Leverkusen

Fälscherring ausgehoben

SPD macht sich mal wieder um Leverkusen verdient

Lange haben sie geglaubt, ihr lichtscheues Treiben ewig fortsetzen zu können. Doch die Leverkusener SPD, wachsam wie eh und je, hat die Leverkusener Zeitungsleser davor bewahrt, infamen Leserbrief-Fälschern weiter aufzusitzen.
In der Beilage "Aktuell SPD für Leverkusen", die mit Anzeigenblättern zusammen verteilt wurde und folglich jeden Leverkusener Haushalt erreicht haben dürfte, zählen die Genossen in einem rot unterlegten Kasten (Überschrift: "ACHTUNG ACHTUNG") knapp 20 Bürger namentlich auf, deren Leserbriefe gar keine "echten" Leserbriefe seien, sondern "von der Bürgerliste und ihren politischen Freunden aus der F.D.P. gesteuerte Kampagnen". Darunter auch die dreifachnamige FDP-Chefin und andere relativ prominente Mitglieder beider Parteien. Ziel der Schreiber sei es, "das Meinungsbild der Öffentlichkeit ganz bewußt zu verfälschen". Ein echter Volltreffer, liebe Genossen! Man stelle sich vor: Da gibt es tatsächlich Leute, die nicht nur eine Meinung haben, sondern diese auch noch in Leserbriefen kundtun! Und diese Leute sind nicht etwa Mitglieder der SPD oder der CDU oder der Grünen, nein! Sie sind Mitglieder der erzkapitalistischen FDP (pfui!) und der Bürgerliste, einem Sammelbecken von SPD-Abtrünnigen (iiiiiiiiiih!). Man fragt sich, wohin diese Republik noch abdriftet, wenn solche tolldreisten Meinungsbildfälscher am hellichten Tage ihr widerwärtiges Handwerk treiben! Aber gottseidank gibt es ja die SPD. Diese altehrwürdige Wächterin der Meinungsfreiheit hat selbst noch nie Probleme mit gefälschten Leserbriefen gehabt. Das heißt ... Erhard T. Schoofs, der jetzige Bürgerlisten-Chef, wurde aus den Reihen der SPD ja nur entfernt, weil er mit Hilfe zahlreicher Rheindorfer Freunde immer wieder peinliche Pro-SPD-Leserbriefe lanciert hatte. Das haben Küchler, Singer und Co. auf die Dauer einfach nicht mit ihrem empfindlichen Gewissen vereinbaren können. Mal im Ernst: Für wie unmündig halten die Genossen die Leser eigentlich? Daß ein großer Teil der Leserbriefe in den Lokalteilen von interessierter Seite "gesteckt" wird, ist ein altbekanntes Ärgernis. Aber auch solche Leserbriefe können anregend, informativ und unterhaltsam sein und zur Meinungsbildung beitragen. Was die FDP angeht (deren innige Nähe zur Bürgerliste bisher nicht bekannt war): Wie soll diese Partei eigentlich in der Öffentlichkeit wirken? Ihr fehlt eine Ratsfraktion, die solche Blättchen wie das der SPD herausbringen und finanzieren könnte. Wenn die Liberalen fleißiger Leserbriefe schreiben als andere, sollte man ihnen nicht die Faulheit der SPD zum Vorwurf machen. Aus dieser total mißglückten Aktion kann man auch erkennen, daß die beschuldigten "Fälscher" offenbar ziemlich erfolgreich waren, jedenfalls so erfolgreich, daß die SPD nervös wurde. Und warum? Ist etwa die im gleichen Blättchen gepriesene SPD-Politik für Leverkusen vielleicht doch nicht so gut? Etwas haben die Genossen aber vielleicht übersehen: Daß es die eine oder andere der knapp 20 Personen gar nicht lustig finden könnte, in einer an alle Leverkusener Haushalte gehenden Publikation als Verfälscher "des Meinungsbildes der Öffentlichkeit" an den Pranger gestellt zu werden, deren Leserbriefe "nicht echt" seien. Immerhin gibt es einen Paragraphen gegen üble Nachrede. Die SPD braucht hoffentlich nicht erst eine Niederlage vor Gericht, um solche miesen denunziatorischen Aktionen aufzugeben.

G.D.