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Das Schwarze Auge

Spielkritik

Rubrik: Fantasy Rollenspielsystem
Spieler: 3-6 + Spielleiter
Spieldauer: bis zu 5 Stunden
Alter: ab 10 Jahre
Hersteller: Schmidt Spiele
Preis: ca. 45 DM Basisspiel / ca. 25 DM pro Einzelabenteuer

Das Schwarze Auge ist ein Fantasy-Rollenspiel. Unter Fantasy versteht man eine Literaturgattung, die sich mit einer Welt beschäftigt, in der Monster, schwarze Magie, Zauberer und Elfen zum Alltag gehören.
In einem Rollenspiel übernimmt jeder Spieler eine Rolle in einem solchen Fantasy-Abenteuer. Vor Beginn des ersten Abenteuers wird der Held, die imaginäre Spielfigur, geschaffen, wobei dieser Held seine Stärken und Schwächen hat. Im Laufe der Abenteuer hat man dann Gelegenheit, die "guten" Eigenschaften der Spielfigur zu steigern und die "schlechten" zu reduzieren. Kurz: Es entsteht ein Persönlichkeitsprofil, wie bei einer realen Person, welches dann Einfluß im Spielverlauf ausübt.
Einer der Spieler ist der Spielleiter, der sogenannte "Meister des Schwarzen Auges". Er fungiert wie ein Regisseur in einem Film. Nur er kennt das Abenteuer, welches wie ein Drehbuch aufgebaut ist. Es bietet für jede Aktion, die die Spieler während des Spiels ausführen, eine Antwort. Aus diesem Hin und Her von Aktion und Gegenaktion entsteht das eigentliche Rollenspiel:

Realistisches Vorgehen

Beispiel: Der Spielmeister beschreibt einen schmalen Waldweg, auf dem sich die Helden bewegen (steht alles im Abenteuerbuch). Der Weg führt nach Norden. Die Spieler beschließen, daß sie dem Weg folgen. Für diese Aktion steht im Buch, daß die Helden nun eine Lichtung im Mondschein erreichen, wo eine unheimliche Blockhütte errichtet ist. Aus dieser Hütte ist ein gedämpftes Heulen zu hören.
Die Spieler können nun ihren nächsten Schritt beratschlagen. Sie einigen sich darauf, daß sie versuchen, sich an die Hütte heranzuschleichen, und melden dies ihrem Spielmeister. Nun kommen oben genannte Eigenschaftswerte zum Einsatz. Spieler A hat einen flinken Helden kreiert, der einen hohes Talent fürs Anschleichen besitzt. Nun entscheidet der Würfel - und der Held hat Glück und erreicht die Hütte unbemerkt.
Spieler B dagegen spielt einen Helden, der zwar Bärenkräfte hat, aber ansonsten wie der Elefant im Porzellanladen vorgeht. Sein Wurf geht daneben, und der Spielmeister meldet mit einem Grinsen, daß dieser Held auf einen Ast getreten ist, der unter einem lauten Krachen zerbricht. Die Tür öffnet sich, und mehrere Trolle springen mit gezückten Schwertern heraus - der Kampf beginnt.
Sollten die Helden siegreich aus dem Kampf hervorgehen, dann gibt's Punkte. Irgendwann wird die Spielfigur dann befördert und wird stärker.
Kampf ist aber nicht immer eine kluge Wahl, da die Spielfiguren fast immer dabei verletzt werden oder Kraft verlieren.

Held kann sterben

Wie schon gesagt, hängt vieles davon ab, welche Stärken und Schwächen man seinem Helden am Anfang des Heldenlebens gegeben hat. Diesen Helden benutzt man von Spiel zu Spiel. Der besondere Reiz liegt darin, daß diese Spielfigur auch verwundet oder gar getötet werden kann.
Der Spieler muß nun, wenn er an einem neuen Abenteuer teilnehmen möchte, einen neuen "jungfräulichen" Helden kreieren. Besonders ärgerlich ist dies dann, wenn man im Laufe vieler Spiele viele "Abenteuerpunkte" ergattert und ein sehr erfahrener Held das Zeitliche gesegnet hat. Ansonsten spielt das Würfelglück eine Rolle. Starke Eigenschaftswerte machen aber das gewünschte Würfelergebnis wahrscheinlicher.

Atmosphäre ist alles

Natürlich lebt dieses Spiel sehr von seiner Atmosphäre. Ein guter Spielmeister versucht möglichst detailliert, die Umgebung zu beschreiben. Besonders gut gelingt der Abend, wenn man die ganze Aktion abends bei Kerzenlicht durchzieht. Aufgrund der sehr langen Spielzeit sollte man das Spielerteam möglichst sorgfältig auswählen. Ein Spieler der keine Lust mehr hat, kann auch den anderen den Spaß verderben, wenn er dauernd schädliche Aktionen ("Ich greife die 26 Zyklopen allein an!") beginnt, denn eine wichtige Regel im Rollenspiel lautet: Gesagt = getan. Kein Spieler kann hinterher sagen: "He, das war doch nur Spaß. Ich würde doch nie 26 Gegner allein angreifen, also laß meine Spielfigur wieder auferstehen!"
Bei richtiger Mischung aus engagierten Spielern hat man bei Rollenspielen nie Langeweile. Es gilt gefährliche Aktionen zu überleben, Rätsel zu knacken, Diplomatie walten zu lassen - und natürlich das jeweilige Abenteuer zu lösen.

Fazit

Sehr komplexes Spielsystem. Der Spielleiter muß sich einige Stunden vorbereiten, um eine geordneten Ablauf garantieren zu können. Der Spaß für alle dürfte aber garantiert sein. Für Neueinsteiger gibt es vereinfachte Anfängerregeln, so daß auch sie auf ihre Kosten kommen. Unbedingt ausprobieren!

MiWi