Leverkusen

Jugend in Leverkusen

Bevor man sich mit "der Jugend" im allgemeinen und mit den Jugendlichen in Leverkusen beschäftigt, ist es notwendig, einige Worte über "die heutigen Jugendlichen" zu verlieren. Es fällt heute ungemein schwer, von "der Jugend" zu sprechen.
Zwar wurde man den Jugendlichen auch zuvor niemals gerecht, wenn man sie in einen Topf schmiß und sie mit Schubladenbegriffen definierte, aber spätestens seit den 80er Jahren ist es unmöglich geworden, von Jugendlichen im allgemeinen zu sprechen, ohne auf die unglaublich große Vielfalt der Jugendszenen einzugehen.
Während die Strukturen der Jugendsubkulturen in den 50er Jahren recht eindeutig und starr waren, sind sie heute gekennzeichnet von sich rasch verändernden und vermischenden Stilrichtungen der Jugendszenen.
Punks, Skater, Skins, Raver, Schickies, Grufties, Rockabillys, Rapper, Girlies, Faschos, Ökos, Computer-Kids, Beauties, ...
Was versteckt sich hinter dieser Aufzählung von Jugendszenen? Alle diese Gruppen oder "Stämmebezeichnungen", die noch lange nicht vollständig ist, haben ihre eigene Identität, ihr eigenes Outfit und ihre eigene Musik. Sie alle bilden die heutige Jugend! Eine Jugend, die so unterschiedlich und plural ist, daß es außer dem Alter und den oftmals ähnlichen Problemen kaum etwas gibt, was sie verbindet.
Die Szenenjugendlichen leben in verschiedenen Welten. Da gibt es einmal die Schule (mit dem Leistungsdruck und der Disziplin), die Gruppe der Gleichaltrigen (mit ihrem kulturellen Eigenleben) und die Familie. Alle diese Jugendlichen in den Szenen, Gruppen und "Stämmen" bilden die heutige Jugend, die ein Produkt unserer modernen Leistungsgesellschaft mit ihrer großen Pluralität und großen Unübersichtlichkeit, Schnellebigkeit und Verschiedenheit ist.
Es gibt keine Ideale, keine Personen oder Sachen, die diese Jugendlichen verbindet - sie auf einen Nenner bringt, mit denen sie sich identifizieren.


Leverkusener Szenen?

In Leverkusen lassen sich solche Szenen zwar erkennen, jedoch nur schwer einem Stadtteil oder einem Platz zuordnen. So gibt es im Stadtgebiet ein paar Treffpunkte von Jugendlichen (Spökes, K1, Megaphon, "Keller" usw.), in denen sicherlich auch ein Szenenleben stattfindet, jedoch kommt die starre Trennung der Jugendszenen nicht so deutlich zum Ausdruck. In unseren Nachbarstädten Köln und Düsseldorf, zu denen die meisten "erwachsenen Jugendlichen" flüchten, sind solche Szenentreffs wesentlich deutlicher auszumachen.
Die Gruppe der Jugendlichen (16-17 Jahre) und die Gruppe der jungen Volljährigen (18- 20 Jahre) sind im Bezug auf Jugendszenen am interessantesten. Insgesamt leben etwa in Leverkusen-Schlebusch (Nord und Süd) 374 Jugendliche (Stand 1993; aus der Sozialraumanalyse von Prof. Dr. Bellermann) und 565 junge Volljährige.
Das Angebot an Jugendeinrichtungen für Jugendliche und junge Erwachsene stellt sich in Leverkusen-Schlebusch als gering - wenn man die Zahl der 6 - 21 jährigen betrachtet, als zu gering - dar. Es existieren in Schlebusch-Süd zwei Jugendfreizeitheime, die ohne hauptamtliches pädagogisches Personal und mit nur beschränkten Öffnungszeiten arbeiten. In Schlebusch-Nord besteht neben einem weiteren Jugendfreizeitheim noch eine sogenannte "Kleine Offene Tür", die mit einer hauptamtlichen Stelle und festen Öffnungszeiten insbesondere für Schüler Angebote am frühen Abend anbietet.
Die Angebote in Leverkusen-Schlebusch wenden sich, von einzelnen Veranstaltungen abgesehen, hauptsächlich an Jugendliche bis zum Alter von ca. 18 Jahren. Für junge Volljährige besteht trotz zwei weiterführender Schulen in Schlebusch kein festes Angebot. Dies könnte in Zukunft zu einem Problem für die jetzt heranwachsenden Jugendlichen werden, da insbesondere in Schlebusch-Nord die Zahl der unter 6jährigen seit 1975 bis 1993 um 28,5% zugenommen hat. Ein Jugendfreizeitheim und eine "Kleine Offene Tür" werden dort auf Dauer zu wenig sein!


Jugendhilfeplanung in Leverkusen

Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, daß dieser Artikel über Leverkusener Jugendliche, ihre Wünsche, Probleme oder Bedürfnisse nur wenig aussagt. In diesem Zusammenhang sei aber schon auf eine Ausgabe nach den Sommerferien verwiesen, der dann die aktuellen Ergebnisse einer Jugendumfrage des Jugendamtes zugrunde liegen wird.
Diese Umfrage wird in den nächsten Monaten an Leverkusener Schulen durchgeführt und soll unter anderem dem Jugendhilfeausschuß Auskunft über die bestehenden Jugendeinrichtungen, deren Frequentierung, Zielgruppen usw. geben. Zusätzlich zu dieser Umfrage wird die Junge Union Leverkusen in den Jugendeinrichtungen eine Befragung durchführen, die auch Wünsche, Hoffnungen, Zukunftsvorstellungen und konkrete Forderungen der Jugendlichen berücksichtigen soll.

A.N.