Lifestyle

Veganismus und Tierrechte

"Was bitte heißt denn vegan???" Fast alle Menschen wissen, was Vegetarismus ist, aber nur wenige kennen den Begriff des Veganismus. Vegetarier essen kein Fleisch, das ist bekannt; aber was tun oder lassen dann Veganer? Also, vereinfacht gesagt ist Veganismus im Gegensatz zum Vegetarimus nicht nur eine Ernährungsform, sondern eine Lebensphilosophie.
Veganer lehnen alle Nahrungsmittel und Produkte ab, die durch das Töten und Ausbeuten von Tieren erzeugt werden; ebenso alle Handlungen, die Tiere ihrer Freiheit berauben. Konkret heißt das, daß Veganer weder Fleisch, Fisch, Michprodukte, Eier oder Produkte mit tierischen Inhaltsstoffen (z.B. tierische Fette, Gelatine, E-Zusätze) zu sich nehmen, noch Kleidung aus Tierprodukten (z.B. Leder, Pelz, Wolle, Seide, Daunen) tragen. Außerdem lehnen Veganer alle Tierversuche ab, desgleichen Zirkus, Zoo, Pferderennen usw. und natürlich auch Jagen und Angeln.

Lebensphilosophie

"Schön und gut, aber warum das Ganze?", fragen sich viele Mitmenschen. Neben dem gesundheitlichen Aspekt (siehe unten) leben Leute vor allem aus ethischen Gründen vegan: Das Wissen um das unendliche Leiden und die Erkenntnis, daß dieses Leiden ethisch in keiner Weise zu rechtfertigen ist, gehen dem Schritt zum Vegetarismus/Veganismus voraus. Veganer/Tierrechtler denken die Grundgedanken der meisten Gesellschaften in Bezug auf Freiheiten und Rechte des Einzelnen konsequent weiter: Nicht nur jeder Mensch soll das Recht auf Leben, körperliche Unversehrtheit und unverletzliche Freiheit haben, sondern auch jedes Tier; "Leben und leben lassen", vereinfacht gesagt. Vielen mag diese Einstellung abstrakt oder lächerlich vorkommen, aber man sollte sich dann vor Augen führen, daß es im letzten Jahrhundert vielen genauso lächerlich schien, Schwarzen oder Frauen Rechte zusprechen zu wollen.

Tier- und Menschenrechte

Während Tierschützer die Folgen des gewissenlosen Umgangs der Menschen mit den Tieren bekämpfen, versuchen Tierrechtler die Ursachen zu beseitigen. Das ist natürlich sehr schwierig, denn gerade in der heutigen Konsum- und Bequemlichkeitsgesellschaft sind die Leute nur mit Mühe dazu zu bewegen, ihr Denken und Handeln auch nur ansatzweise zu ändern. Dabei gibt es neben den erwähnten ethischen noch andere wichtige Gründe, die für den Veganismus sprechen:
Gesundheit: Entgegen anderslautenden Gerüchten ist die ausgewogene vegane Ernährung nicht nur risikolos, sondern auch wesentlich gesünder. Im anglo-amerikanischen Raum, wo Veganismus viel weiter verbreitet ist als hier (z.B. gibt es ca. eine Million Veganer und Vegetarier in Großbritannien; in den USA findet man mühelos vegane Lebensmittel in Supermärkten, die auch extra als vegan gekennzeichnet sind), gibt es zahllose Studien zur veganen Ernährung. Einige Studien gibt es auch in Deutschland; nachfolgend ein Auszug aus einer Stellungnahme von Prof. Dr. Claus Leitzmann vom Institut für Ernährungswissenschaft der Universität Gießen: "....Bei einer sachgerechten Auswahl und Zubereitung pflanzlicher Lebensmittel ist es möglich, sich bedarfsgerecht zu ernähren. Die oft diskutierten und bei falscher Praxis auch festgestellten Mängel an Eisen, Calcium, Vitamin B12 und Protein treten relativ selten auf, da Veganer sehr ernährungsbewußt sind und ein überdurchschnittlich gutes Ernährungswissen aufweisen (...). Studien mit Veganern, die weltweit, aber auch von uns durchgeführt wurden, zeigen, daß Veganer im Durchschnitt deutlich gesünder sind als die allgemeine Bevölkerung. Körpergewicht, Blutdruck, Blutfett- und Cholesterinwerte, Nierenfunktion sowie Gesundheitsstatus allgemein liegen häufiger im Normalbereich....."
Außerdem sollte man die Gesundheitrisiken durch BSE, Schweinepest, Salmonellen usw. nicht vergessen. Ein weiteres Risiko sind die Pharmaka (Chemie), mit denen die Tiere vollgepumpt werden und die durch den Fleischverzehr in den menschlichen Körper gelangen.

Ressourcenverschwendung durch Massentierhaltung

Umweltzerstörung (Beispiele): Der Anteil der Wasserverschmutzung in Europa, der durch die Massentierhaltung verursacht wird (Gülle), liegt bei über 50%; der Anteil der Zerstörung des tropischen Regenwaldes, der auf die Massentierhaltung zurückgeht, liegt bei 70%.
Ressourcenverschwendung: (Beispiele): Für die "Produktion" von 1 kg Rindfleisch braucht man u.a. 10 kg Getreide/pflanzliche Nahrung und 32100 Liter (!); für 1 kg Geflügel 3-4 kg/5000 l, für 1 kg Schweinefleisch 6 kg/9700 l. Ein Drittel aller Rohstoffe (pflanzliche Nahrung, Wasser, Holz, mineralische Rohstoffe) wird für die Massentierhaltung in Nordamerika und Westeuropa verbraucht.
Hunger in der "3. Welt": Ohne die massiven Futtermittelimporte aus diesen Ländern (ca. 23 Mio.t./Jahr in der EU), könnten die immensen Fleischberge nicht "produziert" werden; gleichzeitig hungern die Menschen in ärmeren Regionen der Welt. 40000 Kinder sterben (laut UNICEF) täglich, weil ihnen diese Pflanzennahrung fehlt, denn auf den landwirtschaftlichen Flächen dieser Regionen werden Getreide, Soja, Maniok u.a. angebaut und als Masttierfutter in die Industrieländer exportiert.
Aus Platzgründen sind hier nur einige von vielen Gründen und Argumenten aufgeführt, die das Thema betreffen. Dieser Artikel soll ein Anstoß sein: Denkt mal darüber nach!
(Fragen oder Kontaktwünsche können an die Redaktion gerichtet werden. Wir leiten sie weiter. Die Red.)

Stavros Papantoniou