Galerie

U2

"The Best Of U2 1980 - 1990"
Island Records

Während eingefleischte Fans selbstverständlich im Besitz aller U2 Alben sind, mußten sich die distanzierteren "Best Of"-Sammler 18 Jahre lang gedulden, um in den Genuß einer solchen Kollektion erlesener U2-Singles zu kommen. Doch was ist bei Island Records hängengeblieben aus 10 wechselhaften Jahren Bandgeschichte? Offensichtlich nicht flächendeckend viel, denn die frühen Sturm-und-Drang-Alben durften gerade einmal drei Singles beisteuern, New Yearīs Day, I Will Follow und, na klar, Sunday Bloody Sunday.
Dafür verbucht der Flop Rattle & Hum gleich vier Beiträge für sich. Nicht sehr repräsentativ. Aber durchaus geeignet, den Rhythm & Blues-schwangeren Ladenhüter ein wenig salonfähiger zu machen.
Die finanziell fruchtbarsten Jahre 1984 bis 1987 sind vollständig vertreten, und auch das wiederauferstandene The Sweetest Thing fehlt nicht. Nach 14 Titeln und zahlreichen Gelegenheiten, griffige Refrains (Pride, I Still Havenīt Found...) mitzubrüllen, akzeptiert man mit etwas Wehmut, daß hier nach kommerziellen Gesichtspunkten ausgewählt wurde. Leider fielen diesem Motiv Klassiker wie Gloria zum Opfer. Immerhin reicht das Sortiment aus, um den Werdegang der Band von den damaligen Weltverbesserern Bono, Edge, Clayton und Mullen hin zu erfolgsverwöhnten Lebemännern zu skizzieren.
Ärgerlich ist jedoch, daß die erste Auflage der "Best Of" nur als Doppel-CD ist mitsamt B-Seiten aus demselben Zeitraum erhältlich ist. Also doch ein Vergnügen für eingefleischte Fans, vor allem solche mit hoher Zahlungsbereitschaft?

 

The Smashing Pumpkins

"Adore"
Virgin Records

Da war einer, der auszog, um dem RockīNīRoll den schon oft erprobten, doch nie recht geglückten Todesstoß zu versetzen. Eine neue musikalische Ausdrucksform sollte den doch recht muffig gewordenen amerikanischen Post-Grunge-Musikmarkt zu neuem Leben erwecken.
So sprach Billy Corgan, Frontmann der Smashing Pumpkins. Nach dem erfolgreichen Unterfangen, mit Mellon Collie & The Infinite Sadness eine Studio-Doppel CD an den Mann zu bringen, hatte man ihm auch so manches zugetraut.
Das Ergebnis heißt "Adore" und läßt sich in der Tat nur schwer in eine musikalische Schublade einordnen. Selbst in der Pumpkins-Ecke des häuslichen Plattenschranks wirkt sie irgendwie fremd. An Ex-Schlagzeuger Jimmy Chamberlin erinnert ein träger Drum-Computer ebensowenig, wie desorientierte Synthi-Klänge an Corgans aggressive Gitarren-Riffs von einst. Mit To Sheila beginnt die CD verdächtig ruhig und harmonisch. Bereits mit Perfect, dem dritten Lied und der zweiten Single-Auskopplung, ist jedoch klar: an der Atmosphäre wird sich nichts wesentliches mehr ändern.
Und so dümpelt "Adore" vor sich hin, der CD-Suchlauf bleibt jungfräulich, denn: welches markante Lied sollte man hier wohl hervorheben? Vielleicht Apples & Oranges oder das vielschichtige Ava Adore, das den Vergleich mit älteren Chart-Stürmern wie Today oder Zero nicht zu scheuen braucht. Die versprochene musikalische Innovation bleibt jedoch gänzlich aus. Man kann sie eben nicht erzwingen.

Andreas Schuster (JuLis Leverkusen)