Politik

Politiker oder Showmaster -

Kohl oder Schröder?

Nun, nach der ach so erfolgreichen Niedersachsenwahl der SPD, müßte Gerhard Schröder doch in mehrerlei Hinsicht enorm beglückt sein.
Da wäre erstens die Tatsache, daß er es geschafft hat, zum einen durch die übermäßig gute Laune seines Parteikollegen, des Bundesgeschäftsführers seiner "Bande", Franz Müntefering, und zum anderen durch eine Direktübertragung seiner selbst von einer Wahlfete, die er anläßlich der Wahl mit noch größerem Wohlbehagen über sich ergehen ließ, die koalitionären Generalsekretäre Hintze (CDU), Westerwelle (FDP) und Protzner (CSU) aus der extra für die Niedersachsenwahl anberaumten Bonner Runde, zu vertreiben.
Eine weitere Beglückung für ihn war natürlich die am nächsten Montag nach der Wahl vollzogene Kür zum Spitzenkandidaten der SPD. Und prompt zu diesem Ereignis sind alle Mißverständnisse der Konkurrenz zwischen ihm und dem Parteivorsitzenden Oskar Lafontaine aus dem Weg geräumt, um gemeinsam der "Ära Kohl" ein Ende zu bereiten.
Unseren Freunden von der Öko-Partei gefällt dieser Slogan übrigens auch. So kam es, daß er in nahezu jeder gehaltenen Rede des Magdeburger Parteitages zu hören war; ein weiterer sinnloser Punkt des Parteiprogramms der Grünen?
Und über all dem (Schröder) wacht nun die nun schon vierte Ehefrau des Medienmannes, Doris Köpf(t)-Schröder. Na, herzlichen Glückwunsch, wir sind bedient.

Nun noch mehr Beglückungen?

Bei so viel guten Neuigkeiten muß doch für Gerhard Schröder einfach alles glatt laufen: Bundeskanzleramt, an dessen gut verriegelten Toren, die keinen Störenfried reinlassen, er ja schon gerüttelt haben soll; außerdem eine perfekt durchorganisierte Regierungsmannschafft, die in allen Lebenslagen fit ist.
Dies gilt ganz klar für den von Schröder schon fast als Außenminister bestimmten Joschka Fischer, der doch auf seinen Turnschuhen die ganze Mannschaft auf Trap halten wird und somit auch der Rolle des Cheftrainers voll gerecht werden wird. Zwar ziert er sich noch etwas, aber das legt sich auch noch.
Wie gesagt, da kann doch nichts mehr schiefgehen, oder?
Man muß zum Bedauern von Gerhard Schröder sagen: es kann sehr wohl! Er hat nämlich in seinen, sagen wir: Utopien, den Dauerkanzler, Helmut Kohl aus unserem Lager vergessen, der ja jetzt gerade erst warm läuft.

Spielverderber?

Und dazu bekam der jetzt enorme Rückendeckung durch die Spitzenverbände der deutschen Wirtschaft. Dies geschah im Verlaufe des Spitzengespräches der deutschen Wirtschaft 1998 am Rande der Handwerksmesse in München. Zwar war dieser Sinneswandel der Verbände, denen seit Ende 1997 doch eigentlich nichts Besseres einfiel als die Bundesregierung durch die Vorwürfe des zu langsamen Reformierens zu attackieren, äußerst überraschend, aber für das Fortbestehen der kohlschen Politik nur von Vorteil, zumal ja die SPD die Unterstützung des DGBs hat.
So war doch dies lediglich ein vielleicht auch nicht ganz so gewollter Akt der Gerechtigkeit zwischen den Parteien; da freut sich unser Bundeskanzler doch.
Man kam auf jeden Fall auf diese gemeinsame Ansicht, weil die Politik der jetzigen Regierung nun doch "bemerkenswerte Fortschritte" gemacht habe. Den passenden Beweis lieferte dann Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt mit der Ankündigung eines Wirtschaftswachstums von 3% und 500.000 neuen Stellen allein 1998.
Diese Zahlen wurden dann zwar von unserem FDP-Wirtschaftsminister Günther Rexrodt dementiert und auf rund 200.000 neue Stellen relativiert, aber das tut dem Hilfsakt sowohl für Kohl als auch dem deutschen Arbeitsmarkt keinen sonderlichen Abbruch, vorausgesetzt, die Prognose tritt rechtzeitig ein.
Und gerade wegen der bemerkenswerten Fortschritte muß nach Ansicht der Präsidenten der Spitzenverbände verhindert werden, daß die verabschiedeten Reformen der Gefahr unterliegen, durch die Sozialdemokraten vernichtet zu werden, wie dies nach dem Wahlprogramm der SPD mit einigen vollbrachten Reformen geschehen soll.
Desweiteren erklärte der Kanzler, er wolle die Bundestagswahl im Herbst zu einem Lagerwahlkampf und einem Plebiszit über die in dieser Legislaturperiode an der SPD gescheiterte Steuerreform machen.
Na, da bleibt doch auch für uns noch etwas Hoffnung, an die wir uns in Zeiten von eher nicht sonderlich guten Umfrageergebnissen klammern können, denn bis jetzt ist die Möglichkeit, daß Kohl nochmals Kanzler wird und uns Schröder dadurch erspart, zwar etwas geschmälert aber noch nicht vollends zunichte gemacht.
Es geht doch nicht an, daß wir uns den Guildo Horn der Politik - so Westerwelle - ins Bundeskanzleramt holen.

G.T.