Leverkusen

Krise

Zur Entwicklung der bisherigen Bundesligasaison aus Sicht von Bayer 04

Zunächst einmal eine Bemerkung zum Thema dieses Artikels. Als ich mich bereit erklärte, diesen zu verfassen, hat Bayer gerade 1:1 gegen 1860 München gespielt. Das 8:2 gegen Mönchengladbach war noch eine Woche entfernt. Angesichts des letzen Ergebnisses werden sich vermutlich viele fragen, warum man bei den Bundesligakickern von Bayer 04 von einer Krise sprechen kann. Ich glaube schon, daß man das Wort "Krise" in den Mund nehmen kann, wenn man die gesamten bisherigen Spiele zum Maßstab nimmt.
Die Gründe dafür sind uns Außenstehenden natürlich nicht immer ersichtlich, und ich möchte mich an dieser Stelle nicht als einer der Millionen Bundestrainer aufspielen, die sich und ihre Meinung stets als die Offenbarung schlechthin sehen. Die folgenden Zeilen sollten als Eindrücke eines Außenstehenden verstanden sein.
Vor der Saison ging man davon aus, daß vielleicht der Abgang von Christian Wörns eine nicht zu schließende Lücke hinterlassen würde. Hier wurde der Schwachpunkt für die Saison 1998/99 vermutet. Doch ich meine, daß Robert Kovac seine Sache bisher sehr gut gemacht hat, und daß im Bereich der Abwehr die guten Leistungen der Vergangenheit kontinuierlich fortgeführt wurden.

Die Abwehr: Kein Problem ...

Das mag auch mit der Verpflichtung des neuen Torhüters Adam Matysek zusammenhängen, der allen Unkenrufen zum Trotz bisher hervorragende Leistungen gezeigt hat.
Das eigentliche Problem in dieser Saison ist ganz offensichtlich das Mittelfeld. Hier konnte beispielsweise Emerson noch nicht annähernd an seine starken Leistungen der Saison 1997/98 oder gar der Weltmeisterschaft anknüpfen. Weshalb, weiß man nicht, aber die Verbindung vom Mittelfeld zum Sturm hat dadurch eine ganz erhebliche Störung erfahren, die auch Nico Kovac noch nicht beheben konnte.

... aber das Mittelfeld

Desweiteren hat die rechte Seite mit großen Problemen zu kämpfen, und hier namentlich Jörg Reeb. Bis auf eine zweite Halbzeit im Spiel gegen Eintracht Frankfurt ist er bislang jeden Beweis schuldig geblieben, warum er Hans-Peter Lehnhoff von dieser Position vertrieben hat. Insbesondere seine katastrophalen Flanken lassen die Fans den, zugegeben alten, Flügelflitzer Lehnhoff vermissen.
Dieses Manko macht sich insofern negativ bemerkbar, als daß die beiden Stürmer in den letzten Jahren gerade aus diesen Flanken einen Großteil ihrer Gefährlichkeit bezogen. Es scheint fast so, als hätte sich Christoph Daums Spürnase für sehr gute neue Leute im Fall Reeb zum ersten Mal geirrt. Man fragt sich nur: warum kriegt Lehnhoff nicht eine neue Chance vom Trainer?
Das würde zum einen den Effekt haben, daß die Spielweise nicht mehr so leicht auszurechnen ist (nämlich bevorzugtes Angreifen über die linke Seite), und zum anderen nähme er damit seinen Spieler Reeb aus der Schußlinie der Fans, deren Unmutsäußerungen während des Spiels gegen 1860 München auch ihm nicht entgangen sein dürften.
Zum Schluß bleibt mir nur noch die Hoffnung zu äußern, daß die Mannschaft bald wieder diese Leidenschaft und Spielkultur entwickelt, mit der sie uns in den letzten Jahren so viele schöne Heimspiele beschert hat. Die Bayern sind nämlich noch lange nicht durch. Sie können allerdings nur durch eine tadellose restliche Saison noch abgefangen werden.

Thomas Schaefer