EingeeschertEs ist inzwischen schon fast Routine, daß die Junge Union Deutschlands in ihrer monatlich erscheinenden Zeitschrift "Entscheidung" die letzte jeweils greifbare POLITEIA-Satire übernimmt - im gegenseitigen Einvernehmen.So auch in der Februar-Ausgabe der "Entscheidung", wo die "Star Schreck"-Satire aus POLITEIA Nr. 177 abgedruckt wurde. Natürlich gekürzt - das Original wäre ein bißchen zu lang geworden. So weit, so gut. Allerdings hatten wir eine Bedingung gestellt: Die in der "Star Schreck"-Satire aufgezählten Munitionstypen der "USS Kohlrabia" sollten allesamt ohne Ausnahme übernommen werden. Dabei legten wir besonderen Wert auf die "Escher-Granaten auf Quark-Basis, die jene vernichten, die sie abschießen". Hintergrund dieses kleinen Giftpfeils war ein in Rekordgeschwindigkeit verpuffter Zwergenaufstand des JU-Bundesvorsitzenden Klaus Escher gegen Helmut Kohl. Niemand in der POLITEIA-Redaktion rechnete ernsthaft mit Problemen. Doch die "Entscheidung" konnte sich tatsächlich nicht durchringen, diese Mini-Attacke auf den JU-Chef zu drucken! Diesen außergewöhnlichen Fall von Feigheit haben, wie man hört, nicht der Chefredakteur der "Entscheidung", sondern ein Mitglied des JU-Bundesvorstandes im "Entscheidungs"-Redaktionsbeirat und Klaus Escher selbst zu verantworten. Es ist absurd: Da liefert POLITEIA der "Entscheidung" Monat für Monat Satiren, die oft genug die Gewaltigen in der CDU massiv auf die Schippe nehmen, und die auch begeistert abgedruckt werden, vermutlich um den eigenen Mut vor Königsthronen zu beweisen - und wenn eine große deutsche Tageszeitung solche Satiren zum Anlaß nimmt, über eine "gärende Basis" in der CDU bzw. JU zu philosophieren, wird das gern hingenommen. Aber die leiseste Ironie auf Kosten des Chefs der "Jungen Milden" wird abgewürgt - oder besser: eingeeschert. Wer Kritik nicht einstecken kann, verspielt das Recht, sie auszuteilen. Und daß gerade Klaus Escher selbst als durchaus begabter Satiriker gelten kann (vgl. POLITEIA 147), macht die Sache noch ärgerlicher.
DurchgeschrödertWas ist nur mit der SPD los? Diese ehrwürdige Gremien- und Ideologenpartei entdeckt plötzlich, 16 Jahre nach Helmut Schmidt, das politische Machertum wieder.Letztes Opfer: Johannes Rau. Sein Schicksal war mit dem Ergebnis der niedersächsischen Landtagswahl besiegelt - nicht nur wegen seiner Sympathie mit Lafontaine, sondern weil sein Nachfolger Wolfgang Clement einfach besser in die Schröder-SPD Jahrgang 98 paßt. Schröder nutzt die Gunst der Stunde und preßt der SPD seine Leute auf. Das muß er auch, denn diese Chance kommt nie wieder - und Lafontaine ist auch weiterhin der in der SPD weitaus populärere Mann. Ob Schröder tatsächlich auf Dauer sich durchsetzen kann, muß trotzdem bezweifelt werden. Im Augenblick halten selbst linke Diskussionszirkel still, um der Öffentlichkeit das Bild der Geschlossenheit zu vermitteln. Aber wie lange noch? |