Politik

Der alltägliche Suff

Kleiner Ausflug in die Trinkkultur in Deutschland

Wir lesen es jeden Tag in der Zeitung: "Polizei erfolgreich im Kampf gegen Drogen - Haschisch, Heroin und andere Drogen konnten beschlagnahmt werden."
Das ist nur ein Beispiel für die Berichterstattung in den Medien über illegale Drogen. Nur sehr selten erfährt der interessierte Leser und Zuhörer in den Medien etwas über die weitgehend verschwiegenen Folgen der legalen Drogen, wie z.B. Alkohol.
Statistisch gesehen sind wir Deutschen seit Mitte der neunziger Jahre wieder Weltmeister im Konsum von alkoholischen Getränken. 12 Liter reinen Alkohol nahm jeder Deutsche, vom Baby bis zum Greis, jedes Jahr zu sich. Das entspricht jährlich einer Menge von 138,5 Litern Bier, 17 Litern Wein, 5 Litern Sekt und immerhin 7 Litern Schnaps - eine beachtliche Menge.
Die Folgen sind verheerend. Die Berufsgenossenschaften, Krankenkassen und Selbsthilfegruppen schätzen, daß rund 10% aller Deutschen alkoholabhängig sind. Das entspricht einer Zahl von bis zu 8 Millionen (!!!) Süchtigen. Weitere 10% der Bevölkerung in Gefahr, von der Droge süchtig zu werden.

Verheerender Schaden

Der volkswirtschaftliche Schaden ist ebenfalls erschreckend hoch. Die Arbeitsausfälle durch Alkoholiker, Mehrbelastung der Mitarbeiter, Unfallkosten, Kosten für Entziehungskuren usw. beziffern sich jährlich auf ca. 50 - 80 Milliarden DM. Dagegen wirken die Einnahmen von ca. 8 Milliarden DM durch die Alkoholsteuer wie ein Taschengeld.
Genau wie bei der Tabaksteuer ist das Argument, daß diese Steuer für die öffentlichen Haushalte unabdingbar ist, eine Milchmädchenrechnung.
Die unmittelbaren Folgen für die Alkoholabhängigen kennt jeder. Da 90% des aufgenommenen Alkohols über die Leber ausgeschieden wird, sterben jedes Jahr ca. 6000 Menschen allein an den Folgen von Leberzirrose und akutem Herzkreislaufversagen. Weitere 400 Menschen sterben durch alkoholbedingte Wahntaten, wie eskalierende Familienstreitigkeiten und Verzweiflungstaten.

40.000 Unfalltote

Ca. 40.000 Menschen kommen bei Unfällen ums Leben, bei denen das Opfer oder der Verursacher alkoholisiert waren. Dagegen wirken die "paar" Drogentoten, die durch illegale Drogen ihr Leben lassen wie ein harmloser Abklatsch.
Aber wie kommt es zu diesen hohen Zahlen? Alkohol ist leider überall und in unbegrenzten Mengen für (fast) jedermann frei verfügbar. Egal ob am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder auf Parties und Feten - alkoholische Getränke sind obligatorisch.
Oder ist es Euch mal passiert, daß Euer Gastgeber fragte: "Willst'e Wasser, Cola oder Saft?". Man sollte mich jetzt nicht falsch verstehen. 95% der Deutschen geben zu, Alkohol mehr oder weniger regelmäßig zu sich zu nehmen. Nur 5% lehnen Alkohol aus Überzeugung ab und sind völlige Abstinenzler.
Der Alkohol wird erst zum Problem, wenn er, egal aus welchen Gründen, regelmäßig getrunken wird. Die kritische Grenze beginnt bei Männern ab einer Menge von ca. 40 g Alkohol täglich. Das sind 2 Flaschen Bier oder eine halbe Flasche Wein.
Ab dieser Menge ist die Leber nicht mehr in der Lage, das Gift abzubauen, ohne dabei Schaden zu nehmen. Frauen vertragen übrigens nur die Hälfte, weil sie eine geringere Toleranz gegenüber diesem Stoff besitzen. Generell gilt: Hat man von jemandem den Eindruck, daß er ein Problem mit Alkohol hat, ist er fast immer bereits ein Alkoholiker.
Fazit: Alkohol ist schon okay - aber im täglichen Gebrauch sollte man die Finger davon lassen und lieber mal was anderes probieren.

MiWi