Sport

"Da war ich wohl der richtige Mann"

Interview mit Erik Meijer

Uns ist es gelungen, mit Erik Meijer, einem der besten Stürmer von Bayer 04 Leverkusen, zu sprechen. Der 27jährige Fußballprofi stand uns zu unserern Fragen gerne Rede und Antwort. Das Interview wurde gegen Ende der letzten Bundesligarunde geführt, als Leverkusen noch eine reelle Meisterschaftschance besaß.

Politeia: Herr Meijer, wie oft haben Sie Training?

Erik Meijer: Unsere Woche sieht normalerweise folgendermaßen aus: Montags ist mein freier Tag, dienstags trainieren wir meistens zweimal, mittwochs einmal, donnerstags zweimal, freitags ist ein Training, und dann fahren wir gleich ins Trainingslager. Samstags ist dann meistens ein Spiel, und Sonntag müssen wir austrainieren. Und dann ist die Woche schon voll. Dann bleibt nichts mehr übrig.

Wann trainieren Sie denn immer?

Normalerweise trainieren wir morgens um 10 Uhr und nachmittags um 15 Uhr. Nachmittags trainieren wir sowieso jeden Tag, aber dienstags und donnerstags trainieren wir meistens auch morgens.

Ist das Training sehr anstrengend für Sie?

Ja, der Trainer, den wir jetzt haben, der fordert uns ziemlich. Aber ich denke, das ist eine ganz andere Belastung, als würde man von 9 bis 17 Uhr arbeiten. Wir arbeiten, wenn wir Training haben, zwischen anderthalb und zwei Stunden. Aber das wird ganz anders eingeteilt: statt acht Stunden zu arbeiten, arbeitet man ein paar Stunden sehr hart. Man kann das nicht mit etwas anderem vergleichen.

Haben Sie immer viele Zuschauer beim Training?

Man merkt schon, wenn die Schulferien sind, dann komme ich hier nicht durch, dann sind so viele Kinder da. Die wollen Autogramme, auf den Ball, auf den Arm und überall drauf. Dann bist du schon ein bißchen länger unterwegs. Aber ich muß sagen, ich mache das gerne. Ich versuche, so viel Zeit wie möglich für die Kinder zu haben.

Bleibt da denn noch Zeit für andere Unternehmungen? Zum Beispiel sich mit anderen Leuten zu treffen?

Das wird ein bißchen weniger, weil die meisten Spiele am Wochenende sind. Wenn man mit Freunden etwas unternehmen will, geht das nur am Wochenende, weil die dann frei haben. Und dann ist man meistens unterwegs. Aber ich versuche, mir das so gut wie möglich einzuteilen, damit ich meine Freundin nicht vergesse. Wir verplanen eine Menge Zeit, um dann lecker zu essen oder ins Kino zu gehen. Man braucht auch ein wenig Ablenkung.

Wie sind Sie nach Leverkusen gekommen?

Ich habe letztes Jahr in Uerdingen gespielt, da war ich ausgeliehen. Nach der Saison war ich dann "ablösefrei" und konnte gehen, wohin ich wollte. Da waren ein paar deutsche Vereine interessiert: Schalke, Bremen und Leverkusen. Leverkusen war eigentlich als erster dran. Dann habe ich mit den Leuten gesprochen, und das war sehr interessant. So bin ich dann hierher gekommen. Die brauchten einen, da war ich wohl der richtige Mann (lacht).

Wie sind Sie denn überhaupt zum Fußball gekommen?

Da bin ich ein bißchen mit groß geworden. Mein Vater hat immer Fußball gespielt, aber er hat es leider nie geschafft, professioneller Fußballspieler zu werden. Ich machte erst einmal eine Metzgerlehre, und dann mußte ich wählen zwischen der Metzgerei zu Hause oder Fußball. Da habe ich gedacht, ich versuche es mit ein paar Jahren Fußball, und ich bin noch immer im Geschäft (lacht).

Was wollen Sie machen, wenn Ihre Fußballkarriere zu Ende ist?

Ich habe jetzt viele Dinge im Kopf, die ich gerne machen will. Mein erster Gedanke ist, daß ich nicht mehr zurück in die Metzgerei gehe. Meine Eltern haben zwar die Metzgerei noch, überlegen aber aufzuhören, weil es nicht mehr so einfach geht wie vor 10 Jahren. Ich denke nicht, daß das etwas für mich ist. Ich brauche Leute um mich herum und eine Arbeit, an der ich Spaß habe. Hoffentlich habe ich dann genug Geld verdient, um auswählen zu können, was ich dann mache.

Wollten Sie als kleiner Junge auch schon Fußballer werden?

Nein, ich kann nicht sagen, daß das ein Wunsch war. Ich habe mich zwar schon immer für Sport und vor allem für Fußball interessiert, und in meiner Jugend war es wichtig, besser zu sein als meine Freunde, aber ich kann nicht sagen, daß es ein richtiger Wunsch war. Ich bin da so reingerutscht. Zuerst versuchte ich, in meinem Dorf bei den Amateuren in die erste Mannschaft zu kommen. Und plötzlich war ich dann in Leverkusen.

Wie haben Sie denn angefangen, Fußball zu spielen?

Als kleiner Junge, so mit 6 Jahren, habe ich angefangen. Ich war immer der kleinste und mußte dann auch mit Jungs zusammenspielen, die 3 oder 4 Jahre älter waren. Das war ein ganz kleines Dorf, und wir mußten mit elf- oder zwölfjährigen zusammenspielen. So habe ich dann meine Jugend durchlaufen, bis ich 16 war. Dann bin ich weggegangen zu einem Profiverein und habe dann als Jugendspieler gespielt. Von da aus habe ich dann öfter gewechselt. Angefangen habe ich in Sittard, dann bin ich nach Antwerpen gegangen, habe da ein Jahr gespielt und war danach in einem kleineren Verein in Eindhoven. Danach bin ich wieder zurück nach Sittard gegangen, habe in Maastricht zwei Jahre gespielt, bin dann zum PSV Eindhoven, dem großen Verein, gewechselt. Danach war ich ein Jahr in Uerdingen, und jetzt bin ich in Leverkusen. Also, ich bin nicht weit weg von zuhause gewesen, aber ich habe um Maastricht, wo ich geboren bin, eine kleine Runde gedreht.

Haben Sie denn noch vor, weiter bei Bayer 04 zu bleiben?

Ja, ich habe einen Vertrag bis 1999, also bin ich vorläufig noch hier. Oder da muß irgendein Bekloppter kommen, der sagt: "Ich will unbedingt den Erik Meijer haben, und wieviele Millionen der kostet, das interessiert nicht, ich will den haben." Aber bis jetzt ist der noch nicht hier gewesen.

Aber es gefällt Ihnen hier in Leverkusen?

Ja, es geht mir hier sehr gut. Also, es ist auch einfach zu sagen: Es gefällt mir hier. Es ist das erste Jahr hier, und die Erwartungen waren, daß wir einen Europapokalplatz erreichen können. Aber wenn du dann zwei Spieltage vor Saisonende immer noch um die Meisterschaft mitkämpfst, kannst du eigentlich nur zufrieden sein. Das geht einfach nicht anders. Wenn du dann nicht zufrieden bist, bist du selber schuld.

Was ist denn Ihr Tip? Werdet Ihr Deutscher Meister?

Ja, es ist schwer zu sagen, so als würde ich sagen, daß ich Samstag einen Sechser im Lotto habe. Das kann ich ja auch nicht sagen. Es sind noch zwei Spiele, und meistens passiert etwas bei den Spielen, wo man denkt: Es kann nichts passieren. Als München in Rostock gespielt hat, da habe ich gedacht, die lassen Punkte da, aber sie gewinnen einfach. Und gegen Freiburg spielen sie dann 0:0. Da habe ich vorher gedacht: Das ist ein einfaches Spiel. Das ist das Schöne am Fußball, daß es immer Überraschungen gibt. Und wie weit wir kommen, das werden wir schon sehen. Es ist natürlich schön, daß wir jetzt nach vorne gucken können. Sonst gäbe es ja keine Überraschungen mehr. Aber es wäre für den Verein etwas ganz Tolles, wenn wir Meister werden würden. Ich bin mal gespannt, wie das ausgeht. Aber ich muß sagen, ich freue mich auch schon auf meinen Urlaub. Diese Saison hat doch viel gefordert.

Was wollen Sie denn im Urlaub machen?

Am 4. Juli haben wir Urlaub, und am 7. fliege ich für 16 Tage nach Bali. Da mache ich aber wirklich nichts. Vielleicht ein paar Dinge angucken, okay. Letztes Jahr war ich in Südafrika. Das hat mir auch gut gefallen. Das war aber sehr anstrengend. Aber dieses Jahr mache ich das ein bißchen ruhiger.

Wir danken Ihnen recht herzlich für das Interview und wünschen Bayer 04 Leverkusen eine erfolgreiche neue Saison 1997/98.

(Das Interview führten Patricia Marewski und Rebecca Bähr.)