Politik

Die Zeit drängt

Gendatei im Kampf gegen Kinderschänder

Der Tod der 12jährigen Carla, die schwerverletzt (und zu diesem Zeitpunkt bereits hirntot) aus einem Teich gezogen wurde, war der letzte Fall, der die deutsche Bevölkerung in Wut versetzte. Seit der Aufdeckung des belgischen Kinderschänderringes ist die Bevölkerung sehr sensibilisiert und hat die Angst vor Pädophilen und Kindermördern drastisch ansteigen lassen.
Die öffentliche Meinung drängt auf eine Verschärfung der Gesetze und neue Formen der Verbrechensbekämpfung. Eine offene Forderung seitens der Medien und verschiedener hochrangiger Innenpolitiker ist die Einführung der sogenannten Gendatei, um Straftätern, die sich an Kindern vergehen schneller auf die Spur zu kommen. Doch was ist diese Datei, und was kann sie?
In diese Datenbank sollen genetische Informationen aus der DNA aller Sexualstraftäter eingespeist werden, die, ähnlich wie der normale Fingerabdruck, eine eindeutige Identifizierung zulassen. Wurden Erbinformationen am Tatort durch die Polizei gesichert (Blut, Sperma, Haare, Haut), wird ein genetisches Profil erstellt und mit bereits gespeicherten Dateien abgeglichen. Das Problem ist nur, daß dieser Täter schon einmal aufgefallen sein muß, damit seine Erbinformationen, der "genetische Fingerabdruck", überhaupt im Computer zu finden sind. Desweiteren dauert es eine Weile, bis sich diese Datenbank überhaupt mit Daten füllt, da man ja nur neue Fälle aufnehmen kann.
Also ist klar, daß diese Gendatei keine schnellen Erfolge verspricht und nur mittel- und langfristig erfolgreich sein kann. Allerdings ist es dann auch noch Jahre später möglich, ungeklärte Fälle nachträglich aufzuklären, wenn der Täter irgendwann einmal gefaßt wird. Ähnliche Erfolge feiert die Polizei seit langem mit ihrer Fingerabdruck-Datenbank.
Die Polizei würde diese Datei als neue Waffe im Kampf gegen Sexualstraftäter aller Art begrüßen, und der Bundesjustizminister steht im Wort, diese Datei noch in dieser Legislaturperiode einzuführen. Auch Datenschützer haben ihre Zustimmung signalisiert, sofern diese Daten nur diesem einen Zweck dienen. In anderen europäischen Staaten haben die dortigen Strafverfolgungsbehörden gute Erfahrungen gesammelt, und es bleibt zu hoffen, daß zumindest Wiederholungstäter wieder schneller hinter schwedischen Gardinen landen.

MiWi