Politik

Fusion perfekt?

In der ersten Februarwoche wurde jetzt doch die Fusion der beiden Stahlgiganten Thyssen und Krupp-Hoesch beschlossen, nachdem Krupp Ende letzten Jahres versucht hatte, sich Thyssen durch eine feindliche Übernahme anzueignen. Dies funktionierte allerdings nicht wie anfangs gedacht.
Da mußte man eben zu friedlichen Mitteln, dem Verhandlungstisch, greifen, was ja dann auch geschah. Das dort auftauchende Problem der Entscheidung über die neue Konzernspitze war dadurch zwar schon programmiert, konnte aber jetzt auch ausgeräumt werden. (Dies funktioniert hoffentlich auch in anderen Bereichen des öffentlichen Lebens, wie bei bestimmten politischen Parteien.)
Das Ergebnis für den neuen Konzern, der die Fusion bis Ende diesen Herbstes völlig komplettiert haben will und dann einen Jahresumsatz von 70 Milliarden DM bei 186.000 Mitarbeitern erreichen will, ist die Schaffung von zwei gleichberechtigten Vorstandsvorsitzen (das wäre natürlich auch eine Möglichkeit, zwei Bewerber hätten wir ja, oder?).
Um nun eine produktive Zusammenarbeit zu gewährleisten, ist geplant, den Vorstandsvorsitzenden jeweils Fachbereiche und Kompetenzen zuzuordnen, und zwar Ekkehard Schultz (bisher Thyssen) die Bereiche der Stahlproduktion, der Auswahl der Führungskräfte, der Volkswirtschaft, Statistik und der technischen Entwicklung, und Gerhard Cromme (bisher Krupp-Hoesch), dem zweiten Mann, die Automobilzulieferung, Öffentlichkeitsarbeit und Unternehmensentwicklung.
Die so entstehende Thyssen-Krupp AG Holding soll aus fünf selbständigen Bereichen bestehen und zusammen zum fünftgrößten deutschen Konzern avancieren. Desweiteren hat man sich auch noch vorgenommen, in den Kerngeschäftsfeldern Stahlproduktion, Handel und Automobilzulieferung weltweit zu den drei größten Anbietern zu gehören.
Dies klingt ja im großen und ganzen recht vielversprechend, aber wie sieht es mit dem Umfang der fusionsbedingten Kündigungen aus, in Hinblick auf den neuen Rekord von 4,82 Millionen Arbeitslosen?
Vielleicht könnte der neu entstehende Riesenkonzern der Bitte Roman Herzogs vom 25. April des letzten Jahres ja Folge leisten und keine weiteren Arbeitskräfte entlassen, eher noch welche zusätzlich einstellen, was sich bei dem geplanten Jahresumsatz durch neue Investitionen schon machen ließe, vorausgesetzt, daß der von unserem Bundespräsidenten angesprochene "Ruck, der durch Deutschland gehen muß", auch kommt.
Hoffen wir also, daß mit der geplanten steigenden Konjunktur auch die Beschäftigungszahl steigt.

Gereon Tillmann