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Filmkritik: Mütter und Söhne

Nach dem Film "Im Namen des Vaters" greifen Terry George (Regie und Drehbuch) und Jim Sheridan (Drehbuch) ein zweites Mal historische Fakten auf, um den Kinobesucher mit dem Nordirland-Konflikt zu konfrontieren.

Die Handlung

Nach einem Anschlag auf ein britisches Militärfahrzeug werden die zwei IRA-Kämpfer Frank Higgins und Gerard Quigley am Weihnachtsabend 1979 von den Behörden verhaftet. Da die beiden sich als Kriegsgefangene und nicht als gewöhnliche Kriminelle sehen (was sie nach Meinung der Londoner Regierung sind), wollen sie die Gerichtsverhandlung, die ihnen gemacht wird, nicht akzeptieren. Aus demselben Grunde weigern sie sich, im Hochsicherheitsgefängnis von Maze angekommen, normale Häftlingskleidung anzulegen. Im Knast, wo neben ihnen noch zahlreiche andere mutmaßlich IRA-Mitglieder einsitzen, kommt es zum Streik. Weil sie ihre Häftlingskleidung nicht anziehen, wird es ihnen verboten, die Toiletten auszuleeren. Trotz einiger Vermittlungsversuche eskaliert die Situation so weit, daß einige der Gefangenen in Hungerstreik treten. (1981 starben tatsächlich zehn mutmaßliche IRA-Mitglieder bei einem Hungerstreik.)
Neben dem Werdegang der Häftlinge verfolgt der Film aber auch das Leben der Mütter von Higgins und Quigley, die beide verwitwet sind. Während die eine von Beginn an pro-IRA gesinnt ist, nimmt die andere eine gemäßigtere Stellung gegenüber der britischen Regierung ein. Sie erfährt erst durch die Verhaftung von den Taten ihres Sohnes. Im Verlauf des Films, kommen beide Mütter dazu, ihre Einstellung zumindest teilweise zu überdenken. Schließlich, nachdem auch Higgins und Quigley in den Hungerstreik getreten sind, stehen sie vor dem Dilemma: Sollen sie den Willen ihrer bereits bewußtlos gewordenen Söhne mißachten und der Zwangsernährung zustimmen?

Kritik

Natürlich macht ein Film, der Mütter und ihre sterbenden Söhne beschreibt, parteiisch. Zumal wenn er derart mit Emotionen operiert, wie dies Terry George tut. Und es gibt auch in diesem Film den eindeutigen Bösewicht, der hier auf britischer Seite zu finden ist. Aber dennoch zeigt der Film auch die vielen Facetten, die zwischen Schwarz und Weiß liegen. So etwa die Rolle der katholischen Kirche, in der die Meinungen über den Hungerstreik und die Versuche der IRA, sie (die Kirche) für ihre Zwecke einzuspann
en, differieren. Auch die Sinn Fein-Partei, der politische Arm der IRA, wird irgendwo zwischen diesen beiden Polen angesiedelt.
Für den aufgeschlossenen Kino-Besucher kann der irische Film "Mütter und Söhne" ein Mosaikstein im eigenen Bild über den Nordirland-Konflikt sein. Er macht klar, daß es dort keine einfachen Lösungen gibt. Zudem wird deutlich, daß es sich dabei um keine religiöse Auseinandersetzung handelt. Für den politisch interessierten Cineasten ist der Film ein Muß.



SOME MOTHERS'S SON, IRL 1996 - Regie: Terry George. Buch: Terry George und Jim Sheridan. Darsteller: Hellen Mirren, Aidan Gillen, Fionnula Flanagan, David O'Hara. 111 Minuten.

M.W.