Politik

Nur im Doppelpack

In diesen ausgehenden Wintertagen beschäftigt sich die SPD immer noch intensiv mit der Frage, wer zum Henker denn nun Kanzlerkandidat werden soll.
Schröder? Zwar beliebt, aber hat er das politische Gewicht? So etwas stellt sich nur im Bundestagswahlkampf heraus. Und da schrumpfen manche Lokalfürsten plötzlich auf ziemlich handliche Größe zusammen, wie etwa Johannes Rau 1987.
Oskar Lafontaine? Der Mann hat ohne Frage mehr Grips als Schröder, kann besser reden, ist in der SPD viel stärker verankert. Sein Pech: Die Leute mögen ihn nicht. Außerdem könnten ihn im Wahlkampf ein paar unfaire Tiefschläge treffen, etwa bestimmte Affären im Saarland betreffend (Rotlicht, Renten und so).
Wahrscheinlich hat sich Oskar Lafontaine längst entschieden. Er läßt Schröder zappeln, damit er ein vernünftiges Wahlergebnis in Niedersachsen holt, legt ihn auf ein eher traditionelles Programm fest und verzichtet dann.
Lafontaine kann sich einen Verzicht leisten, Schröder nicht. Als Parteivorsitzender bleibt sein Einfluß groß. Sollte jedoch Lafontaine Kandidat werden, ist er allein auf weiter Flur. Schröders Einfluß wäre dahin.
In diesem Pokerspiel hält Lafontaine die besseren Karten in den Händen. Ein Kandidat Schröder ist in Wirklichkeit ein Doppelpack mit Lafontaine - mit allen Nachteilen bei einem möglichen Wahlsieg. Schwer vorstellbar, daß ein Kanzler Schröder gegen einen starken Partei- und vielleicht sogar Fraktionsvorsitzenden Lafontaine seine Politik durchsetzen kann, Richtlinienkompetenz hin oder her.
Schröder würde Kanzlerkandidat ausschließlich wegen seiner Popularität. Es wäre eine Vernunftentscheidung der Basis gegen ihren Lafontaine-Instinkt. So eine Machtgrundlage ist sehr dünn. Das haben populäre Kanzler wie Helmut Schmidt schmerzlich zu spüren bekommen. Und dessen Format war eine Nummer größer als Schröders.