Politik

Ruhender Verkehr

Die rot-grünen Regierungen in Bonn und Düsseldorf haben ein neues Mittel der Verkehrspolitik und Verkehrserziehung gefunden - den Stau. Der Autofahrer soll endlich einsehen, daß es sich nicht lohnt, mit dem Auto freie Fahrt für freie Bürger zu demonstrieren, sondern daß es viel sinnvoller wäre, nur noch zu Fuß zu gehen.

Der ökologische Fußgänger

Sicherlich kann man sich fragen, warum man denn zu Fuß gehen und nicht auf öffentliche Verkehrsmittel umsteigen sollte. Diese Frage ist mit dem Ausstieg aus der Atomenergie zu erklären; so lange es nicht absolut sicher ist, daß der Strom, mit dem der O-Bus, die Straßenbahn oder die Bundesbahn betrieben wird, aus ökologischer Herstellung ist. Während dieses Zeitraumes sollte man lieber zu Fuß gehen.
Aber der "frühere" Autofahrer braucht sich nicht aufzuregen, denn er ist ja schon einiges gewohnt. Als Sparschwein der Nation muß er für sämtliche Defizite in öffentlichen Haushalten herhalten. Die Einnahmen aus der KFZ-Steuer, die laut Gesetz in den Straßenbau investiert werden müssen, ver schwinden in schwarzen Löchern der Stadtkämmerer oder der Landschaftsverbände.

Der Stau

Als Autofahrer kennt man es, das wichtigste Instrument zur Stauvermeidung ist das Autoradio samt Verkehrsfunk. Doch verfolgt man die Meldungen, so kann man seit längerer Zeit feststellen, daß die Anzahl der Staus stetig zunimmt, ebenso wie die Länge der Staus.
Betrachtet man dann z.B. eine der Hauptursachen der Staus auf Autobahnen, nämlich die gemeine Baustelle, so kann man sich schon fragen, wann hier überhaupt gearbeitet wird. Man kann fast zu jeder Tageszeit solch eine Baustelle im Schrittempo passieren, gearbeitet wird hier nie oder höchstens selten. Hier lobe man doch einmal den Freistaat Bayern, denn hier wird auf Veranlassung des Verkehrsministeriums Tag und Nacht gearbeitet. In Nordrhein-Westfalen ist das natürlich undenkbar. Das ist ja auch nicht schlimm, es trifft ja nur den dummen Autofahrer aus o.g. Gründen.
Auch die Rückbauung der Straßen bei gleichzeitiger Vernichtung von Parkplätzen ist ein beliebtes Mittel, den Autofahrer zur Weißglut zu treiben. Ebenso die verkehrsberuhigten Innenstädte. Wer liebt es nicht, z.B. gerade in der Vorweihnachtszeit, mit Tüten beladen sich in überfüllte, dreckige und unpünktliche öffentliche Verkehrsmittel zu zwängen.
Andererseits muß man aber auch schon im Lotto gewonnen haben, um die erhobenen Parkgebühren bezahlen zu können. Und da wundern sich die Verantwortlichen in den Kommunen noch, daß immer mehr Einkaufscenter auf der grünen Wiese entstehen und angeblich das urbane Leben zerstören!

Der WDR

Letztes Mittel, um den Autofahrer in den endgültigen Wahnsinn zu treiben, sind die Meldungen des WDR im Verkehrsfunk. Wer liebt ihn nicht, den Satz:" ...Staus ab 6 km Länge: A 1 ...". Als ob Staus unter 5 km Länge keine Staus wären. Man sollte die gesamte Verkehrsredaktion des WDR täglich durch solch kleine Staus jagen, denn sie sind ja anscheinend nicht erwähnenswert. Als Krönung der Sache sucht der WDR dann auch noch Staufinder, die mittels Handy Staus an die Verkehrsredaktion melden. Diese Staumelder sollten dann aber auch genau auf ihren Tacho achten, ob der Stau für den WDR nicht zu kurz ist. Oder, noch besser, gleich die Verkehrsmitteilungen der Handybetreiber befolgen, die sind nämlich genauer und aktueller.

K.R.