Leverkusen

Wechselbäder

Läßt Bürokratie das Freibad Wiembachtal ins Wasser fallen?

Ein Sommer ohne Sonne? Ohne Sonne keine Saison? Keine Saison ohne Bürokratismus? Genau, die Rede ist vom Freibad Wiembachtal in Opladen. Doch leider fällt die Bürokratie nicht in das kühle Nass, sondern spannt sich wie ein riesiges Zelt über das Becken.
Die diesjährige Saison kann man vergessen! Bei den wenigen Sonnentagen in diesem Sommer war es nicht verwunderlich, daß kaum Badegäste die Schwimmanstalt besuchten. In 1997 kamen noch 96.959 Badegäste, 1998 bis fünf Tage vor Schließung sind es gerade einmal 48.551.

Bürokratiehürde Nummer 1 war die Genehmigung des Stadtrates, daß 1,3 Mio. DM für eine neue Heiz- und Wasseraufbearbeitungsanlage ausgegeben werden könnten. Als die Zusage endlich kam, sollte auch sofort begonnen werden... Der Einfachheit wegen hätte auch nach Saisonende des letzten Jahres mit den Umbauarbeiten begonnen werden können, es mußte aber auf den neuen Finanzplan der Stadt gewartet werden.

Bürokratiehürde Nummer 2: Durch «gute» Planung konnte der eigentliche Eröffnungstermin Mitte Mai nicht eingehalten werden. Daraufhin wurde ein neuer Termin gleich für zwei Wochen später festgelegt. Bis dahin sollten die Anlagen installiert sein und auch voll betriebsfähig gemacht werden.
Nach Auskünften des Sportparks sollten die Umbauarbeiten bereits im Januar begonnen werden, was sich leider nicht bestätigen ließ. Wer am Geländer des Freibades vorbeispazierte, konnte entdecken, daß dort rein gar nichts passierte. Es wurde also mit den Umbauarbeiten nicht im Januar aktiv begonnen, sondern die Sportpark-Angestellten müssen in diesem Monat wohl erst überlegt haben, wann man anfangen sollte ...
Nachdem mehrere sonnendurchflutete Tage und Wochenenden im Mai vergangen waren, die die sowieso durch die Instandhaltung der Anlage bedingten hohen Kosten (nach Auskunft des Sportparkes 10.000 DM pro Tag) hätten reduzieren können, kam der mit der Planung beauftragten Abteilung der Stadt schließlich doch noch in den Sinn, die Pforten zu öffnen.

Bürokratiehürde Nummer 3: Ziemlich spät wurde mit den Umbauarbeiten begonnen, so spät, daß Monteure täglich 12-13 Stunden arbeiteten, sonntags wie feiertags, damit die Badeanstalt wenigstens Ende Mai öffnen konnte.
Gesagt, getan, sie öffnete. Alles hatte den Anschein, als funktionierte die neue Anlage perfekt; nur schaffte sie es nicht, die Wassertemperatur des Schwimmerbeckens auf die gewünschten 24 Grad Celsius aufzuheizen. Die Wassertemperatur lag sage und schreibe für zwei Wochen bei 16 Grad.
Grund: Die Heizungsanlage war nur teilweise fertiggestellt worden. Der Kessel heizte, doch mangels vollständigen Rohrsystems konnte das warme Wasser nicht zum Becken gelangen. Diese Tatsache war der Abteilung «Bäder» des Sportparkes bekannt, dennoch wurde kein Gedanke daran verschwendet, schnellstens Abhilfe zu schaffen.
Oder doch? ... Zwei Wochen später!!!
Am Dienstag, dem 16. Juni, war das Wasser plötzlich 27, zwei Tage später nur noch 21,3 Grad C warm. Es war offensichtlich, daß mit dieser Anlage etwas nicht stimmte, doch zur Reparatur wurden nie Fachleute bestellt, sicherlich mit der Begründung, «es wird schon wieder».
Auf telefonische Nachfrage beim Sportpark, wie diese Temperaturschwankungen zustande kämen, kam die Antwort: «die Maschine arbeitet fehlerfrei, doch wird auch sie nur von Menschen bedient!»
Für mich als begeistertem Schwimmbadbenutzer stellt sich die Situation nun folgendermaßen dar: entweder ist die neu installierte Anlage funktionsuntüchtig, nur der Sportpark will dies nicht begreifen und zugeben, oder das Personal ist in die Bedienung der neuen Anlage nicht genügend eingewiesen worden, was wiederum dem Sportpark anzulasten wäre.

Nach den mir vorliegenden Informationen seitens des Sportparks sollen nach der Badesaison 1998 die Ränder des Schwimmerbeckens renoviert werden. Stellvertretend für alle Schwimmbegeisterten möchte ich an dieser Stelle dringlichst an die Verantwortlichen appellieren, die Reparaturarbeiten fachlich und zeitlich ohne Bürokratiehürden so zu vergeben, daß die Saison 1999 ohne Verzögerung starten kann.