Politik

Ein großer Schritt zum Frieden

Als Reaktion auf den Abschluß des Hebron-Abkommens am 15. Januar sprach der US-Präsident Clinton von einem wichtigen Schritt "zu einem dauerhaften Frieden im Nahen Osten". Seiner Ansicht nach hätten die Kräfte des Friedens über eine Geschichte der Spaltung triumphiert. Helmut Kohl ermutigte die beiden Parteien im Nahost-Friedensprozeß zu weiteren Schritten. Doch nicht nur diese Kommentare aus der westlichen Welt, sondern auch die Äußerungen aus den arabischen Staaten zeugen von der weitreichenden Bedeutung dieses Abkommens. König Hussein aus Jordanien sprach von einer neuen Leistung im Nahost-Friedensprozeß, während aus jüdischen Reihen harsche Kritik an dem Abkommen und an Natanjahu laut wurde. Nach Aussagen des früheren israelischen Premierministers Shamir stelle das Hebron-Abkommen eine "Kapitulation" dar. Aber auch im israelischen Kabinett, das zwölf Stunden über das Abkommen debattiert hat, kam es zu heftiger Kritik an der Politik Netanjahus.
An den heftigen Reaktionen aus aller Welt läßt sich die Bedeutung des Abkommens ableiten. Der lange Weg zu einer Einigung um die Stadt Hebron ist von beiden Seiten zu verstehen, da sich in dieser 80 000-Einwohner-Stadt das heilige Grab der Patriarchen, nämlich die Grabstätten Abrahams, Isaaks und Jacobs, die jedoch weiterhin zum israelisch verwalteten Miltätgebiet gehören werden, befinden.

Ein wichtiger Schritt

Das nun geschlossene Abkommen ist sicherlich als eine logische Konsequenz aus dem Gaza-Jericho-Abkommen aus dem Jahre 1994, durch das die Autonomie des Gazastreifens, und dem damit verbundenen Friedensprozeß sowie dem Rückzug israelischer Truppen aus den besetzten Gebieten Gazastreifen und Westjordanland zu sehen. Doch auch wenn bereits am 13.9.1993, also vor mehr als drei Jahren, in Oslo von der PLO und Israel ein Abkommen zur Selbstverwaltung der Palästinenser geschlossen wurde, ist das Hebron-Abkommen durchaus keine Selbstverständlichkeit gewesen. Schuld daran ist ohne Zweifel auch die Gewalt, die den Friedensprozeß immer wieder erschüttert hatte, so zum Beispiel Bombenanschläge im vergangenen März, durch die 59 Menschen getötet wurden und die die Israelis dazu veranlaßten, den Abzug aus Hebron auf unbestimmte Zeit zu verschieben.

Skepsis bleibt

Ungeachtet der am Anfang dieses Artikels genannten positiven Stimmen über den Vertrag - die Skepsis auf beiden Seiten bleibt weiterhin bestehen und es wird die Aufgabe beider Parteien sein, gegenseitiges Vertrauen zu schaffen. So wird es wichtig sein, das Abkommen auf die Menschen zu übertragen und es so mit Leben zu füllen. Die 100 000 Palästinenser und die 400 jüdischen Siedler, zu deren Schutz weiterhin 20 % des Stadtgebietes Hebron unter der Aufsicht der israelischen Armee stehen werden, werden einen modus vivendi finden müssen, der eine gegenseitige Akzeptanz und vor allem eine Akzeptanz der neuen Stellung der Palästinenser, erlaubt.