Politik

ISS

Der Mensch betritt das All

Nachdem bereits im Oktober eine russische Proton-Rakete mit dem russischen "Sarja"-Modul das erste Bauteil der ISS (International Space Station) in einen 350 Kilometer hohen Orbit gebracht hatte, startete in diesen Tagen das Space Shuttle "Endeavor" mit einem weiteren Bauteil.
Am Anfang des nächsten Jahrtausends soll sie dann fertig sein: Zwei Fußballfelder groß und über 100 Milliarden Mark teuer.
Die Station soll das ganze Jahr über mit 7-8 Astro- bzw. Kosmonauten bemannt sein und zahlreiche Langzeitexperimente durchführen. So stehen z.B. Forschungsprojekte über die Langzeitfolgen der Schwerelosigkeit auf dem Programm. Die ISS soll die längst in die Jahre gekommene "Mir"-Station ablösen, die hinter vorgehaltener Hand nur noch als schwebender Schrotthaufen bezeichnet wird.
Kritiker werfen dem teuersten Projekt in der Geschichte der bemannten Raumfahrt vor, daß die Kosten in keinem Verhältnis zum Nutzen der Station stehen. Darüber hinaus befürchten selbst Befürworter der Station, daß langfristig auch keine Gelder mehr für andere Projekte (Marserforschung usw.) zur Verfügung stehen werden.
Noch zu Zeiten des kalten Krieges, als Geld scheinbar noch im Überfluß zur Verfügung stand, planten jede Supermacht und die Europäer ihre eigene Station.
Doch nach dem Ende des kalten Krieges gab es nur noch zwei Möglichkeiten: Zusammenarbeit oder Untergang der Projekte, denn alle Staatshaushalte waren nach dem atomaren Wettrüsten sanierungsbedürftig. So entstand die wahrhaft erste internationale Raumstation der Menschheit auf dem Reißbrett. Nachdem man sich darauf geeinigt hatte, daß keine Experimente militärischer Natur auf der ISS stattfinden dürften, wurde neben der Finanzierung auch über die künftige Besatzung der ISS gestritten.
Letztlich setzten sich zu Anfang die Amerikaner durch. Der erste Kommandant wird eine Amerikaner sein - sein Stellvertreter ein Russe. Für Rußland bedeutet das Projekt einen möglichen Ausweg aus dem drohenden Untergang der russischen Raumfahrt, deren Budget immer weiter zusammengestrichen wurde. So konnte die o.g. Proton-Rakete auch nur dank einer europäisch/amerikanischer Finanzspritzen noch rechtzeitig abheben.
Auch Europa und damit Deutschland ist durch das "Columbus"-Weltraumlabor mit von der Partie. Man wird zwar nicht "in der ersten Reihe" dabeisein, ließ jüngst die ESA verlauten, aber man habe einen Fuß in der Tür. Künftig werden auch mehrere "Ariane 5"-Raketen Bauteile in den Erdorbit bringen.
Die neu gewählte Bundesforschungsministerin Bulmahn hält die deutsche Beteiligung an der ISS zwar für falsch, trotzdem wolle und könne man bestehende Verträge nicht einfach kippen. Weitere Milliarden wären in den nächsten Jahren dafür im Forschungshaushalt eingeplant.

MiWi