Lifestyle

Klettern in der "Bronx"

Hürther Kletterhalle eröffnet 120 qm Boulderhöhle

Was ursprünglich nur als Notnagel für aus der Natur vertriebene Sportkletterer entstanden war, ist inzwischen zum Selbstläufer geworden: das Klettern an künstlichen Kletterwänden im Freien und in der Halle. Nicht nur in Bayern, wo in München eine der größten künstlichen Outdoor-Kletteranlagen entstanden ist, können die Freunde der Vertikalen ihrem Hobby frönen. Nein, auch in Nordrhein-Westfalen eröffnen sich den Kletterern immer neue Möglichkeiten.

"Kaputtgeliebt"?

Und gerade hier brennen auch die Probleme besonders auf den Nägeln. Denn von den einstmals weit über die Bundesgrenzen wegen ihrer Klettermöglichkeiten bekannten Buntsandsteinfelsen in der Nordeifel bei Nideggen ist den Kletterern seit dem Frühjahr 1994 nicht mehr viel übrig geblieben. Im Verein mit der Landesanstalt für Ökologie, Landschaftsentwicklung und Forstplanung und dem allseits bekannten (und beliebten) Kölner Regierungspräsidenten Franz-Josef Antwerpes ist es Naturschutzverband BUND gelungen, große Bereiche der Felsen für den Bergsport angeblich zum Schutz seltener Tier- und Pflanzenarten zu sperren und in anderen Bereichen nur noch stark eingeschränktes Klettern zuzulassen.
Um die Felsen von Nideggen, die bereits seit Beginn des Jahrhunderts beklettert werden, hat sich eine Freikletterszene entwickelt, die mit Touren bis in den zehnten Schwierigkeitsgrad von sich reden macht. Die Sportler wurden durch die Sperrungen mehr und mehr gezwungen, auf die Klettergebiete jenseits der Einflußbereichs von FJA auszuweichen, etwa in Belgien, Luxemburg oder Rheinland-Pfalz.

Künstliche "Felsen"

Im Zuge der Entwicklung von künstlichen Kletterwänden für das Wettkampfklettern ergaben sich für die Gleichgewichtskünstler aber auch ganz andere Möglichkeiten: Die Kletterhallen schießen zwar nicht gerade wie Pilze aus dem Boden, doch ihre Zahl nimmt kontinuierlich zu. Wo nicht ein Großinvestor Fitneß-Center mit Kletterwänden neu aus dem Boden stampft, wie z.B. in Andernach oder Aachen, da tun es auch alte Lager- oder Fabrikhallen.
Eine künstliche Kletterwand besteht gewöhnlich aus großen Sperrholz- oder Verbundstoffplatten die an einer Gerüst-Konstruktion befestigt und mit farbigen Griffen und Tritten versehen sind. Die Farbe gibt dem Kletterer eine bestimmte Route vor, die mit einem Schwierigkeitsgrad bewertet ist. Damit es nicht langweilig wird, werden in regelmäßigen Abständen neue Routen hinzugeschraubt und alte weggenommen.
Im Vergleich zum Klettern in der freien Natur muß man an einer künstlichen Wand, die Griffe und Tritte daher nicht mehr suchen, sondern nur noch austüfteln, wie man sie richtig benutzt. Auch muß man sich in der Halle nicht mehr um das Wetter kümmern und auch die Sicherung ist wesentlich besser. Wenn auch die meisten Kletterer ihr Hobby lieber im Freien, am liebsten sogar im Hochgebirge ausüben, weil die Auseinandersetzung mit der Natur ein wichtiger Bestandteil ihrer Freizeitbeschäftigung ist, ist die Halle trotzdem eine gute Trainingsmöglichkeit für die große Tour in den Alpen.

Selbsthilfe

Auch die "Bronx Rock-Kletterhalle" in Hürth-Efferen ist in einer alten Speditions-Lagerhalle entstanden, die Sportkletterfreaks mieteten, um dort die erste Indoor-Kletterwand in der Kölner Gegend zu errichten. So ergab sich für die immer mehr aus der Eifel herausgeschützten Freunde der Vertikalen die Gelegenheit, ihren Sport auch auszuüben, ohne erst ("umweltfreundlich") Hunderte von Kilometern fahren zu müssen, um in ein noch frei zugängliches Klettergebiet zu gelangen.
Mit dem Entstehen des Hallenkletterns ist der Kreis der "Freeclimber" aber weit über die reinen Gebirgsfreunde hinaus gewachsen. Denn nun kann man den Sport erst einmal risikolos, vom Wetter unbeeinträchtigt und relativ preiswert in der Halle erlernen, bevor es dann irgendwann einmal (wenn überhaupt) nach draußen geht.

Erweitert

Im Herbst letzten Jahres wurde die "Bronx Rock"-Halle wesentlich vergrößert, so daß nunmehr über 1.000 qm Kletterfläche mit etwa 150 Routen vom zweiten bis zehnten Schwierigkeitsgrad zur Verfügung stehen. Ein weiterer Schritt zur Attraktivierung erfolgt diesen Monat mit der Eröffnung der 120 qm großen Boulderhöhle. Dort kann man sich in Absprunghöhe und mit weichen Matten gepolstert die Finger langziehen und die neuesten "Moves" ausprobieren. Die Eröffnung wird mit einem Kletterwettbewerb und der "Bronx Rock-Party (Teil II)" gefeiert.
Wer neu mit dem Klettern beginnen will, dem wird es in Hürth-Efferen leicht gemacht. Ausrüstung kann gegen eine Gebühr (Schuhe 5 DM, Sitzgurt 3 DM, Sicherungsgerät 1 DM) ausgeliehen werden. Erste Kenntnisse, wie man seinen Partner sicher oder klettert, kann man von bereits kletternden Bekannten erlangen oder in einem der Basic-Kurse, die dienstags um 18.00 Uhr stattfinden (Gebühr: 30 DM bzw. 25 DM für Schüler, Studenten, usw.), lernen.

Anfahrt

Neugierig geworden? Die Bronx Rock-Kletterhalle ist einfach mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen: Mit der Straßenbahnlinie 18 fährt man vom Kölner Hauptbahnhof in Richtung Brühl/Bonn und steigt nach zwanzig Minuten Fahrzeit an der Haltestelle Hürth-Efferen aus. Man verläßt den Bahnsteig in Fahrtrichtung der Bahn und überquert die Gleise nach links. Die nächste Querstraße ist die Luxemburger Straße, der man kurz nach rechts bis zur Einmündung der Kalscheurener Straße folgt. Wo diese einen leichten Bogen nach rechts macht, steht das erste Hinweisschild über den Hof nach links zum Eingang der Kletterhalle (fünf Minuten von der Haltestelle).

Anschrift: Kalscheurener Straße 19, 50354 Hürth-Efferen, Telefon 02233/685070.

Öffnungszeiten: Mo-Fr 14.00 - 22.30 Uhr, Samstag, Sonntag, Feiertag 12.00 - 22.00 Uhr.

Eintrittspreise: Tageskarten Mo-Fr: 18 DM (15 DM ermäßigt), Sa, So, Feiertags: 20 DM (17 DM ermäßigt). Die vollständige Preisliste (und noch mehr) gibt es auch im Internet unter:

www.sportklettern.de/Hallen/hallen1.htm

M.W.