Politik

Neues vom Transrapid

Ausstieg aus Magnetschwebebahnprojekt auf Raten?

Der 27. September 1998 war mit der Bundestagswahl und der Landtagswahl in Mecklenburg-Vorpommern ein Tag, an dem in unserer Republik durch den Wähler entscheidende Weichenstellungen durch Stimmabgabe bewirkt wurden.
Davon betroffen ist auch ein Projekt, das zu den prestigeträchtigsten der nunmehr abgelösten Bundesregierung zählte - verband man mit ihm doch ein Stück Zukunftsfähigkeit für den vielgepriesenen Industriestandort Deutschland. Die Rede ist wieder einmal von der Magnetschwebebahn Transrapid, die dereinst, im Jahre 2005, die Fahrzeit zwischen Berlin und Hamburg auf weniger als 60 Minuten reduzieren soll.
Durch den Machtwechsel in Bonn könnte jedoch insbesondere durch den kleineren Koalitionspartner zumindest der Versuch unternommen werden, mittelfristig die Weichen für den Transrapid auf Richtung Abstellgleis - oder besser: Abstellstalzentrasse - zu stellen.

Keine Begeisterung

Gleichwohl stehen bislang vergeben Aufträge in Höhe von 647 Millionen DM weiterhin fest. Indes hat die neue Landesregierung von Mecklenburg-Vorpommern unter der unseligen Beteiligung der SED-Nachfolgepartei PDS die Streckenführung der gestelzten Magnetschwebebahntrasse rundweg abgelehnt. Dabei soll die Transrapid-Strecke auf ihrem wesentlichen Abschnitt durch mecklenburgisches Gebiet führen.
Aber auch innerhalb der SPD-Fraktion im Deutschen Bundestag hält sich die Begeisterung für die Magnetschwebebahnverbindung zwischen Hamburg und Berlin in engen Grenzen. -Zwar wird der Transrapid nicht in Bausch und Bogen verdammt, wohl aber die Frage diskutiert, ob es denn nun unbedingt die Relation Hamburg-Berlin sein müsse, die die "Schaufensterfunktion" für dieses Verkehrssystem abgeben soll.

Durch Leverkusen?

Grund genug für unseren neuen Ministerpräsidenten Wolfgang Clement, Nordrhein-Westfalen als Standort einer möglichen Alternative für eine Transrapidstrecke ins Gespräch zu bringen. Etwa wie seinerzeit bereits einmal eine Verbindung der beiden rheinischen Großflughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf durch Magnetschwebebahn im Gespräch war und eine mögliche Trasse auch durch Leverkusen geisterte.
Die Möglichkeit einer derartigen Planung dürfte aber denkbar gering und nicht ernst zu nehmen sein. Schlielich würde man damit ein Fernverkehrsmittel vollkommen artfremd als Nahverkehrssystem installieren. Dies verhielte sich ungefähr so, als wenn Michael Schumacher mit seinem Ferrari anstatt auf dem Nürburgring innerhalb geschlossener Ortschaften einzelner Eifeldörfer trainieren würde.
Die neue Bundesregierung macht ihre Zusage an den Transrapid zwischen der Bundeshauptstadt und der Elbmetropole davon abhängig, daß sich der staatliche Anteil an Bau und Betrieb gegenüber den bislang erstellten Prognosen nicht weiter erhöht. Billiger dürfte es ohnehin kaum werden.
Währenddessen geht aus Papieren der Magnetbahn-Planungsgesellschaft hervor, daß ein kostendeckender und damit selbsttragender Betrieb des Transrapid auf der Strecke Hamburg-Berlin durchaus möglich wäre. Dafür jedoch wären folgende Voraussetzungen erforderlich:
  • Einstellung des Luftverkehrs Hamburg-Berlin
  • Einstellung des Fernverkehrs der Deutschen Bahn AG (InterCity und InterCity Express) Hamburg-Berlin
  • Reduzierung des InterRegio-Verkehrs Hamburg-Schwerin auf ein tägliches Zugpaar
  • deutliche Erhöhung des Benzinpreises (= weitere Mineralölsteuererhöhung)
  • Einführung einer Mautgebühr für Autobahnen.
    Derartige schwerwiegende dirigistische verkehrs- und ordnungspolitische Eingriffe würden die gesellschaftliche Akzeptanz der Magnetschwebebahn in der Bundesrepublik Deutschland wohl gen Null sinken lassen.
    In Anbetracht dieses projizierten Maßnahmenkatalogs würden allenfalls Bündnis 90/Die Grünen zum glühenden Anhänger des Transrapid mutieren, eröffnete sich damit doch ein Feld, welches mit einem derartigen Programm nicht nur die Infrastruktur unseres Industrie- und Wirtschaftsstandortes Deutschland nachhaltig beeinträchtigen, sondern von den Dimensionen her gar gesellschaftliche und politische Konsequenzen nach sich ziehen würde, die die maximalen Grenzen staatlichen Dirigismus' austesten könnte.