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Eine Fahrt nach Taizé

Manchmal wird es ja vergessen, aber tatsächlich hat die Mutterpartei der JU, die CDU ja ein großes C für christlich in ihrem Namen. Dies ist zwar nicht immer leicht zu verstehen; und gerade deswegen hier in dieser Zeitschrift ein Artikel über ein christliches Thema.
Es geht um Taizé - einen sehr kleinen Ort in Frankreich. Einige werden davon vielleicht schon mal gehört haben, viele aber auch noch nicht.

Was ist Taizé?

1940 gründete dort ein 25-jähriger junger Mann, Roger Schütz, eine Communauté von Brüdern. Seitdem ist dort eine christliche Gemeinschaft von Brüdern der verschiedensten christlichen Glaubensrichtungen entstanden. Das heißt, dort wird Ökumene seit vielen Jahren erfolgreich und ohne viel Gerede jeden Tag praktiziert.
Noch interessanter ist aber, daß dort 50 Wochen im Jahr Jugendtreffen mit Teilnehmern aus allen möglichen Ländern Europas und der restlichen Welt stattfinden. Daran nehmen nach Jahreszeit und Ferienlage zwischen 300 und bis zu 10.000 junge Menschen teil. Das Leben ist zwar nicht sonderlich luxuriös, eher im Gegenteil, aber man merkt, daß der Mensch auch in Einfachheit sehr glücklich leben kann. Es ist teilweise unglaublich, wieviele unterschiedlichste Gruppen dort miteinander ohne Querelen auskommen.
Geschlafen wird entweder in eigenen Zelten oder in Baracken, die zum Schlafen vollkommen reichen. Das Leben dort besteht aus den sehr unkonventionellen Gottesdiensten, Bibelgruppen, sinnvollen Gruppenarbeiten 2 Stunden täglich (spülen, Essen ausgeben, night guard,...), und den Mahlzeiten sowie Freizeit mit Singen und Sonnen. Es ist schwer zu beschreiben, was so viele junge Leute, von denen man allgemein sagt, sie hätten mit Glauben wenig am Hut, dorthin zieht. Und dies ist natürlich für jeden auch unterschiedlich und nur sehr sehr schwer in Worte zu fassen. Für die einen ist es mehr das Erlebnis, viele neue Leute kennenzulernen, für andere die Begegnung mit Gott und die Suche nach ihrem Lebenssinn, die ihnen hier besonders leicht fallen. Und natürlich die einmalige Atmosphäre in einer schönen Landschaft.

Brief eines Besuchers

Als ein Beispiel hier ein Auszug aus dem Brief eines Besuchers von Taizé:
"An einem Frühlingstag unterwegs nach Taizé. Die letzten Kilometer schlängelt sich eine schmale Straße durch bergiges Land. Die Dörfer, es sind nur wenige, sind sehr klein, muten kärglich, bescheiden an. Doch man ahnt hinter den Fenstern Leben. Dann kommt der Hügel von Taizé in den Blick.
Über fünfzig Jahre sind es her, daß sich Frère Roger dort niederließ und die ökumenische Communauté der Brüder ins Leben rief. Hunderttausende Jugendliche sind schon hierhergepilgert. Obwohl nirgendwo Ferien sind, befinden sich bereits wieder viele im Dorf.
Die Glocken rufen zum Mittagsgebet. Aus allen Richtungen kommen sie herbei, einzelne, Gruppen, auch einige Erwachsene, sogar Familien. In der nur schwach erleuchteten Kirche brennen viele Kerzen.
Die jungen Leute sitzen zum Beten auf dem Boden. In der Mitte die Brüder, erkenntlich am weißen Gewand. Die Gesänge und Texte werden in vielen Sprachen vorgetragen. Dazwischen eine lange Stille. Auch am Schluß, während die Kirche sich langsam leert, wird weitergesungen.
Danach gibt es ein einfaches Mittagessen. Man sitzt zwanglos beieinander, lächelt sich an, wenn man die Sprache des anderen nicht versteht, oder kommt ins Gespräch. Innere Übereinstimmung ist zu spüren.
Die Tage in Taizé sind ein Geschenk für Seele, Herz und Verstand, und ebenso für den Leib. Daß muß mit dem Sinn der Treffen zusammenhängen: zu den Quellen gelangen, zu den Quellen des Glaubens.
Was nehme ich aus Taizé mit? Vor allem die Erfahrung, daß gemeinsames Leben - unter den Christen wie unter den Völkern - nicht etwas ist, was man in den Griff bekommen kann; es ist nötig, daß wir uns selbst geben. Auch die wunderschönen Gesänge, die einen durch den Alltag begleiten. Die internationale Ebene von Taizé erweitert beträchtlich den Blick in die Welt. Das Sprachgewirr ist weniger hinderlich als vermutet. Es ist an der Zeit, sich zu öffnen und Unbekanntes, Fremdes als Fülle der Gaben Gottes zu entdecken."
Also, da man das Erlebnis Taizé einfach nicht besser beschreiben kann, bleibt nur der Aufruf: Hinfahren !!!

Wie komme ich nach Taizé?

Wer sich also für Taize interessiert (Verpflegung und Unterkunft kosten übrigens für eine Woche nur rund 90 DM) kann sich als Gruppe oder als Einzelner direkt (auch auf deutsch) wenden an :
Taizé Communauté, 71250 Cluny, Frankreich.
Als weiterer Tip für Interessenten: Verschiedene katholische und die evangelische Kirchengemeinden fahren nach Taizé. Also einfach mal nachfragen.