherweise Dumping vorliegt, ob also die Telekom mit nicht kostendeckenden Preisen die Konkurrenz aus dem Markt zu drücken versucht.

Zwei Milliarden Aktien

Dabei werden politische Gründe eine gewichtige Rolle spielen. Es ist kein Zufall, daß der Telekom-Aktienkurs seit der Bundestagswahl deutlich gestiegen ist. Während die Kohl-Regierung den Wettbewerb auf dem Telekommunikationsmarkt zum Wohl der Kunden anheizte, steht die rot-grüne Regierung auf der Seite des früheren Monopolisten. Der Grund ist simpel: Etwa zwei Milliarden Telekom-Aktien befinden sich noch im Eigentum des Bundes. Und natürlich will Finanzminister Oskar Lafontaine diese zu einem möglichst hohen Kurs losschlagen. Das geht aber nur, wenn die Telekom steigende Gewinne macht - wenn auch mit Hilfe der Regierung.
Spannendster Punkt wird die Entscheidung über den Mietpreis des Anschlußdrahtes zum Endkunden sein, den die privaten Konkurrenten zahlen müssen. Die Telekom mußte inzwischen von ihren ursprünglichen Forderungen heruntergehen. Aber auch hier kann sie auf politisch motivierte Schonung hoffen, so daß der Kundenverlust sich in Grenzen halten wird.
Die neuen Preise der Telekom läuten eine erste Marktbereinigung ein. Die großen Konkurrenten - Arcor, Mobilcom, Otelo, Viag Interkom, vielleicht auch Teldafax und weitere- werden überleben und intensiv in eigene Infrastruktur investieren, um möglichst unabhängig von der Telekom zu sein. Viele kleine Unternehmen mit zum Teil abenteuerlichem Geschäftsgebaren hingegen werden die Segel streichen oder sich auf Nischen spezialisieren.